Interesse an Stasi-Akten bleibt in der Region groß / Behörde kann auf noch mehr Informationen zugreifen
Das Interesse an der Einsicht in die persönlichen Stasiakten ist ungebrochen. Das bestätigt Anne Tauscher, Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit beim Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU), Außenstelle Schwerin. Es war auch jüngst unübersehbar, als Anne Tauscher und ein Kollege in Bad Wilsnack Anträge annahmen.
Warum wollen die Menschen, knapp 27 Jahre nach dem Ende der DDR, noch Einsicht in die Akten nehmen? „Vielen geht es darum, das eigene Schicksal aufzuarbeiten. Inzwischen sind wir auch bei der Materialauswertung weiter und können nähere Auskünfte geben. Zum Beispiel gibt es Unterlagen der Abteilung 19 des MfS, wo es zur Überprüfung von Betrieben kam. Hier kommen auch Mitarbeiter vor“, weiß Anne Tauscher. Sie verweist auch darauf, dass Bürger wissen wollen, wer sich hinter den Decknamen der Informellen Mitarbeiter (IM) verstecke. Sie beantragen die Decknamenentschlüsselung.
Bei der Antragstellung sei es wichtig, dass die Bürger schon so viel Informationen wie möglich über ihr Leben geben. Das beginnt bei den Orten der Ausbildung, der Armeezeit und der Arbeit. Ebenso geht es um Vorfälle in der Familie, die für das MfS interessant gewesen sein könnten, informiert die BStU-Mitarbeiterin.
Jeder Antragsteller erhält dann eine Eingangsbestätigung mit der ihm zugeordneten Tagebuchnummer. Diese Nummer ist bei Rückfragen immer anzugeben. Dann beginnt die Arbeit in der Behörde mit der Recherche in den Karteikarten. „Das MfS hat Karteikarten geführt, die auf mögliches Aktenmaterial verweisen“, erzählt Anne Tauscher. Ist der Antragsteller in diesen Karteien nicht enthalten, erhält er eine entsprechende Information. Damit wäre die Bearbeitung dieses Antrages abgeschlossen. „Ist der Antragsteller lediglich in den Karteien erfasst, dann erhält er eine entsprechende Information sowie die Kopien der Karteikarten.“ Finden sich Informationen auf die Existenz weiterer Unterlagen, so wird die Recherche fortgesetzt, und der Antragsteller erhält einen Zwischenbescheid. Doch ehe er dann Einsicht in seine Akten nehmen kann, müsse er zwei bis drei Jahre warten. „Wir haben flächendeckend den gleichen Abarbeitungsstand“, sagt sie.
Wenn die Akten aufbereitet sind, erhält der Antragsteller eine Einladung. Hierbei stehen den Bürgern Mitarbeiter der BStU-Dienststelle für Gespräche und Fragen zur Verfügung.
Die Bürger, die ins Bad Wilsnacker Rathaus kamen, verstehen nicht, warum diese Bundesbehörde geschlossen werden soll. Für sie ergäben sich immer wieder Fragen zum persönlichen Leben in der DDR und welche Rolle dabei eventuell hauptamtliche oder inoffizielle Mitarbeiter gespielt haben könnten, so Tauschers Erfahrungen.
Beim ihrem Sprechtag wurden 34 Erstanträge und zwölf Wiederholungsanträge gestellt. Hinzu kamen zwei Anträge auf Decknamenentschlüsselung.