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Güstrow Heute entdeckt: bemalte Deckenbespannung

Von rmai | 04.05.2017, 21:00 Uhr

Freilegungsarbeiten bereiten Sanierung der Gleviner Straße 1 in Güstrow vor.

In der Gleviner Straße 1 tut sich etwas. Während der neue Eigentümer Ulrich Bunnemann händeringend auf die Baugenehmigung wartet, kann er zumindest schon Freilegungsarbeiten erledigen. Man habe in enger Absprache mit den Denkmalschützern die Planung erstellt, so dass der Architekt aus Schwerin guter Dinge ist, dass die Genehmigung in den nächsten Tagen kommt. Sechs bis sieben Wohnungen und ein oder zwei Gewerbeeinheiten sollen in dem historisch bedeutendem Gebäude mit Blick auf den Markt, in dem August der Starke, Kurfürst von Sachsen und König von Polen, während der Nordischen Kriege 1712 bei Friedensverhandlungen in Güstrow nächtigte, untergebracht werden. Im nächsten Februar soll möglichst alles fertig sein.

Haus birgt viel Originalsubstanz

Statt der sonst oft üblichen bösen Überraschungen, die alte Häuser in sich bergen, strahlten gestern die Augen des Bauherren. „Wir haben gerade eine barocke Deckenbespannung gefunden, die sehr schön ist“, berichtet Bunnemann, der sich mit seiner Schelfbauhütte zeitgemäßes ökologisches Bauen auf die Fahnen geschrieben hat. Entdeckt hat man das bemalte Leinen nicht etwa in den repräsentativen Räumen, sondern in einem der oberen Zimmer, wo sie bei Umbauarbeiten im Deckenbereich – nach außer nicht sichtbar – verbaut wurde. Die Restauratorin Ulrike Hahn wird sich darum und auch um eine Wandbespannung aus der Zeit der Renaissance, die man in einem Abstellraum entdeckte, die aber sehr viel weniger gut erhalten ist, kümmern. Kleine Freude machen auch weniger spektakuläre Fundstücke, wie ein Stück Dielenholz mit Notizen eines Tischlers aus dem Jahr 1933 und außerdem einige Münzen und Nähzeug, das irgendwann durch irgendwelche Ritzen gerutscht sein muss.

Insgesamt blickt der Architekt auf ein „selten unverdorbenes Haus mit sehr viel Originalsubstanz“, wie er es formuliert. Eichenbohlen und Fensterzargen aus der Bauzeit Anfang des 17. Jahrhunderts nennt er als Beispiele. Nicht ganz unproblematisch ist die Statik der Außenwände. Schon vor langer Zeit ist das Gebäude in einer Richtung gesackt. Die Kunst würde jetzt darin bestehen die Raumstrukturen so zu entwickeln, dass sie die Statik des Hauses unterstützen. Punktuell seien darüber hinaus statische Maßnahmen notwendig, erklärt Bunnemann.

Damit leben müsse man, dass es im obersten Geschoss relativ niedrige Decken gibt, nicht unbedingt etwas für Zwei-Meter-Männer. „Den Nachteil müssen wir mit anderen Vorteilen wettmachen“, betont Bunnemann. Der Dachboden bleibe weitestgehend unangetastet. Hier befindet sich noch ein sehr schönes Aufzugsrad, das man früher benötigte, um Lasten im Haus zu bewegen.

Das äußere Erscheinungsbild wird sich mit der Sanierung kaum verändern. Etliche Steine seien allerdings auszutauschen. Insbesondere die Sandsteinelemente an der Giebelseite zur Gleviner Straße seien stark geschädigt.