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Flüchtling in Krakow am See Integration durch Arbeit

Von Eckhard Rosentreter | 25.10.2016, 12:00 Uhr

Krakower Wohnungsgesellschaft hat mit Abdullah Mahfoud einen Flüchtling als Maler eingestellt.

Er möchte etwas für seine Zukunft tun, möchte Geld verdienen und seine Familie unterstützen und selbst auch mal eine eigene gründen. Der junge Mann, der diese wie selbstverständlich klingenden Worte sagt, ist Syrer. Aus Homs stammt Abdullah Mahfoud, und er ist im Oktober vorigen Jahres, als seine Heimatstadt heftig umkämpft war, geflohen. „Vor dem Krieg, vor dem IS“, sagt der 31-Jährige nur. Mit dem Taxi ging es in den Libanon, weiter mit dem Flugzeug in die Türkei, mit dem Schlauchboot zur griechischen Insel Kos, weiter mit dem Schiff, mit Zug und Bus über Mazedonien, und Österreich, bis er am 15. November in Deutschland strandete. Am 27. März kam er in Krakow am See an, wo es im Ortsteil Charlottenthal Unterkunft für Flüchtlinge gab.

Dort wohnt Abdullah Mahfoud immer noch, doch er ist auf der Suche. Aber nicht, wie so viele der Ankömmlinge, nach einer Metropole. Mahfoud will in Krakow am See bleiben. Arbeit immerhin hat er hier gefunden. In der kommunalen Wohnungsgesellschaft Wokra war Malergeselle David Hentschel krankheitsbedingt schon längere Zeit allein in seinem Gewerk. Hilfe war nötig – und Abdullah Mahfoud ist gelernter Maler. Da lag es nahe, es miteinander zu probieren. „In einer Probewoche lief es gut mit ihm“, sprach sich der 32-Jährige für ein Praktikum des Syrers bei ihm aus. Mitten drin in dieser Probezeit sollte Mahfoud dann zu einem Integrationskursus. Das haben er und die Wokra abgebogen. „Dann wäre er erst mal wieder für uns weg. Doch er ist fleißig, wird im Team anerkannt. Eine bessere Integration als Arbeit gibt es gar nicht“, sagte sich Wokra-Geschäftsführer Thomas Bachmann.

Am 1. Juli bekam der Mann aus Syrien seinen Arbeitsvertrag bei der Wokra. Als Maler natürlich. „Man sieht schon, dass er vom Fach ist. Tapezieren und Fußböden sind nicht so sein Ding, das hat er in Syrien nicht gemacht. Aber zum Beispiel einige Spachteltechniken hat er drauf, da kann man noch was lernen. Und er lernt schnell“, lobt der Geselle seinen neuen Kollegen. Die Verständigung klappe recht gut, Abdullah bemühe sich sehr, Deutsch zu lernen. „Englisch geht auch, aber ich will hier ja deutsch reden“, sagt Mahfoud. „Und wir berichtigen ihn, wenn er mal etwas grammatikalisch falsch sagt oder ein Wort sucht“, sekundiert David Hentschel. Thomas Bachmann: „Das ist für unsere Mitarbeiter ein Projekt. Sie helfen ihm auf unterschiedlichste Weise. Beide Seiten partizipieren daran. Er ist für uns eine Bereicherung“, sagt Thomas Bachmann und möchte hoffen, dass die Wokra damit auch ein Zeichen für andere Unternehmen setzen kann.

Er wolle ja jetzt hier leben, sich zurecht finden, sagt der Muslim Mahfoud, denn nach Syrien könne er erst, wenn der Krieg zu Ende ist. Das wolle er auch, betont er, denn: „Das ist meine Heimat.“ Seine ganze große Familie lebe schließlich noch dort, Unter den sechs Brüdern und drei Schwestern sei er der Einzige, der ledig ist. Die Familie, die Heimat, das wären auch die Gründe, weshalb niemand von ihnen mitgekommen sei, als er sich mit Freunden auf den Weg gemacht hatte. Und auch wenn in Homs im Moment weniger gekämpft wird, sorge er sich und möchte doch hoffen, dass er seine Eltern, die schon 80 sind, einmal wiedersehen wird. Einen Plan dazu habe er im Moment aber nicht.