Jagdgenossenschaft Stralendorf-Darze-Lancken lud zum 23. Mal Nachbarskinder zum Walderlebnistag ein
Ungemütliches Nieselwetter zum Herbstfe-rienauftakt: Wer meint, dass Schulkindern von heute da nichts besseres einfiele, als in der Stube vor TV, Computer oder Spielkonsole zu hocken, der kennt die Mädchen und Jungen aus Lancken und Stralendorf nicht. Einen freien Herbstsamstag verbringen sie nämlich regelmäßig im Wald, und zwar auf Einladung der örtlichen Jagdpächter.
„Erlebnistag im Jagdrevier“ heißt das Zauberwort, mit dem Jan Meier, Wolfgang Waldmüller und ihre Mitstreiter aus der Jagdgenossenschaft Stralendorf-Darze-Lancken die Kinder mobilisieren und das schon seit mittlerweile 23 Jahren. Er wisse aus zuverlässigen Quellen, dass dieser – rechtzeitig acht Wochen im Voraus – in den betreffenden Dörfern bekannt gemachte Termin schon manches Familienvorhaben (wie etwa „Reise zu Oma und Opa“) toppte, merkt Helfer Harald Schütt schmunzelnd an. Der Kfz-Mechaniker aus Hammah bei Stade steht seinem Cuxhavener Weidgenossen Meier des öfteren zur Seite, gern auch in dessen langfristig gepachtetem Mecklenburger Jagdrevier.
Nachhaltig wie dieses Engagement Hand in Hand mit den Einheimischen – darunter nicht von ungefähr die Landwirte Jürgen Fokuhl und Dr. Toparkus oder Familie Koch mit ihrem Bio-Laden – wirkt offenbar auch das Konzept, den Kindern mit spielerischen Angeboten nahe zu bringen, dass die Jagd „vor ihrer Haustür“ viel, viel mehr ist als das sporadische Schießen auf Wildtiere.
So stehen neben der Lebensweise von Reh, Wildschwein und Co. vor allem Kenntnisse über die heimische Pflanzenwelt, aber auch handwerkliche Grundfertigkeiten im Fokus. „Ein Kind vom Lande sollte einfach eine Kiefer von einer Birke unterscheiden können“, gibt der Gastgeber zu bedenken.
Mit dem aufgebauten Quiz zum Erkennen einheimischer Bäume und Sträucher anhand ihrer Früchte, Blätter, Rinde oder ähnlicher charakteristischer Teile trifft er bei den Kids voll ins Schwarze. Präparierte Käfer aber auch Jagdtrophäen, die z.B. den Unterschied von Gehörn und Geweih (letzteres wird abgeworfen und wächst neu) veranschaulichen und nicht zuletzt in Gips „verewigte“ Fußabdrücke von Wildtieren fesseln die Neugier. Beim Einschlagen von Nägeln in einen Baumstumpf entbrennt sogar ein richtiger Wettstreit und nicht nur bei den Mädchen kommt Kordeldrehen mithilfe eines einfachen Akkubohrschraubers prima an.Und die Bewegung an frischer Luft kommt beim Tauziehen oder Gummistiefelwurf ebenfalls nicht zu kurz.
Schon am frühen Vormittag hätten die diesmal 6- bis 13-Jährigen beim Fantasie anregenden Malen mit Fingerfarben außerdem ihre Scheu im Umgang mit Naturmaterialien abgelegt, meint Jan Meier, während seine jungen Gäste mit Feuereifer Zweige zurecht schneiden, mit Bindedraht zu Dreiecken formen und daran alles mögliche Grünzeug sowie Waldbeeren, Hagebutten, Maiskolben und (zugegeben handelsübliche) Meisenknödel befestigen, so dass daraus praktische Fütterungsrahmen entstehen.
Diese - daheim draußen in Sichtweite eines gemütlichen Fensterplatzes aufgehängt - garantieren unvergessliche Vogelbeobachtungen im Winter. Einige Kinder waren derart konzentriert bei der Sache, dass selbst der spielsüchtig Jung-Jagdhund Kalla sie nicht ablenkte.
Jan Meier und seine Mitstreiter haben sich fest vorgenommen, auch im kommenden Herbst die Nachbarskinder für einen Samstag ins Jagdrevier Lancken einzuladen. Für den kulinarischen Abschluss mit frisch gegrillter Wildbratwurst werde natürlich wieder gesorgt.
Bernd Möschl