Wasser-Freizeitspaß wird immer beliebter. Klaus Karnatz aus Stiepelse bietet Urlaubern wie Einheimischen dieses Freizeitvergnügen
„Mit dem Kanu sieht und erlebt man die Welt fernab des üblichen Trubels der Zivilisation plötzlich aus einer ganz anderen Perspektive. Und das bei maximaler Entspannung“, schwärmt Klaus Karnatz. Der 64-Jährige weiß, wovon er spricht. Schließlich fährt er Kanu seit seinem 12. Lebensjahr. „Auf dem Wasser habe ich mich schon immer Zuhause gefühlt“, gesteht der gebürtige Niederrheiner, der seit 1993 in Stiepelse lebt. Dort betreibt er neben einer Kanuvermietung ein Gästehaus mit Platz für 30 Gäste sowie ein Restaurant. Mit dem Fahrrad sei er im März vor 16 Jahren durch das Elbdorf gekommen.
Ex-Grenzfluss grüßt aus 200 Metern Entfernung
„Drei Jahre später sind wir hierhergezogen.“ Heute könne man bei ihm direkt hinterm Haus in die Elbe wassern. Je nach Wasserstand. Zur Zeit grüßt der einstige Grenzfluss aus etwa 200 Metern Entfernung.
„Das Interesse am Paddeln auf der Elbe zwischen Hitzacker und Boizenburg wächst. Und das nicht nur bei den Touristen sondern auch den Einheimischen. Es ist ein entspannter Wassersport. Man sieht die großen Schiffe über weite Strecken, so, dass man ihnen rechtzeitig ausweichen kann“, berichtet Karnatz, der die Kanus auch dorthin transportiere oder abhole, wie und wo es seine Kundschaft wünsche. Ihm selber gefalle besonders das Stück Bundeswasserstraße zwischen Magdeburg und Boizenburg, verrät Karnatz. „Diese rund 200 Kilometer sind einfach faszinierend.“ Aber auch die Nebenflüsse Rögnitz, Löcknitz und Sude hätten so ihre ganz speziellen Reize und seien frei zu befahren. „Sie sind jedoch sehr Wasserstandsabhängig. Mindestens 50 Zentimeter sind technisch notwendig, um vernünftig voranzukommen. Sonst kratzt das Paddel ja nur im Sand.“ Für die Fahrrinne in der Elbe gäbe es überdies Verkehrszeichen, die Paddler zu beachten hätten. Man muss den Fluss ständig gut beobachten, denn einige Sandbänke gehen oft bis in die Mitte der Elbe. So gibt es zum Beispiel bei Hitzacker eine Riesensandbank, ebenso vor dem Sportboothafen in Stiepelse sowie auf der linkselbischen Seite vor Boizenburg. Dort hat sich schon so mancher Freizeitkapitän einen immensen Schaden am Boot zugezogen.“ Auch sei es immer ratsam von den Buhnen wegzubleiben. Das gebiete schon die Vernunft, betont Karnatz, der sich im übrigen wünsche, dass es mehr Aufklärung darüber geben müsse, wie mit der Elbe umzugehen sei. Am meisten ärgere ihn, dass der Fluss immer wieder vorschnell als „lebensgefährlich“ bezeichnet werde.
Der Elbe auch Respekt entgegenbringen
„Natürlich hat sie ihre Tücken. Aber die Dummheit und Unbedarftheit, die manche Zeitgenossen beim Umgang mit ihr an den Tag legen, ist eigentlich viel schlimmer. Man braucht vor ihr keine Angst zu haben. Doch Respekt sollte man der Elbe schon entgegenbringen. Sie sieht unter Wasser wie ein Gebirge aus. Im Sommer kann man manchmal in ihrer Mitte stehen. Doch das geht nur bis Höhe Brust, danach nimmt einen das Wasser mit“, erklärt Karnatz, der deutlich macht, dass sich das Stromgewässer ständig verändere. Im selben Atemzug sagt er aber auch, dass Kanufahren als Freizeitaktivität kinderleicht sei.
„Ein Einstieg ist für jedermann ohne große Vorkenntnisse möglich. Die wenigen Grundkenntnisse sind schnell aufgezählt. Die Einführung in den Umgang mit Material und Ausrüstung in kürzester Zeit erledigt. Außerdem erhält jeder, der im Boot sitzt, eine Schwimmweste.“ Und schon könne es losgehen mit den ersten Paddelschlägen.
„Der Faszination Kanufahren können sich mittlerweile nur wenige Menschen entziehen. Wer es einmal gemacht hat, will es immer wieder tun“, schmunzelt Klaus Karnatz im SVZ-Gespräch. Viele Besucher, die zu ihm kämen, täten dies eigens wegen der Möglichkeit, mal eine ganz andere Welt von der Wasserseite aus zu erleben. Eine Welt, in der auch Stille und Beschaulichkeit vorkämen.
