Der Güstrower Verein Amandla hilft Migranten und will Brücken zu anderen Kulturen bauen – Migranten und Nichtmigranten verfolgen dieses Ziel gemeinsam
Am 4. April 2014 gründete sich in Güstrow der Migrantenverein Amandla. Sein Vorsitzender, Dr. Francesco Mucauque, übersetzt den an die Grußformel aus der Antiapartheidbewegung Südafrikas angelehnten Vereinsnamen mit dem Begriff „Hände“. Andere Quellen übersetzen Amandla mit „Kraft“ oder „Power“. Für Mucauque passen alle Bezeichnungen. „Wir wollen im Verein zusammen etwas schaffen, unsere Kräfte und unsere Hände zusammenlegen. Gemeinsam sind wir stark“, unterstreicht der 52-Jährige, der 1988 zum Pädagogikstudium aus Mozambique nach Leipzig kam und in Deutschland blieb.
Amandla ist ein noch junger Verein, dessen Mitglieder zumeist Migranten sind, die aus Russland, der Ukraine, Mozambique, Litauen, Albanien oder Tschechien nach Deutschland kamen. Auch Deutsche sind dabei. Die Förderung von Integration hat sich der Verein als großes Ziel in die Satzung geschrieben. „Eine Brücke sind dabei die verschiedenen Kulturen, die unsere Mitglieder mitbringen und die wir als Bereicherung auffassen“, ergänzt Roman Mezer. Der heute 28-Jährige kam 2003 als Spätaussiedler nach Deutschland. „Mein Vater ist Deutscher, aber er sprach kein Wort Deutsch. Dafür meine Mutter, eine Russin, die als Lehrerin für Deutsch und Französisch arbeitete“, erzählt er seine Migrationsgeschichte. Gefragt, ob er in Deutschland leben wolle, wurde Roman von seiner Familie nicht.
„Ich musste alle meine Freunde zurück lassen, kam in eine achte Klasse und habe das erste halbe Jahr überhaupt nichts verstanden“, erzählt er. Allmählich rappelte er sich auf, aber die Integration sei ein langer und schwieriger Weg gewesen, sagt er. Damit es für andere besser und schneller geht, will er seine Erfahrungen bei Amandla einbringen.
Das erste Projekt „Gemeinsame Wege – gemeinsame Ziele“ realisierte Amandla mit einer Förderung von „Engagement global“, einer gemeinnützigen Gesellschaft für bürgerschaftliches und kommunales Engagement. Dabei organisierte der Verein unter anderem eine Informationsveranstaltung über Entwicklungsprojekte in Peru. Als eines von sieben Projekten im Landkreis erhielt Amandla in diesem Jahr einen Förderbescheid aus dem Bundesprogramm „Demokratie leben“. Mit seinem Projekt „Intelligente Wege Landkreis Rostock – Wir engagieren uns“ will sich der Verein für Menschen mit und ohne Migrationshintergrund einsetzen. Die Mitglieder legten noch vor den Sommerferien los und diskutierten mit einer 5. Klasse der Ecolea. „Das Themenfeld war weit gesteckt. Wir haben über Mode und afrikanische Schnitzerei gesprochen, über verantwortungsvolles Konsumverhalten und über Konzerne, die in Afrika auf der Jagd nach Bodenschätzen rücksichtslos die Umwelt und den Lebensraum der Einheimischen zerstören“, umreißt Mucauque das Spektrum. Die Gesprächsangebote zu Schulprojekttagen will der Verein auch der Fritz-Reuter-Schule, der Schule am Inselsee und der Wossidloschule unterbreiten.
Roman Mezer und Viktoria Sonnengrün, die ebenfalls als Spätaussiedlerin nach Deuschland kam, sind nicht nur bei Amandla aktiv. Die jungen Leute engagieren sich darüber hinaus ehrenamtlich als Dolmetscher bei Sprint Rostock, in der Migrationsberatung beim DRK in Güstrow und sie qualifizieren sich über die Friedrich-Ebert-Stiftung zum Integrationsbegleiter.