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Unfallflut hält an Jetzt helfen nur noch Wildzäune

Von MAYK | 06.05.2017, 05:00 Uhr

Ministerium prüft zumindest Nachrüstung an der Autobahn 24. Jäger könnten mit Absperrungen gut leben

Seit einer Woche, seit die Polizei die aktuellen Unfallzahlen vorgelegt hat, ist die Flut der Wildunfälle im Landkreis das Thema. Der Druck der Fakten ist inzwischen so groß, dass sich zunehmend auch die Politik Gedanken über schnelle Abhilfen machen muss. Dabei hat sich in den letzten Tagen der Druck von der Straße noch einmal verschärft, denn es knallt weiter ungehemmt zwischen Autofahrern und Wildtieren.

Ein Beispiel: Am 28. April meldete die Polizei: „Bei fünf Wildunfällen auf den Straßen des Landkreises Ludwigslust-Parchim ist am Freitagmorgen ersten Schätzungen zufolge ein Gesamtschaden von fast 10 000 Euro entstanden. Personen wurden nicht verletzt. So stieß auf der BAB 24 bei Wittenburg ein Auto mit einem Dachs zusammen. Bei Groß Niendorf sowie südlich von Vellahn, nahe Wessin und bei Strohkirchen, kam es zu Zusammenstößen mit Rehwild. Zudem ist der Polizei auf der B 191 zwischen Parchim und Spornitz ein Unfall mit einem Wildschwein gemeldet worden.“ Und weiter:  „In der Nacht zum 4. Mai gab es 12 Wildunfälle im Landkreis. Auf der Kreisstraße 14 zwischen Dammereez und Brahlstorf, auf der L 072 bei Lübesse, auf der A 24 bei Wittenburg, auf  der Kreisstraße 12 zwischen Wittenburg und Körchow, auf der Autobahn  zwischen Parchim und Suckow und wieder bei Wittenburg... Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen, Tag für Tag.

„Die Straßenbauverwaltung des Landes ist bemüht, durch verschiedene  Maßnahmen die Zahl von Wildunfällen einzudämmen. Die wirksamste Maßnahme sind Wildschutzzäune, die entlang zwei Drittel aller Autobahnen und Kraftfahrstraßen Mecklenburg-Vorpommerns angebracht wurden“, schreibt Renate Gundlach, die Sprecherin des zuständigen  Ministeriums für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung.  Wildzäune böten jedoch nicht für alle Straßen eine Lösung. Denn das Aufstellen dieser Zäune sei ein Eingriff in den Naturraum, der entsprechende umweltfachliche und naturschutzrechtliche Genehmigungen benötige. Zusätzlich könnten Kosten für Grunderwerb entstehen. Daher sei eine flächendeckende Ausstattung aller Straßen nicht möglich.

Dennoch gibt es zumindest für die A 24 ein wenig Hoffnung. Denn das Ministerium bestätigte, dass man sich über Wildschutzzäume an der A 24 intensiv Gedanken mache. Gundlach: „Im Ergebnis wird nunmehr das zuständige Landesamt für Straßenbau und Verkehr prüfen, ob eine Nachrüstung von Wildschutzzäunen aus umweltfachlichen und eigentumsrechtlichen Gründen möglich ist. Für die Abschnitte mit positivem Prüfergebnis soll dann eine Nachrüstung mit Wildschutzzäunen in den kommenden Monaten erfolgen.“

Sven Drewke, der Kreisjägermeister aus Karft bei Wittenburg, hat das Thema mit seinen Jägern schon intensiv besprochen und will die Flut der Wildunfälle ganz besonders auf die Agenda setzen, wie er im gestrigen Gespräch verriet. „Ja, wir haben viel Wild, wir haben steigende Zahlen beim Schwarzwild, aber wir schießen auch mehr“, wies er Verdächtigungen zurück, die Jäger im Landkreis wären zu faul oder wüssten nicht, wieviel Wild sich wirklich in den Revieren befände. Zu dem Thema hatten SVZ etliche Meinungen und Forderungen von Lesern erreicht. Gerd Scheel, Waldbesitzer von neun  Hektar aus der Nähe von Goldberg, beklagte die rasant zunehmenden Wildschäden durch Verbiss. „Wir haben viel zu viel Rehwild im Wald, das muss jetzt mal deutlich dezimiert werden. Aber es will ja niemand hören.“ Für Landrat Rolf Christiansen stimmt das zumindest nicht, der hat erst vor wenigen Tagen mit den Jägern vom Kreisverband zu diesem Thema gesprochen. Ergebnisse liegen noch nicht vor. Jäger Sven Drewke jedenfalls kann sich der Forderung nach Wildzäunen an  ausgewählten Strecken sehr anschließen. „Es gibt ein Beispiel an der B 5 nahe Neuenrode. Das ist zwar eine Einzäunung eines Bereiches, erfüllt aber seinen Zweck. Wir fordern ja auch schon lange, dass Straßen mit den blauen Reflektoren ausgerüstet werden. Doch das kostet Geld und ist an vielen Stellen im Sande verlaufen.“

Ob die Reflektoren wirklich etwas bringen,  ist umstritten. Die Experten der Polizeiinspektion Ludwigslust hatten auf Nachfrage erklärt, dass nach ihrer Kenntnis all die Reflektoren und Blinker wenig bis gar nichts gebracht hätten. Bleiben mehr Abschüsse oder doch Zäune zum Schutz der Bevölkerung, die im ganzen Landkreis hochmobil sein muss, um zur Arbeit zu kommen. Die Landesverkehrswacht hat sich der Forderung nach deutlich mehr Wildzäunen auch an Bundesstraßen, bereits angeschlossen.