Betreiber der Flüchtlingsnotunterkunft räumt den Gebäudekomplex. Anfängliches, weltweites Medieninteresse überrollte kleines Dorf
Es begann mit einem Knall: „1000 Flüchtlinge sollen in einer Notunterkunft im 100-Seelen-Dorf Sumte untergebracht werden!“ - und es endet nun ganz still. In den letzten Tagen hat eine handvoll Mitarbeiter die restlichen Arbeiten erledigt, das Gebäude ist so gut wie leergezogen. Die Schlafräume, in denen im vergangenen November Matratze neben Matratze gelegen hatte, sind leer und frisch gewienert.
„Es kommt nicht darauf an, wie die Party beginnt, sondern wie sie aufhört“, denkt auch Einrichtungsleiter Jens Meier vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) an den 13. Oktober im „Hotel Hannover“ zurück, als es eine erste Informationsveranstaltung gab. Einwohner waren beunruhigt und auch empört über die große Zahl der zu erwartenden Flüchtlinge.
Das Innenministerium revidierte dann die Zahlen: maximal sollten 750 Personen in Sumte untergebracht werden. Tatsächlich waren es zu Hochzeiten im Dezember 706 Menschen, die im „Camp“ lebten, doch schon bald gingen die Zahlen zurück. Insgesamt 71 Mitarbeiter und zahlreiche freiwillige Helfer kümmerten sich um die Menschen. Ende August in diesem Jahr verließen die letzten Flüchtlinge die Einrichtung. Die sechs Wochen habe man auch für den Abbau des Camps benötigt, so der Kreisgeschäftsführer des ASB in der Region Hannover. Heute ist er zum letztem Mal im Amt Neuhaus.
„Die Zeit hier war eine ganz intensive, bewegte und bewegende Zeit und ich könnte hunderte Geschichten erzählen“, so Meier weiter. „Wir hatten die Aufgabe, die Menschen entsprechend zu betreuen und wir haben diese Aufgabe umfangreich erfüllt und darüber hinaus viel mehr gemacht, als wir hätten machen müssen.“ Mit den Leuten im Amt Neuhaus sei man sehr gut klar gekommen, was wohl auch an deren ruhiger und besonnener Art gelegen hätte. Wovon nicht nur Jens Meier sehr überrascht wurde, war das riesengroße Medieninteresse . Er hat gefühlt hunderte Interviews gegeben. Und das nicht nur mit Medienleuten aus Deutschland und Europa, sondern Journalisten kamen sogar aus Mexiko und Ecuador, aus den USA und Kanada, aus Japan und der Ukraine. Die Aufzählung bleibt unvollständig. Natürlich gab es auch Probleme, wenn im Camp Bewohner aneinander gerieten oder sich außerhalb des Camps so verhielten, das Einwohner sich beschwerten. Die hätten immer im Zusammenhang mit Alkohol gestanden, so Meier. Aber man konnte sie in der Regel schnell bereinigen. Dass die Einrichtung des Landes nicht weiter betrieben wird, davon war auszugehen. Die Wege zu den Registrierungszentren in Braunschweig oder Celle waren einfach zu weit. Der Mietvertrag endet am 31. Oktober. Dann steht diese große Immobilie wieder leer. Bürgermeisterin Richter bedauert, dass die geschaffenen Arbeitsplätze nicht mehr vorhanden sind und hofft, dass die dort Beschäftigten schnell wieder eine Arbeit finden. „Ich würde mir auch wünschen, dass der eine oder andere von unseren zugewiesenen Flüchtlingen im Amt Neuhaus bleibt, damit die Einwohnerzahl stabil bleibt.“

