Guntram Sydow: Wir müssen jetzt verhindern, dass es eine zweite oder gar dritte Pendlergeneration gibt
Woher sollen in Zukunft die Arbeitskräfte kommen, die gerade auf dem regionalen Arbeitsmarkt immer dringender gesucht werden? Das weiß derzeit niemand so richtig. Sicher ist nur, wie sich das Problem nicht lösen lässt. Beispiel Pendler mit Ziel alte Bundesländer: „Wir werden diejenigen, die schon viele Jahre nach Schleswig-Holstein, Hamburg oder Niedersachsen pendeln, nicht mehr zurückholen können. Das hat sich alles viel zu sehr verfestigt. Wir müssen vielmehr aufpassen, dass wir nicht eine zweite Generation von Pendlern bekommen.“ Gesagt hat das Guntram Sydow, der seit einem halben Jahr Chef der Bundesagentur für Arbeit Schwerin ist, bei einem Treffen mit Mitgliedern des Unternehmerverbandes West-Mecklenburg. Und er ergänzte: „Wir müssen der jungen Generation erklären, dass es überhaupt keinen Grund mehr gibt, die Region zu verlassen. Es gibt genügend Arbeit hier, genügend Stellen, um sein Erwerbsleben sicher und lange zu gestalten.“ Einer dieser Versuche fand gestern Abend wieder in Hagenow bei der Berufsmesse statt und die Bemühungen vieler Arbeitgeber, Nachwuchs zu gewinnen werden immer verzweifelter. Besserung, auch das machte Sydow klar, ist nicht in Sicht. Bis 2025 wird sich die Zahl der Schulabgänger landesweit und in Westmecklenburg gegenüber dem derzeitigen Niveau so gut wie nicht verändern. Das besagen die Geburtenzahlen. Auch von der Zuwanderung wird der Arbeitsmarkt in Westmecklenburg kaum profitieren können. Derzeit seien über die Jobcenter etwa 700 Flüchtlinge registriert. Rechne man alle Kurse und Altersgrenzen heraus, blieben gerade einmal 200 junge Leute, die den Arbeitsmarkt tatsächlich verstärken könnten. Das sei angesichts tausender freier Stellen noch einmal der Tropfen auf dem heißen Stein.
Ähnlich schwierig sieht es bei den Arbeitslosen aus, aktuell heißt die Quote für den Hagenower Bereich 6,0 Prozent und die Fünf vor dem Komma könnte noch in diesem Jahr kommen. Von diesen 2074 Menschen, die das Ende September konkret betraf, werden aber nur 653 direkt von der Agentur betreut. Der große andere Teil gehört in den Bereich des Jobcenters. Und da sei klar, dass diese Menschen deutlich schwerer in den Arbeitsmarkt zu bringen seien, oft genug wegen fehlender Mobilität.
Noch schlimmer wird die Lage, wenn man einen Blick auf die Altersstruktur der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Landkreis wirft. Ausgerechnet die besonders starken Jahrgänge der Menschen zwischen 47 und 60 gehen die nächsten Jahre in den Ruhestand, viele vorzeitig. Und unter ihnen ist die Zahl der Fachkräfte besonders hoch.Fazit: Für Unternehmer sind das keine guten Nachrichten, für die derzeit Beschäftigten hingegen schon. Unternehmen müssen sich um Personal also künftig ganz besonders bemühen. Dennoch sollte nicht vergessen werden, dass es auch Bemühungen gibt, Arbeitskräfte im Land zu halten. So liegt der SVZ regelmäßig die Pendlerpost bei.