Silke Hameister setzt den Doktorhut auf und will neben ihrem Lehrerberuf weiter intensiv künstlerisch arbeiten.
Mit zartem Stift gezeichnet, expressionistisch getuscht, mit der Spritzpistole gesprüht – „Hameisters“ hängen in der Region Güstrow und darüber hinaus in Büros, Schulen, Wohnzimmern. Es ist schon eine Weile her, dass die studierte Grafikdesignerin Silke Hameister sich als freischaffende Künstlerin vor allem mit der Airbrush-Technik einen Namen gemacht hatte. Etwas ruhiger geworden ist es um die heute 46-Jährige in den letzten Jahren gewesen. Doch das schien nur so, weil ihre öffentliche Präsenz sich verringert hatte, zwangsläufig. Mit viel Lernen hat sie die vergangenen zehn Jahr zugebracht und mit viel Lehren; beides hat sich immer auch zeitlich vermischt.
Bei Schulprojekten im Kunstunterricht oder Arbeitsgemeinschaften erwachte zart, aber immer deutlicher in der Lehrerstochter eine alte Vorstellung, gegen die sie sich früher doch immer irgendwie innerlich gewehrt habe: Arbeit mit Kindern, an einer Schule, eine ständige. Die Verknüpfung der ihr wohlbekannten „Fächer“ lag natürlich nahe, und so startete Silke Hameister, die als Kindheitswunsch doch Illustratorin werden wollte, vor zehn Jahren ein Studium auf Lehramt Kunst/Deutsch in Greifswald. Schrittweise habe sie dann doch diese „Ader“ gespürt, habe bessere Vorstellungen vom Lehrerberuf bekommen. 2013 stieg sie an der Gehörlosenschule als Kunst- und Deutschlehrerin ein, übernahm eine Klasse. „Ich bereue das nicht“, sagt sie heute bestimmt.
Ihrer zweiten, nahen Leidenschaft widmet sie sich in ihrer gerade abgeschlossenen Doktorarbeit – der Architektur. Schon während ihres Referendariats am Teterower Gymnasium begann sie ihre Promotion in Kunstgeschichte/Architektur. Mit dem Thema verbindet die gebürtige Parchimerin wesentliche Lebenswege: „Stadtentwicklung und Architektur als vergleichende Betrachtung in Güstrow und Parchim von 1870 bis 1990“.
Ob der Weg der Silke Hameister, wenn sie im Juli ihre Doktorarbeit verteidigt, an einem Ziel angelangt ist? Vorerst, sagt sie, habe sie keine neuen Pläne. Zuzutrauen wäre der Frau mit den vielen künstlerischen Talenten noch so Manches. Künstlerisch werde sie definitiv weiter tätig sein. „Das hilft, den Kopf freizumachen von der Schularbeit und von der wissenschaftlichen Arbeit“, sagt sie. Ideen habe sie schon viele „auf dem Zettel“ – durchaus im Sinne des Wortes, darf man einen Blick in ihre Skizzenbücher werfen. Viel experimentiert habe sie schon immer. Ob mit Abdrucken von Gullydeckeln mit Bleiplatten, ob beim Bau von menschengroßen Kokons, ob mit Winterzeichnungen. „Da habe ich für den Stift nur drei Minuten Zeit, dann sind die Finger klamm“, beschreibt sie die Kunst des schnellen gedanklichen und künstlerischen Erfassens ihrer Umgebung, wenn sie sich bei Frost und Schnee vor ihrem Haus im Güstrower Ortsteil Suckow an die Arbeit macht.
Kinderbücher hat Silke Hameister tatsächlich illustriert. Aber die vielseitige Künstlerin war auch mal Landes-Lyrikmeisterin, geladener Gast zu den Schweriner Poetenseminaren, sie organisierte Literaturfestivals, trat auf diversen Literaturbühnen auf. Die Güstrowerin ist überzeugt: Wenn man sich präsentieren will, muss man vielfältig sein. Zugleich wolle sie „die Dinge verschieden erfassbar, und so auch spannend machen“. Spuren der Menschen wolle sie mit ihren Kunstwerken aufgreifen, sagt Silke Hameister. Und fragt: „Hinterlasse auch ich Spuren?“ Und denkt: Vielleicht fragt sich das ja jeder.