Stadtsanierung : Manager für das Brook-Quartier
Konzept für Sanierung bekommt Konturen - Vorschläge als Antwort auf Klimawandel - Fördermittel stehen zur Verfügung
Wie soll es in den kommenden Jahrzehnten „Auf dem Brook“ – einem der ältesten Quartiere Parchims – weitergehen? Mit dieser Frage beschäftigen sich inzwischen nicht nur die Stadtplaner. Nachdem vor rund zwei Jahren die Grundsatzentscheidung fiel, für den Pütter Brook ein „quartierbezogenes Energie- und Klimakonzept“ zu entwickeln, wurden schrittweise externe Berater mit ins Boot geholt. Zu ihnen gehört Dr. Heiko Fritz vom Freiberger Ingenieurbüro BPM, das bei der energetischen Planung beispielsweise in Neubrandenburg mitgewirkt hat. Auf der jüngsten Beratung des Stadtentwicklungsausschusses stand Dr. Fritz Stadtvertretern, sachkundigen Bürgern und Verwaltungsmitarbeitern Rede und Antwort. In Vorbereitung auf die Dezembersitzung der Stadtvertretung stand der Abschlussbericht zum energetischen Sanierungskonzept im Mittelpunkt.
„Eins steht fest, es gibt den Willen hier etwas zu tun“, meint Dr. Fritz und muss dennoch eingestehen, dass noch längst nicht alle Betroffenen aktiv mitmachen. So war – wie bei derartigen Vorhaben üblich – eine Fragebogenaktion unter Grundstückseigentümern auf dem Brook durchgeführt worden, um den Ist-Zustand der Energieversorgung und des Entwicklungspotenzials quasi als Bestandsaufnahme zu ermitteln. „Erfahrungsgemäß machen dabei bis zu 70 Prozent der Betroffenen mit. In Parchim gab es leider keine verwertbaren Rückläufe, so dass wir die Angaben für unsere Empfehlungen hoch rechnen mussten“, so der Experte. Untersucht wurde, welche Energiequellen in Zukunft in diesem Quartier, in dem es derzeit viele sanierungsbedürftige Gebäude gibt, in Frage kommen. Das Spektrum reicht von Solarzellen auf den Dächern über Kleinwindanlagen, Wasserturbinen, Systeme für die Wärmekopplung bis zur Geothermie. „Die Nutzung von Wind und Wasser scheiden aus unserer Sicht aus“, so Dr. Fritz.
Interessante Perspektiven eröffnen sich aus seiner Sicht für künftige Bauherren. Da kommen so genannte Null Energie- bzw. Plus Energiehäuser ist Spiel, aber auch die Versorgung mit Fernwärme, der Einsatz von Blockheizkraftwerken (BHKW), die Elektroenergie und Heizwärme sehr effektiv produzieren. Mit Zahlen macht Dr. Heiko Fritz deutlich, dass im Quartier „Auf dem Brook“ nicht nur die Energieeffizienz gesteigert, sondern auch der Wärmeverbrauch sowie die Kohlendioxid-Emmision maßgeblich gesenkt werden könnten.
Ob sich die Pläne im Einzelnen umsetzen lassen, hängt maßgeblich von der Mitwirkung der Bewohner ab. Auch nach mehreren Info-Veranstaltungen sind viele skeptisch, befürchten eine Bevormundung bei der Sanierung oder dem Neubau von Gebäuden, die am Ende dem einzelnen womöglich viel Geld kosten könnte.
„Eine Vielzahl kleinteiliger Lösungen wird letztendlich einen messbaren Beitrag zur Erreichung der Energie- und Klimaschutzziele leisten“, ist sich Dr. Fritz mit den am Projekt beteiligten einig. Doch dafür muss wohl noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Ins Gespräch gebracht wird nun ein Sanierungsmanager als kompetenter Ansprechpartner vor Ort. Hinzu kommt die Möglichkeit, die dafür nötigen finanziellen Aufwändungen mit Fördermitteln des maßgeschneiderten Programms Nummer 432 der Kreditbank für Wiederaufbau (KfW) abzudecken. Wenn die Stadtvertreter auf ihrer kommenden Sitzung grünes Licht geben, dürfte das Geld zeitnah fließen. Die KfW fördert das energetische Sanierungskonzept mit 65 Prozent der entstehenden Kosten. Den Rest muss die Stadt Parchim übernehmen. Das Landesförderinstitut hat zwischenzeitlich einen zusätzlichen Projektzuschuss bewilligt. Am Ende müsste die Stadt Parchim nur noch fast 17 000 Euro für das insgesamt nahezu 107 000 Euro teure Energie- und Klimaschutzkonzept bezahlen. Parchim ist eine der ersten Städte in Mecklenburg-Vorpommern, die sich mit einer energetischen Sanierung für ein sanierungsbedürftigen Quartier vor dem Hintergrund des Klimawandels intensiv beschäftigt.

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