Vier Jahre nach der Jahrhundertflut schützt neue Spundwand die Ortslage Heiddorf. Land investiert 1,6 Millionen Euro
Als das Hochwasser 2013 seinen Höchststand erreicht hatte, ist Harald Markurth mit dem Boot über sein Grundstück gefahren. Dazu soll es künftig nicht mehr kommen. Der Hochwasserschutz in Heiddorf ist deutlich verbessert worden. „Ich bin froh und dankbar, dass Sie das Projekt in so kurzer Zeit realisiert haben“, sagte der Eigentümer der Insel „Findenwirunshier“, die zwischen der Müritz-Elde-Wasserstraße und einem Nebenarm liegt, gestern bei der feierlichen Bauabnahme.
In den vergangenen 15 Monaten sind in Heiddorf eine rund 960 Meter lange Stahl-Spundwand – zum Teil frei stehend, zum Teil in einer Verwallung – sowie ein Wall auf der Insel entstanden. Sie haben eine Höhe von 18,15 Metern NHN (Normalhöhennull) und damit 44 Zentimeter mehr als der Rekordpegel von 2013. Die frei stehende Spundwand kann bei Bedarf durch mobile Hochwasserschutzelemente noch erhöht werden.
Rund 1,6 Millionen Euro hat das Land mithilfe von EU-Fördermitteln aus dem „Eler“-Programm und Mitteln aus der „Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur & Küstenschutz“ investiert. „Es freut mich außerordentlich, dass wir dieses aufwendige Projekt in so kurzer Zeit umsetzen konnten“, sagte Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD). Das sei fast Weltrekord und nur möglich gewesen, weil Gemeinde, Grundstückseigentümer, Genehmigungsbehörde sowie das Stalu Westmecklenburg als Bauherr mitzogen. Einen Dank richtete er auch an das Straßenbauamt Schwerin und die Baufirma, die Jürgen Martens GmbH aus Wittenförden. „Jetzt können wir den Menschen sagen, dass beim nächsten Mal keine 200 000 Sandsäcke verbaut werden müssen, um den Ort zu schützen“, so Backhaus. Insofern war der gestrige Tag auch ein schöner Tag für den Katastrophenschutz im Landkreis, wie der stellvertretende Landrat Wolfgang Schmülling betonte. „Die Ortslage Heiddorf hat uns damals viele Schweißtropfen auf die Stirn getrieben.“
Der Kalisser Bürgermeister erinnerte an die dramatischen Tage im Juni 2013. „Es war eine spannende, aber auch angstvolle Zeit“, sagte Burkhard Thees. „Wenn ich nachts hier entlangkam, sah ich die älteren Leute vor ihren Häusern stehen, hielt an und hörte dann, wie groß ihre Angst war.“ Selbst eine Evakuierung war im Gespräch. „Im September desselben Jahres waren wir im Landwirtschaftsministerium und haben gesagt, dass schnell etwas passieren muss und nicht erst nach fünf Jahren Planung.“ Damals versprach Minister Backhaus, es mit einem beschleunigten Verfahren zu versuchen. „Danke, dass es geklappt hat“, so Burkhard Thees.
Eng verbunden ist der Erfolg des Vorhabens mit einem weiteren Namen: Walter Klamann. Der einstige Stalu-Mitarbeiter für den Bereich Dömitz hatte dienstlich noch die Anfänge des Projektes begleitet. Und obwohl inzwischen im Ruhestand, war er auch bei den wöchentlichen Bauberatungen in Heiddorf mit dabei.
Entspannt zurücklehnen kann man sich jetzt aber weder im Land noch im Amtsbereich Dömitz-Malliß. „Der Hochwasser- und Küstenschutz ist eine Daueraufgabe“, betonte Till Backhaus und verwies u.a. darauf, dass der Rekordwasserstand von 7,21 Metern am Pegel Dömitz 36 Zentimeter über den Wasserständen lag, die zur Bemessung der Deiche einst zugrundegelegt worden waren. Zusätzlicher Rückstauraum und Deicherhöhungen seien nötig. Für die Region sei der Bau eines Sperrwerkes in Dömitz eine Option, so der Minister.
