Ein Stand auf dem Parchimer Wochenmarkt half bei der Aufklärung über die Gefahren durch den Alkohol
Können Sie noch gerade laufen mit 1,5 Promille Alkohol intus? Ohne einen Schluck zu trinken, sondern allein mit einer sogenannten Rauschbrille balancieren - das konnten gestern Besucher des Wochenmarktes in Parchim an einem Stand des Beratungs- und Therapiezentrums der Diakonie testen. Das erste Mal war Katja Ossenbrink, die sonst vor allem für Kinder und Jugendliche zu Suchtmitteln Aufklärung leistet, im Rahmen der bundesweiten Aktionswoche Alkohol auf dem Schuhmarkt, um auch Ältere für das Thema zu sensibilisieren.
Zwei Frauen, denen Teufel Alkohol zugesetzt hat, die inzwischen trocken sind und in der Tagesstätte der Diakonie für Suchtkranke in Parchim betreut werden, wagten den Schritt in die Öffentlichkeit des Marktes. Eine Parchimerin erzählte uns, dass sie zur Jugendweihe das erste Mal Alkohol und später wegen persönlicher Sorgen getrunken hat. „Doch es hilft nicht“, weiß sie heute. Als bereits die Gefahr bestand, dass man der jungen Mutter ihr Kind wegnimmt, hat sie dem Alkohol abgesagt. Sie war zur Entziehungskur, hatte einen Rückschlag und findet seit Herbst einen Halt in der Tagesstätte in Parchim.
Eine andere Frau, die gestern den Suchtberatungs-Stand mit erlebbar machte, stammt aus einem Dorf bei Lübz. Auch sie hatte zur Jugendweihe erstmals mit Wein angestoßen, später folgte das Feierabendbier und dann wurde es immer mehr Alkohol – gedacht zum Stressabbau. Seit 2013 ist sie trocken, berichtet die Frau. Wenn sie jetzt bei Feierlichkeiten dabei ist, dann am liebsten als Chauffeur.
Heute haben Kinder nicht zur Jugendweihe, sondern zuweilen viel früher Kontakt mit dem Alkohol, weiß Katja Ossenbrink. Gefördert durch ein Projekt über den europäischen Sozialfonds ist sie zur Suchtprävention in Schulen im gesamten Altkreis Parchim unterwegs. Im Ludwigsluster Bereich übernehmen das ihre Kolleginnen Sara Mix und Wenke Hopp.
Erstaunt war Katja Ossenbrink kürzlich bei einer Veranstaltung in einer Parchimer Schule, dass selbst Viertklässler berichteten, dass sie schon einmal Alkohol probiert haben. Erschreckend: Ein Mädchen einer achten Klasse aus der Region Parchim/Lübz wurde mit 2,4 Promille ins Krankenhaus eingeliefert.
Die bundesweite Aktionswoche soll sensibel machen für den richtigen Umgang mit der legalen Droge Alkohol. Im Parchimer Beratungs- und Therapiezentrum der Diakonie in der Stegemannstraße fand aus diesem Anlass auch eine Lesung statt, bei der ein ehemaliger Alkoholiker sein Buch vorstellte.