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Glöwens Bahnhof feierte 170. Geburtstag Altes Denkmal mit jungem Charme

Von Doris Ritzka | 16.10.2016, 22:00 Uhr

Glöwens Bahnhof feierte 170. Geburtstag / Investor kaufte und sanierte historisches Kleinod und schenkte ihm ein neues Leben

Am 15. Oktober vor 170 Jahren wurde das Eisenbahn-Empfangsgebäude in Glöwen feierlich eröffnet. Mit der Einweihung der Bahnstrecke Berlin – Boizenburg übergab man damals auch den Bahnhof seiner Bestimmung, wirft Dr. Roland Wierling einen kurzen Blick zurück in die Geschichte. 2013 kaufte der Havelberger das Anwesen. „Den Bahnhof, selbst Glöwen kannte ich bis dahin nur vom Namen“, gesteht er offen ein. Dann sei er aber so fasziniert vom Gebäude gewesen, dass er zugriff, als es veräußert werden sollte. Was ihm im Innern erwartete, dass wusste er nicht. „Ich war positiv überrascht. Die Substanz war gut, das Treppenhaus einzigartig“, schwärmt Dr. Roland Wierling, der von Hause aus Forstwirt und Steuerberater ist.

Ein Eisenbahnfan sei er nicht unbedingt, Häuser mit Charakter interessieren ihn aber schon. Und Charakter habe das Bahnhofsgebäude. Den musste der neue Eigentümer jedoch erst einmal wieder zum Vorschein bringen. „Zehn Jahre oder noch länger war das Haus fast leer und so mittlerweile vor Unkraut von der Straße her kaum noch auszumachen, zumindest nicht als Bahnhof.“

2014/2015 hatten die Handwerker hier das Sagen, wurde das einstige Empfangsgebäude saniert, erhielt eine neue Bestimmung. Entstanden sind im Obergeschoss fünf Wohnungen, zwei sind bereits vermietet und „für die restlichen finden wir auch Interessenten“, ist sich der Hausherr sicher. Womöglich schon am Samstag. Denn zur großen Geburtstagsfeier des Bahnhofes, zu der er eingeladen hatte, stellten sich viele Gäste ein. „Wahnsinn, mit so vielen hätten wir nicht zu hoffen geträumt“, freut sich Projektkoordinatorin Franziska Richert. Unter ihnen auch Gerhard Brenning, der übrigens morgen seinen 90. Geburtstag feiert. Er war hier einst Fahrdienstleiter und das Bahnhofsgebäude das Zuhause seiner Familie. „Sechs Parteien wohnten in der ersten Etage“, erinnert er sich. Im Untergeschoss war die Badestube für alle. An einer Tafel notierten die Familien, wann sie ihren Badetag eingeplant haben.

Heute warten im Untergeschoss die ehemalige Mitropa, Schalterhalle, Wartesaal und Co. auf neue Nutzer. Das könnte eine Arztpraxis sein. Wierling hat auch Firmen aus dem Berliner Raum im Auge, die sich hier niederlassen könnten, „denn die Lage und die Verbindung in die Hauptstadt sind erstklassig. In 55 Minuten ist man mit den Zug in Berlin“.

Ein altes Denkmal mit jungem Charme habe man jetzt, bringt es Franziska Richert auf den Punkt. 170 Jahre ist das Gebäude alt, für das nun ein neues Leben beginnt. Das alte wunderschöne Treppenhaus auf der einen Seite, auf der anderen der Fahrstuhl, mit dem man bequem in die obere Etage gelangt. In den Zimmern moderne Heizungen und alte Kachelöfen. In der kleinen Ausstellung kann man an Info-Tafeln und Exponaten aus jenen Tagen die Geschichte des Bahnhofes nachvollziehen. Gleiches aber auch auf der eigenen Homepage.

Ortsvorsteher Reimar Haering macht keinen Hehl daraus, dass der Investor für den Bahnhof, ja den Ort insgesamt, ein Glücksfall sei. Denn mit der Sanierung des Gebäudes komme das Neue ringsherum, sprich der Parkplatz samt Wendeschleife erst so richtig zur Geltung, das ganze Areal habe gewonnen. Auch die vielen Besucher sind angetan von dem neuen Gesicht des Bahnhofsgebäudes. „Ganz anders, aber nicht schlecht“, so Brigitte Gerlich-Winkelmann. Sie ist Glöwenerin und verbindet den Bahnhof vor allem mit Bockwurst und Fassbrause in der Mitropa. Am Samstag zum Jubiläum hatte er Neues zu bieten: Kultur, effektvolle Licht-Show, Eisenbahn in Miniaturausgabe und Exponate von anno dazumal. Kita, örtlicher Gastronom und Bäcker sorgten dafür, dass niemand zu darben brauchte.