Ein Gewitter zieht über Hagenow. Plötzlich ist ein lauter Knall zu hören. Kurze Zeit später steht ein Dachstuhl in Flammen.
„Ich habe den hellen Schein noch gesehen, dann knallte es auch schon gewaltig, alles war in bläuliches Licht getaucht. Da wusste ich, dass es bei meinem Nachbarn eingeschlagen hat“, erzählt Thomas Welzel vom entscheidenden Moment am Hasselsort, heute kurz vor 10 Uhr. Die Wucht des Einschlages soll in der halben Stadt zu spüren gewesen sein, berichteten Leser.
Welzel ist nicht nur Nachbar sondern auch Gruppenführer bei der Hagenower Feuerwehr, und die war wenig später mit kompletter Besatzung in extrem kurzer Zeit vor Ort. Da brannte schon der Dachstuhl des Einfamilienhauses, das am Ende der Straße in dem beschaulichen Wohngebiet liegt, in voller Ausdehnung, wie die Polizei schrieb.
„Wir hatten einige Probleme, überhaupt ins Haus zu kommen“, verriet Einsatzleiter Sven Hoffmann, man habe bei Türen und Fenstern ziemlich viel zerstören müssen. Zudem musste das Löschwasser über große Entfernung herangeführt werden. Während der Innenangriff über Atemschutzteams schnell gelang, dauerte der Löschangriff über die Drehleiter länger, weil ein Ventil am Sprühstück nicht richtig verriegelte. Entscheidend für die Brandbekämpfung war das jedoch nicht. „Da ist eine gewaltige Energie freigesetzt worden“, erzählte Feuerwehrmann Thomas Welzel beeindruckt, als er aus dem Haus kam. Andere Einsatzkräfte berichteten von sehr schweren Bedingungen im Haus und kochend heißem Löschwasser, das auf die Feuerwehrleute herabfiel. Die Einsatzkräfte, allein Hagenow hatte 27 Mann im Einsatz, mussten wegen der Photovoltaik-Anlage auf der Südseite des Daches zudem sehr vorsichtig mit ihren Löscharbeiten sein.
Die Bewohner waren zum Zeitpunkt des Blitzeinschlages nicht zu Hause, wurden schnell alarmiert und trugen dann ihr Schicksal mit großer Fassung. Unter den zahlreich versammelten Nachbarn war vor allem die Betroffenheit groß. Viele waren von der Arbeit nach Hause geeilt, um zu sehen, ob es ihr Haus getroffen hatte. Ein Hagenower rief sogar in Ludwigslust bei der Polizei an, und wollte wissen, ob sein Haus brenne.
Enrico Reuter, jahrelang Stadtvertreter in Hagenow und direkter Nachbar des Unglückshauses, war die Betroffenheit besonders anzumerken. „Es hätte auch unser Haus treffen können“, sagte er, der im Büro alles stehen und liegen gelassen hatte.
Noch während der Löscharbeiten, die länger dauerten, zuckten Blitze am Himmel, ein Feuerwehrmann musste wegen Kreislaufproblemen behandelt werden. Zur Unterstützung wurden später auch Kameraden der Wittenburger Wehr alarmiert, die mit einigen Atemschutzträgern anrückten. Die Stadtwerke hatten aus Sicherheitsgründen das ganze Wohngebiet zunächst von der Energieversorgung getrennt.
Trotz allen Einsatzes war der Schaden an dem noch nicht sehr alten Haus gewaltig, die Feuerwehr musste zahlreiche Dachpfannen herunterreißen, um an die Glutnester zu kommen. Immer wieder musste gelöscht werden. Die Polizei ging heute nach ersten Schätzungen von einem Gesamtschaden in Höhe von mindestens 250 000 Euro aus. In dem jetzigen Zustand ist das Haus nicht mehr bewohnbar.

