Hagenow : Heimatlosen eine Stütze sein
Ursula Hase (72) will besonders behinderten Flüchtlingen helfen, beispielsweise, bürokratische Hürden zu überwinden
Unterstützung für die Flüchtlinge gibt es allerhand. Sei es die Essenausgabe, Deutschkurse oder auch die Kleiderspenden. Viele ehrenamtliche Menschen helfen derzeit den Heimatlosen, um vorübergehend oder auch dauerhaft in Deutschland wieder auf die Beine zu kommen.
So handhabt es auch Ursula Hase. Die 72-Jährige bietet ihre Hilfe für Flüchtlinge mit Behinderung an. „Es müssen jede Menge Anträge gestellt werden, wenn die Flüchtlinge ein Bleiberecht erwirkt haben. Zum Beispiel werden dann erst Hilfsmittel zum Leben, Pflegegeld oder bei Erwachsenen ein Schwerbehindertenausweis beantragt“, schildert die gelernte Erzieherin und studierte Sozialpädagogin. Den Flüchtlingen, die nur auf der Durchreise seien, könne sie jedoch nur helfen, indem sie Hilfsmittel auftreibe, wie Kleidung, Krückstöcke oder Rollstühle.
Ihr seien die Probleme von Menschen mit Behinderung durchaus bekannt, da ihre Familie selber davon betroffen sei. „Ich verstehe und weiß um die Sorgen und Nöte dieser Menschen“, erzählt die Seniorin im SVZ-Gespräch. Sie selbst sei Flüchtlingskind gewesen und wisse, wie man sich in dieser Situation fühle. „Meine Mutter ist mit uns Kindern im März 1945 aus Breslau geflohen“, verrät Ursula Hase, die schon seit 1963 in Hagenow lebt.
Sie habe bisher Kleidung, Bettwäsche, Wolldecken oder Hygieneartikel an die Flüchtlinge gespendet. Die Veranstaltung der AWO, die vor kurzem stattgefunden habe, in der über die Flüchtlingsproblematik informiert worden sei, hätte ihr als Denkanstoß gedient. „Mir kam spontan der Gedanke, dass ich auch mal die Flüchtlinge mit Behinderung unterstützen möchte“, offenbart die rüstige Dame, die zugleich auch Vorsitzende des Vereins „Menschen mit Behinderungen Hagenow e.V“ ist. Und das schon seit 15 Jahren.
Sie habe ihre Bereitschaft zur Unterstützung bereits bei den jeweiligen Anlaufstellen für die Schutzsuchenden angemeldet, erzählt Ursula Hase weiter. Bis jetzt habe sich aber leider noch keine Flüchtlingsfamilie bei ihr gemeldet. „Ich hätte mir gewünscht, dass schneller Geld in die Hand genommen worden wäre. So wurde den ehrenamtlichen Helfern vieles überlassen, da die Ämter anfänglich oft überfordert waren“, meint die Wahl-Hagenowerin. Sie habe lange Zeit auch als Ehrenamtliche gearbeitet und beim Aufbau des Lebenshilfewerks, der Werkstätten sowie ambulantes und betreutes Wohnen in Hagenow mitgewirkt. Hauptamtlich war Ursula Hase als Leiterin der Wohnstätten des Lebenshilfewerkes von 1991 bis 2005 tätig. „Ich finde es fürchterlich, dass die Menschen, die aus ihrer Heimat geflohen sind, hier in Zelten einquartiert werden. Meiner Meinung nach müsste man in den Krisengebieten selbst mehr machen, dort Hilfe anbieten.“
Alles rund um die aktuelle Flüchtlingsdebatte lesen Sie in unserem Dossier.

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