Güstrowerin Ingeburg Schmecht rief Projekt „Bienenlehrstand“ ins Leben. Treffen immer mittwochs auf Gelände Güstrower Baumschulen.
Vorsichtig hebt der achtjährige Jasper eine der Waben aus der Bienenbeute. Er begleitete diese Woche seinen Vater Joe Lehmann zum „Bienenlehrstand“, den die Güstrowerin Ingeburg Schmecht auf dem Gelände der Güstrower Baumschulen ins Leben gerufen hat. „Ich möchte damit der Biene mehr Aufmerksamkeit schenken und bei allen Altersgruppen das Interesse für dieses wichtige Insekt wecken“, sagt sie.
Vor allem der Schutz der Natur und die ausgewogene Regulierung des Naturkreislaufs stehen für die 66-Jährige im Vordergrund. „Im Juli wird alljährlich der Tag der deutschen Imkerei begangen. Es ist nötig immer wieder darauf hinzuweisen, denn es gibt viel zu wenige Bienen in Deutschland ebenso wie in Mecklenburg-Vorpommern“, sagt sie.
Lust und Interesse am Imkern wecken
Zuerst stellte sich Ingeburg Schmecht am Mittwochnachmittag den Smoker zurecht. „Der hemmt die Stechlust der Bienen“, erklärt sie. In ihrem Projekt „Bienenlehrstand“ möchte sie bei großen und kleinen Teilnehmern die Lust am Imkern wecken und der Biene damit mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen. Drei Bienenvölker mit Beuten stellte Ingeburg Schmecht für diese Initiative zur Verfügung. Inzwischen sind es sechs Völker – drei Jungvölker wurden heran gezogen. Einzeln wurden die Waben und damit auch die Brut bzw. die Ausbeute an Honig begutachtet. Gern hätten die Projektteilnehmer auch Weisel, also eine Königin, entdeckt und markiert – doch diese Suche blieb diesmal erfolglos. Aber sie fanden Brut in allen Stadien vor.
Für Martin Christens (27) aus Boldebuck ist dieser Bienenlehrstand eine gute Vorbereitung für eigene Bienenvölker. „Ich habe mir bereits in der Volkshochschule das theoretische Wissen angeeignet und hier kommt die Praxis“, sagt er. Im nächsten Jahr will er unbedingt im eigenen Garten Bienen haben, auch um mehr Ertrag bei den eigenen Obstbäumen zu haben.
Ingeburg Schmecht ist eine gute Lehrerin, die sich ihr Wissen in den vergangenen zehn Jahren angeeignet hat. Eine sinnvolle Beschäftigung habe sie für ihr Rentendasein gesucht und fand es 2006 mit der Imkerei. „Zweieinhalb Tage bin ich in Plau in einer Imkerei mitgelaufen und dann hatte es mich gepackt“, erzählt sie. Zahlreiche Lehrgänge hat sie schon absolviert. „Das erfüllt mein Rentnerdasein und ist für die Umwelt und den Naturschutz sinnvoll“, fügt sie an.
Die Zeit, die ein Imker in sein Hobby investiert, dürfe man allerdings nicht rechnen. Doch nicht nur für Ingeburg Schmecht ist das Entspannung. Auch Joe Lehmann sieht darin eine gute Möglichkeit, seine Zeit nach der Arbeit sinnvoll zu nutzen. „Nach dem normalen Alltagstrott kann man sich hier zur Ruhe zwingen. Das ist eine gute Sache“, sagt der 52-Jährige aus Güstrow. Im nächsten Jahr soll es auch für ihn los gehen. Hier am Bienenlehrstand kann er sich ausprobieren und lässt sich noch manche Einzelheit erklären, die zu beachten ist. Der Grafiker hat sich auch gleich ganz praktisch am Bienenlehrstand eingebracht und zwei Schilder gefertigt, die auf diese Möglichkeit auf dem Gelände der Güstrower Baumschulen hinweisen.
„Wer Interesse hat, dem zeige ich zu den Öffnungszeiten gern die Bienenwohnung im Schaukasten“, sagt Sylvia Tänzler, Inhaberin der Güstrower Baumschulen. Als sie angefragt wurde, ob sie auf ihrem Gelände Platz für einen solchen Bienenlehrstand hätte, musste sie nicht lange überlegen. „Wir brauchen Bienen und das Land ist da“, sagt die Geschäftsfrau. Die erste Ernte vor zwei Wochen sei übrigens schon sehr lecker gewesen.
Für alle wäre es schön, wenn sich noch weitere Interessierte finden würden, die hier praktische Imkerei erlernen. Jeden Mittwoch um 15 Uhr ist Treffpunkt in den Güstrower Baumschulen. „Auch wäre es schön, wenn noch einige Kinder mitmachen würden“, sagt Sylvia Tänzler. Denn wer als Kind auf den Geschmack gekommen ist, der würde sich später wieder daran erinnern, wenn er etwas Zeit übrig habe, ist sich Ingeburg Schmecht sicher. Ein Besuch des Lehrstandes ist nach Vereinbarung auch zu anderen Zeiten möglich. Schutzschleier für Erwachsene wie für Kinder sind vorhanden.
