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Hagenow Der Soldat als Fachkraft

Von NIEN | 01.07.2016, 12:00 Uhr

Wie weiter nach der Dienstzeit in der Hagenower Kaserne? Standorttreffen zwischen Bundeswehr und Wirtschaft soll vernetzen

Deutliche Worte beim Standorttreffen zwischen Bundeswehr und Wirtschaft in Hagenow: „Eines muss euch klar sein. Wenn ihr nach acht, zehn oder zwölf Jahren aus der Bundeswehr kommt, seid ihr nicht gerade die Attraktivsten für die Arbeitgeber“, sagt David Thomsen. „Ihr müsst ihnen etwas bieten und euch rechtzeitig Gedanken machen.“ Mit diesem Appell tritt der Fahrzeugbau-Meister am Mittwochnachmittag vor die mehr als 20 Hagenower Soldaten. Und er weiß, wovon er spricht. Er war selbst lange im Dienst, fünfmal im Auslandseinsatz. Und genau dort überlegte er damals auch, wie es eigentlich nach seiner Wehrzeit weitergehen soll.

Den gut ausgebildeten Soldaten interessante berufliche Perspektiven nach ihrer militärischen Karriere zu bieten, darum gehe es der Stadt Hagenow, so Wirtschaftsförderer Roland Masche. In Kooperation mit der Initiative Fachkräfte MV – nach der Bundeswehr für Mecklenburg Vorpommern, dem Karrierecenter der Bundeswehr und der IHK zu Schwerin hat sie dieses Treffen zum zweiten Mal ausgerichtet.

„Wir sind ein wachsender Standort mit derzeit 5700 Arbeitsplätzen“, hebt Masche die Vorzüge der Kleinstadt hervor. Hagenow sei zudem ein lebendiges Mittelzentrum mit entsprechender Infrastruktur und ein „interessanter, liebenswerter Ort mit kleinstädtischem Flair“. Und einige Soldaten können es sich durchaus vorstellen, nach der Dienstzeit in der Stadt zu arbeiten. „Ich komme aus Schwerin, Hagenow ist keine Entfernung“, sagt Robert Schröder. Bis 2019 hat der junge Soldat noch Zeit, dann tritt er aus der Bundeswehr aus. Die kommenden zwei Jahre will er nutzen, um sich auf dem Arbeitsmarkt zu orientieren. „Das ist die Idee“, sagt Maryla Scheffler vom Karrierecenter der Bundeswehr. Auch wenn sie es oft anders erlebt – die Männer und Frauen sollen sich möglichst während der Dienstzeit umschauen. Und „wir versuchen, darauf aufmerksam zu machen“.

Steve Kaehler hat es genauso getan. Er drückte die Schulbank bei der IHK, machte parallel zur Bundeswehr seinen Meister. „Ich hab’ damals überlegt, was machst du jetzt, wie kommst du mit’m Arsch an die Wand“, sagt er zu den Soldaten. Heute arbeitet er bei FMS Fahrzeugbau in Hagenow. Ein Glücksgriff, lobt sein Chef Dirk Friemann ihn und seinen Kollegen David Thomsen, der sich eingangs äußerte. Vom Schweißer über den Metallwerker bis zum Maschinenbauingenieur – der Geschäftsführer kann eine ganze Palette an Arbeitsplätzen anbieten. Er sieht das Standorttreffen der Stadt als Chance und stellt sich deshalb gerne als Gastgeber zur Verfügung. Dirk Friemann hofft, dass es dazu beiträgt, den Betrieb unter potenziellen Fachkräften bekannter zu machen. Auch die benachbarte HMS Holzverarbeitung und das Textillogistik-Unternehmen Finitex haben die Gelegenheit genutzt, sich vorzustellen.

Für den Stabsgefreiten Sven Schaguhn bleibt nicht mehr viel Zeit. Ende August endet sein Dienst in der Hagenower Kaserne. Der gelernte Landschaftsgärtner könnte sich vorstellen, ins Handwerk zu wechseln und dafür umzuschulen. Er war schon beim ersten Standorttreffen der Stadt dabei und findet die Einblicke und den direkten Kontakt zu den Betrieben „wichtig und informativ“.