Geschichte des Perleberger Bahnhofs (Teil 1), aufgeschrieben von Norbert Weise
Am 15. Oktober vor 135 Jahren erhielt Perleberg einen Eisenbahnanschluss. Norbert Weise ist von Hause aus Eisenbahner, hat den Beruf von der Pike auf gelernt, war von 1985 bis 1889 Bahnhofschef in Perleberg und ist inzwischen im Ruhestand. Er hat die Geschichte des Perleberger Bahnhofs zu Papier gebracht und dem „Prignitzer“ zur Verfügung gestellt.
Untrennbar mit der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt Perleberg ist ihr Anschluss an das Eisenbahnnetz im Jahre 1881 verbunden. Bereits am 07. Dezember 1835 verkehrte die erste deutsche Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth. Es sollten also noch fast 46 Jahre vergehen, bis auch Perleberg einen Eisenbahnanschluss erhielt. 1846 wurde die Eisenbahn Berlin - Hamburg gebaut, die durch den Kreis Westprignitz führte. Sie berührte aber nicht die an der Berlin - Hamburger Chaussee liegenden Orte Wusterhausen, Kyritz und Perleberg, sondern nahm von Spandau aus die Richtung über Paulinenaue - Neustadt/Dosse - Glöwen - Wilsnack auf Wittenberge an der Elbe, damit hier ein Umschlag von Gütern zwischen Eisenbahn und Elbschifffahrt ermöglicht werden konnte.
Durch die gute Verkehrsverbindung entwickelte sich Wittenberge schnell zu einem industriellen Zentrum mit überregionaler Bedeutung. Aber damit verlor auch die ehemalige Hauptstadt der Prignitz Perleberg ihre Bedeutung als Handels- und Stapelplatz. Alle Bemühungen der städtischen Körperschaften von Perleberg, die Bahn über Perleberg, so wie sie ursprünglich auch mal projektiert war, zu legen, blieben erfolglos. Die an der Linie über Wittenberge interessierten Kreise, zu denen besonders der einflussreiche Finanzmann Salomon Herz gehörte, ein Hauptaktionär der Bahn, der in Wittenberge eine Ölgewinnungsindustrie ins Leben rufen wollte, wurden auch von den maßgebenden Stellen der Preußischen Regierung unterstützt. 1878 wurden mit der „Bahnordnung für deutsche Eisenbahnen untergeordneter Bedeutung“ vom 12. Juni 1878 die Grundlagen geschaffen, um auch Eisenbahnen mit einfachem Bau, bescheidener Einrichtung und sparsamen Betrieb zu bauen. Auf der Grundlage dieser Bahnordnung hatte sich die Stadt Perleberg umgehend eine „Landesherrliche Konzession für den Bau einer Eisenbahn von Wittenberge nach Perleberg“ verschafft. In Perleberg drängten vor allem die Geschäftsleute auf einen Bahnanschluss, und so beschloss die Stadtverordnetenversammlung den Bau einer Lokalbahn nach Wittenberge.
Am 28. Januar 1880 wurde der Finanzierung, errechnete Kosten 475 327 Mark, zugestimmt. Die Mittel wurden teils durch Aufnahme einer Stadtanleihe gewonnen, teils wurden sie von der Berlin-Hamburger Eisenbahngesellschaft und vom Provinzialverband von Brandenburg bereitgestellt. (Fortsetzung folgt)
