Historische Uhrmacher-Werkstatt in Hagenow : Alte Schätze vom Staub befreit
Die Zeiger stehen still: Vergessen auf dem Dachboden, verstaubt in der Garage. Der Sammler Kuno Karls will alte Uhren wieder ausgraben und ihnen einen Platz in der Vitrine schenken. Was ihm noch fehlt: alte Taschenuhren.
Hagenow | Die Zeiger stehen still: Vergessen auf dem Dachboden, verstaubt in der Garage. Sammler Kuno Karls will alte Uhren wieder ausgraben und ihnen einen Platz in der Vitrine schenken. Buffet-Uhren, russische Glockenwecker, Armbanduhren aus Glashütte - der Ortschronist beherbergt schon etliche historische Schätze in seiner künftigen Uhrmacher-Werkstatt. Was ihm noch fehlt: alte Taschenuhren. "Vieles war damals schnell weg", sagt er. Wer noch eine solche in der Schublade hat, kann sich deshalb bei Kuno Karls melden.
Er selbst lernte in den 1950ern das traditionelle Handwerk des Uhrmachers, hielt viele solcher mechanischen Raffinessen in den Händen. Allerdings nur zur Reparatur. Heute "steht das Ende dieser Periode kurz bevor", begründet er sein Vorhaben. Er wolle sie erhalten, indem er Uhren und alte Werkzeuge für die kommenden Generationen ausstellt. Passend zur DDR-Sammlung und dem Optikergeschäft mit hunderten Brillen vergangener Jahrzehnte.
Schätze aus vergessenen Kartons
Mit der Wende kam die Sammelleidenschaft. Vieles hat Kuno Karls dann nach dem Jahr 2000 erhalten. "Das eine oder andere wurde beim Aufräumen auf dem Dachboden in vergessenen Kartons gefunden", plaudert der Hagenower. Er kramt eine Fräsmaschine für Zahnräder hervor. Sie ist über 100 Jahre alt und stammt von Familie Gehrke aus Boizenburg, die in drei Generationen ein Uhrmacher- und Augenoptiker-Geschäft führt. Damals eng verzweigte Gewerke, die beide das nötige Feingefühl für die kleinen Schräubchen abverlangten. So rankt um jedes Liebhaberstück auch eine kleine Geschichte, die der Chronist gern bei einem Besuch seiner Sammlung ausplaudert. Auch sein eigenes Werkzeug ist dabei, das er als Geselle in den 1950ern nutzte. Fein säuberlich verpackt im Holzkasten. Schmuck funkelt ebenfalls in der Vitrine: Goldfarbene Ketten und Armbänder - eloxiertes Aluminium, das die Menschen damals zierte. Der Uhrmacher von einst musste vieles anbieten. Denn "in einer Kleinstadt konnte man nicht von nur einem Gewerk leben", so Kuno Karls.
Heute seien alle spezialisiert. Das Handwerk im herkömmlichen Sinne gebe es kaum noch. "Die Entwicklung schreitet rasant voran", sagt er. Uhren mit Aufzug und mechanischem Räderwerk werden abgelöst von elektronischem Hightech. Dabei seien die Armbanduhren aus Glashütte sehr gut und noch heute gefragt, so Kuno Karls. Doch das Wissen um die alte Technik und das "Traditionshandwerk des Uhrmachers gehen durch den Fortschritt verloren". Ein Fakt, den er zumindest durch sein Schau-Depot aufhalten möchte. Im kommenden Jahr können Besucher dort erste Eindrücke sammeln. Dann soll alles entstaubt und platziert sein. Bis dahin hofft der Chronist noch auf einige Taschenuhren, die Menschen aus der Hagenower Region aus den vielen verstaubten Schatzkisten hervor holen.

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