Franz-Josef Schwartz schenkt Skulpturen ein zweites Leben
Konzentriert sitzt Franz-Josef Schwartz an seinem Schreibtisch. Vor ihm steht ein kleiner bemalter Esel aus Gips. Die Ohren des Tieres sind weiß, wurden nachmodelliert. „Sie waren beide abgebrochen“, erzählt Franz-Josef Schwartz und zeigt auf die Bruchstelle. „Die musste ich ihm neu anfertigen.“ In der Hand hält er eine weitere Figur, einen kleinen Engel. Ihm waren die Flügel abgebrochen und der Bobziner klebte sie wieder an. „Es lohnt sich immer wieder, die Figuren zu restaurieren.“
Franz-Josef Schwartz hat eine große Leidenschaft – seine Krippenfiguren. Schon seit er ein Kind ist, interessiert sich der gebürtige Aachener für die Skulpturen aus Gips, Holz oder Wachs. „Der Sohn des Nachbarn hatte eine traumhafte Krippe und die durfte ich mir anschauen“, erinnert sich Schwartz an seine Kindheit. „Von da an dachte ich mir, irgendwann kriegst du auch mal so eine schöne Krippe.“
Das war der Anfang seiner großen Leidenschaft. „Zuerst habe ich kleinere Krippen gesammelt und es wurden immer mehr.“ Heute befinden sich auf dem Dachboden des 75-Jährigen über 40 komplette Krippensätze – von antiken Figuren über Raritäten bis hin zu Einzelstücken. „Meine Grenze ist jetzt aber erreicht. Ich muss unbedingt reduzieren“, so Schwartz über seine Schätze. „Ich möchte auf zehn bis zwölf Sätze kommen. Es werden ja mit Sicherheit wieder neue hinzukommen“, fügt er schmunzelnd hinzu.
Im Internet gebe es ein richtiges Netzwerk, das sich ausschließlich mit Krippen und den Figuren befasse. „Auf meinem Rechner habe ich rund 20 Seiten, auf denen Krippenfiguren angeboten werden“, so der Bobziner. Die suche Schwartz jeden Tag durch, um seine Sätze zu vervollständigen oder auch auf Raritäten zu stoßen. Auch seine eigenen Sätze biete er dort zum Verkauf an. „Ich habe bereits Figuren nach Kanada verschickt. Und mich besuchen regelmäßig Interessenten aus der Schweiz. Ich bin schon weit verzweigt.“ Nur hier in Mecklenburg stoße seine Leidenschaft auf nicht ganz so großes Interesse. „Wir sind 1997 nach Bobzin gekommen und haben hier unser Haus gebaut“, erzählt der Sammler. Seitdem hätten erst zwei Interessenten aus der Region Krippen gekauft. Würden in Aachen vielleicht 30 Leute auf eine Anzeige reagieren, wären es hier gerade mal drei. „Es gibt hier so viele Heiden, die nicht getauft sind. Und da ist das Interesse nicht so groß.“
Geht es bei der Krippe doch um die Darstellung der Geburt Jesu Christi, um die heilige Familie, Ochs und Esel und die drei Heiligen Könige aus der Weihnachtsgeschichte in Betlehem.
Krippen begleiten viele Familien schon seit Generationen durch die Weihnachtszeit. Häufig werden sie in der Familie weitergegeben und sind heute meist Raritäten, kleine Schätze, von denen auch Franz-Josef Schwartz einige besitzt. „Ich bin einmal nach Friesland gefahren, um dort eine Krippe abzuholen“, erzählt er. Sie wurde beim Aufräumen des Speichers gefunden und stammt aus der Zeit um 1920. „Die Besitzerin erzählte mir, dass die Figuren ihrer Mutter gehörten, die sie damals aus Köln mitgebracht hatte. Sie wurden dort im Speicher verstaut und seitdem nie wieder aufgebaut.“ Viele interessante Geschichten verstecken sich hinter den Figuren des Seniors. Schwartz kauft und verkauft seine geliebten Krippenfiguren nicht nur, er ist auch Hobby-Restaurator und repariert jedes abgebrochene Eselsohr und jeden kaputten Engelsflügel.
Zwei- bis dreimal in der Woche arbeitet er an seinen Figuren. Er bessert abgeplatzten Gips aus, modelliert mit feinen Drähten Arme oder Beine neu und verschönert sie mit frischer Farbe. „Ich gebe den Figuren ein zweites Leben“, so der Restaurator. Auch die Krippen zu seinen Figurensätzen baue er selbst, im bayrischen Stil, aus altem Eichen- oder Treibholz. Je älter das Holz, desto besser. „Der Fantasie, wie man was zusammensetzt, sind dabei keine Grenzen gesetzt.“
Bis vor rund sechs Jahren hat Franz-Josef Schwartz seine Weihnachtskrippen in Ausstellungen gezeigt. Einen ganzen Wohnwagen habe er voll beladen und sei damit viel unterwegs gewesen. „Aber das war viel Arbeit. Die Krippen vom Dachboden abbauen, in den Wohnwagen, dann zur Ausstellung aufbauen, abbauen und wieder zurück“, erinnert sich der Wahl-Bobziner. Aus gesundheitlichen Gründen habe er es dann aufgegeben.
Nun zieren die Krippen, bis auf wenige Ausnahmen wie heute zur Heiligen Messe, nur noch sein eigenes Haus. Den Ehrenplatz – im Wohnzimmer neben der Couch – erhält jedes Jahr ein anderes Exemplar. In der ganzen Familie wird die Tradition der Weihnachtskrippen gepflegt und weitergegeben. „Ich habe bereits drei eingepackte Kartons für meine Enkelkinder vorbereitet. Sie sind jetzt schon mit Krippen versorgt“, erzählt der Großvater lächelnd.


