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Suckow Der Tag nach der Windhose

Von Franziska Gutt/Michael-Günther Bölsche | 31.05.2017, 21:00 Uhr

Schwerer Sturm stürzte am Dienstag in Suckow Bäume um. Acht Feuerwehren aus der Region im Einsatz. Ein Kamerad verletzt

Es sei beängstigend und unglaubwürdig zugleich gewesen, erzählt Nicole Schulz gegenüber der SVZ, als sie gerade dabei ist, vor ihrer Auffahrt ein paar Äste wegzuräumen. Der noch helle Abendhimmel sei mit einmal schwarz geworden. Die Suckowerin stand am Gewächshaus, ihre Tochter geschützt im Wintergarten, nur ein bis zwei Meter entfernt von ihrer Mutter. „Ich konnte sie nicht mehr erkennen. Es zog sich plötzlich zu und regnete so heftig, dass das Wasser im Garten augenblicklich bis zu fünf Zentimeter hoch stand“, erinnert sich Schulz, die sich dennoch rechtzeitig in ihr Haus retten konnte.

Es war kurz nach 19.30 Uhr am Dienstagabend, als in Suckow ein Sturm für einen Großeinsatz von acht Wehren aus Suckow und den umliegenden Gemeinden sowie etlicher Privatpersonen sorgte.

„Ich war gerade beim Duschen, als ich am Fenster meine Gartenstühle vorbei fliegen sah und die Baumwipfel sich stark neigten. Das ging alles rasend schnell, es waren gefühlte 20 Sekunden“, schildert Hartwig Lembke aus dem Wiedenbergweg das Erlebte. Vier Eichen, jede über 100 Jahre alt, hatten ihren angestammten Platz verloren und neigten sich gefährlich auf seine Scheune und in Richtung Wohnhaus.


„Ich dachte, ich komme hier nicht mehr heil raus“

Sie habe gedacht, sie komme hier nicht mehr heil raus, berichtet wiederum Helga Lemke, die gerade vom Friedhof kommt und dort nach dem rechten schaute. Die über 80-Jährige wohnt in der Dorfstraße. „So etwas habe ich noch nie erlebt. Ich dachte: Das war es“, so die Rentnerin, die das starke Unwetter aus ihrem Fenster heraus beobachtete.

In dem 500-Seelen-Dorf nachgefragt erzählen viele Anwohner davon, wie schnell das Gewitter kam und ging. „Wie aus heiterem Himmel“, meint auch Petra Lau. Sie berichtet, dass zeitgleich mit Eintreffen der Feuerwehr alle Dorfbewohner auf die Straße kamen, um sofort beim Aufräumen mit anzupacken.


Acht Feuerwehren waren im Einsatz

Die Einsatzkräfte kamen aus Suckow, Marnitz, Stresendorf, Ziegendorf, Poltnitz, Tessenow, Siggelkow und Parchim. Letztere waren gerade bei einer Übung im Landratsamt, als der Alarm kam. Schon die Anfahrt war etwas ungewöhnlich, denn „wir bekamen von der Leitstelle den Hinweis, über Siggelkow zu fahren“, erzählt Parchims Wehrführer Bernd Schröder. Grund war ein umgestürzter Baum auf der Bundesstraße 321 zwischen Marnitz und Suckow, der zur Vollsperrung führte.

Die Parchimer Drehleiter kam bei Hartwig Lembke im Wiedenbergweg zum Einsatz. Hier mussten die vier Eichen beseitigt werden. „Zum Teil waren sie entwurzelt und zum Teil drückten die Kronen auf die Dächer der Scheune und angrenzenden Unterstellmöglichkeiten. Da haben wir die Kronen abgenommen und so die Dächer entlastet“, erzählt Parchims Wehrführer Bernd Schröder.

„Keine Straße blieb verschont“, sagte Bürgermeister Jürgen Kühl am Mittwoch. In der Tat: In der Bahnhofstraße kippten die Kastanienbäume reihenweise und in der Dorfstraße waren ebenfalls etliche Bäume samt Wurzelbereich, darunter viele Jahrzehnte alte Linden, aus dem Erdboden gerissen oder in unterschiedlichen Höhen abgeknickt.

Etliche Linden lagen samt Wurzelbereich in der Dorfstraße quer über der Fahrbahn. „Ein Glück, dass hier die Straße mit den Wegen sehr breit ist, fast 80 Meter. Sonst wäre mancher Baum auf ein Haus gefallen und hätte größeren Schaden verursacht oder möglicherweise auch Menschenleben gefährdet“, sagt Bürgermeister Kühl. Lediglich ein Kamerad hat sich bei dem Einsatz leicht verletzt und musste behandelt werden.

Bis gegen Mitternacht dauerte der Einsatz an. Zwei Bäume mussten zudem aus Vorsorgegründen in der Dorfstraße gefällt werden, da die Standsicherheit nicht gegeben war. Pech war nur, dass ausgerechnet einer dieser Bäume auf die Spielgeräte des Kinderspielplatzes fiel und die erst im vergangenen Jahr angeschafften Geräte beschädigte.


Einer der Bäume fiel auf den Dorfspielplatz

Benita Naujoks, Erzieherin in der Suckower Kita „Ruhner Zwerge“, macht mittags mit ihren Schützlingen einen Spaziergang zu dem Ort, den es am Vorabend mit am schlimmsten traf. „Der Dorfspielplatz ist der Lieblingsort der Kinder. Der Anblick erschüttert sie sehr. Sie sind traurig, dass der Spielplatz kaputt ist“, erzählt Naujoks im SVZ-Gespräch. In den nächsten Tagen wollen die Kita-Betreuer das Thema „Sturm“ mit den Kindern detailliert besprechen, ergänzt Naujoks.

Zur Schadenshöhe kann noch nichts gesagt werden, die Ermittlungen dazu laufen. Die Gemeindearbeiter aus Suckow und Marnitz haben jetzt mit dem Aufräumen zutun.