Briefe über „Entartete Kunst“: Fernsehen, Rundfunk sowie zahlreiche Tageszeitungen greifen Recherchen unserer Zeitung auf
Der Bericht über den Güstrower Briefefund in unserer Montagsausgabe hat für ein bundesweites Medienecho gesorgt. Zahlreiche große Tageszeitungen, wie zum Beispiel „Die Zeit“, die „Süddeutsche Zeitung“ oder „Der Tagesspiegel“ sowie diverse Rundfunkanstalten griffen unsere Recherchen auf. Beim Abriss des „Hexenhauses“ am Güstrower Inselsee waren Briefe der beiden führenden Kunsthändler im „Dritten Reich“ – Hildebrand Gurlitt (1895-1956) und Bernhard A. Böhmer (1892 bis 1945) – aufgetaucht, in denen es um den Handel mit „Entarteter Kunst“ geht. Besonders der Name Hildebrand Gurlitt sorgt in diesem Zusammenhang für großes Medieninteresse. Spiegel online erinnerte gestern an den Kunstfund in der Münchener Wohnung von Cornelius Gurlitt. Im Februar 2012 hatten Ermittler in der Wohnung des Sohnes von Hildebrand Gurlitt rund 1280 Kunstwerke entdeckt. Erst deutlich später, im November 2013, wurde der Fall öffentlich und löste eine NS-Raubkunst-Debatte in Deutschland aus. „Jetzt sind Briefe von Gurlitts Vater, dem Nazi-Kunsthändler Hildebrand Gurlitt, aufgetaucht“, schreibt Spiegel online unter Berufung auf den Beitrag in unserer Zeitung.
Auch in der Ernst-Barlach-Stiftung Güstrow am Inselsee stand gestern das Telefon nicht still. Geschäftsführer Volker Probst hatte den Güstrower Fund in der SVZ als „bedeutend“ bezeichnet und erhofft sich neue Erkenntnisse in der Beziehung Böhmer/Gurlitt sowie über den Handel mit „Entarteter Kunst“. „Wir hatten recht viele Reaktionen auf diese Geschichte und zahlreiche Nachfragen“, sagte die Kunsthistorikern Franziska Hell, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Barlach-Stiftung. Auch das Fernsehen sei vor Ort gewesen. „Das ist natürlich ein super Fund. Da wird noch einiges kommen, weil es für die Kunstgeschichte allgemein interessant ist“, ist sie überzeugt.
Der gesamte Komplex „Entartete Kunst“ sowie die Verwicklungen von Hildebrand Gurlitt in den Handel mit dieser Kunst seien ein spannendes Thema. „Gerade mit dem Fund 2012 in München ist die Sensibilität für ,Entartete Kunst‘ in Deutschland stark gestiegen. So ist auch die Provenienzforschung in den Museen aktueller denn je“, sagt Franziska Hell. Viele Museen würden sich heute damit auseinandersetzen, woher ihre ausgestellten Werke kommen.
Hell erhofft sich mit der Auswertung der Briefe Hinweise auf den Handel mit Kunstwerken im „Dritten Reich“. „Vielleicht kann man den Weg einzelner Werke nachvollziehen“, sagt sie. Die gefundenen Briefe seien bedeutend. „Denn man muss sich ja fragen, warum sie überhaupt versteckt wurden.“