Kritiker auf der Verliererstraße
Thandorf | Nach Bürgerprotesten und einer Unterschriftensammlung gegen den Bau einer geplanten Biogasanlage bei Thandorf hat sich nun auch Umweltminister Till Backhaus (SPD) eingeschaltet. In einem zweiseitigen Schreiben an die Gemeinde bezieht sein Haus Stellung pro Biogas-Projekt. Von dem Vorhaben seien keine erheblichen nachteiligen Umweltauswirkungen zu erwarten. "Sowohl das Biosphärenreservat Schaalsee als auch die Landwirtschaftliche Fachbehörde haben nach Prüfung des Sachverhaltes Zustimmung signalisiert", heißt es in dem Ministeriumsschreiben. Insbesondere das Gesamtkonzept, die Standortwahl sowie Untersuchungen zu Lärm- und Geruchsemissionen ließen den Schluss zu, dass die geplante Biogasanlage Genehmigungsreife erlangen könne.
Damit tendieren die Chancen der Thandorfer, das umstrittene Projekt zu verhindern, gen Null. "Wir sind Realisten, suchen unsere Chance aber weiterhin im Widerspruchsverfahren und bleiben im Dialog mit den ortsansässigen Projektbeteiligten", sagt Bürgermeister Wolfgang Reetz. Er hofft, dass den Investoren Auflagen auferlegt werden, wie zusätzliche Begrünungen und eine Rückbaugarantie.
Mehr als 220 Einwohner hatten eine Protestnote gegen den Bau einer industriellen Biogasanlage bei Thandorf unterzeichnet. Das seien 90 Prozent der Anwohner und Betroffenen in Heiligeland, Schlagresdorf und Thandorf, sagte Bürgermeister Wolfgang Reetz. Er und die Kritiker des Vorhabens fürchten u. a. Lärmbelästigungen durch zunehmenden Lkw-Verkehr sowie Straßenschäden. Politische Rückendeckung erhielten die Thandorfer auch von der Kreistagsfraktion der Partei Die Linke (SVZ berichtete).
Bislang gibt es zwölf Biogasanlagen im Landkreis Nordwestmecklenburg. Weitere Anlagen befinden sich im Genehmigungsverfahren - und das Umweltministerium wirbt für die Umsetzung von Biogas-Energiekonzepten. So könnten die Interessen von Unternehmen, Kommunen und Bürgern integriert und Chancen regionaler Wertschöpfung und sozialer Teilhabe berücksichtigt werden.
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