Braumeister Harry Erchen ist Diplom-Chemiker und produziert Gerstensaft für die neue Braumanufaktur nach eigenen Rezepten
Die Schankanlage ist schon da. Und der Braumeister auch schon, fast jedenfalls.
Die Chancen stehen gut, dass in Ludwigslust bald das beste Bier Mecklenburg-Vorpommerns gebraut wird. Denn diesen Preis erhielt Braumeister Harry Erchen aus Groß Gievitz bei Waren-Müritz kürzlich für das von ihm gebraute Bier. Und schon in diesem Jahr, voraussichtlich ab August, wird der 62-Jährige sein Bier in der neuen Ludwigsluster Braumanufaktur (SVZ berichtete) brauen. Der erfahrene Braumeister war jetzt in Ludwigslust, um mit den Manufakturgründern die Pläne für die künftige Brauerei neben der Orangerie abzusprechen.
„Ich habe mein Hobby quasi zum Beruf gemacht“, lacht Harry Erchen, der einst aus Sachsen-Anhalt in den Nordosten kam. Als studierter Diplom-Chemiker richtete er im damaligen Bezirk Neubrandenburg für eine LPG ein Labor ein, arbeitete dort auch und blieb im Norden. „Irgendwie hab’ ich mich aber schon immer für das Bierbrauen interessiert und damit dann auch vor rund 17 Jahren angefangen, rein hobbymäßig erstmal“, so Harry Erchen. Vor etwa zehn Jahren, die LPG gab es längst nicht mehr, machte Erchen dann ernst. Denn mit einem Job in Wohnortnähe sah es nicht besonders rosig aus. „So ich wollte das Bierbrauen nun zum Beruf machen, schaute mich nach entsprechenden Projekten um und fand einen Bierbrauer im Allgäu.“ Dem schaute Harry Erchen dann einige Zeit über die Schulter. Schließlich startete er sein Projekt: „Ich zweigte von unserem Einfamilienhaus in Groß Gievitz bei Waren-Müritz 70 Quadratmeter ab und richtete dort meine Brauerei ein. So richtig mit Malzlager, Sudraum, Flaschenwäsche, Kühlraum und Lager“, erzählt Harry Erchen.
Seine Kenntnisse als Chemiker kommen Harry Erchen beim Brauen zugute. So sorgt er für einige „Mischungen“, die seinem Bier eine besondere Note geben. Er legt Wert darauf, dass seine Biere sich von dem industriell hergestellten Gerstensaft unterscheiden. Richtig ins Schwärmen kommt Harry Erchen, wenn er beispielsweise über sein Whiskeybier spricht. „Das Bier kommt für mehrere Monate in ein Fass, in dem vorher 25 Jahre lang schottischer Whiskey war. So nimmt das Bier dessen Aroma an und wird so ein wohlschmeckendes Starkbier.“
Derzeit braut Harry Erchen das Ludwigsluster Bier noch in der heimatlichen Brauerei. Wenn alles wie geplant klappt, braut er ab Sommer in der Ludwigsluster Manufaktur nach seinen Rezepten Bier. Dann wird er jede zweite Woche in Ludwigslust sein und hier die Tanks mit seinem Bier füllen, dazwischen daheim für ein Warener Hotel ebenfalls Bier brauen.
Manufaktur-Mitgründer Raimo Reincke in Ludwigslust freut sich riesig: „Toll, dass wir einen solchen Braumeister gewinnen konnten.“