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Wölfe in MV Diskussion über den Wolf in MV

Von Caroline Awe | 12.05.2017, 20:45 Uhr

Experten aus Politik, Wissenschaft und Naturschutz sprechen in Güstrow über das Für und Wider der Wolfsansiedlung.

Ingo Stoll ist unzufrieden. Der Schäfer aus Langsdorf (Landkreis Vorpommern-Rügen) hat 1200 Mutterschafe und fragt sich, wie er diese langfristig vor der stetig wachsenden Wolfspopulation in Mecklenburg-Vorpommern schützen soll. „60 000 Euro, dass ist der Kostenvoranschlag für einen Schutzzaun um meine Herde“, sagt er am Freitagvormittag auf einer Diskussionsveranstaltung zum Thema „Die Rückkehr des Wolfes – Bedrohung oder Bereicherung“ zu der die Konrad-Adenauer-Stiftung und die CDU-Landtagsfraktion eingeladen haben. Ein Schäfer verdiene 5,32 Euro pro Stunde. „Wir brauchen finanzielle Unterstützung, denn solche Summen gibt die Schafhaltung nicht her“, rechnet er vor und erntet für die klaren Worte Beifall von seinen Berufskollegen. Doch die finanzielle Unterstützung fehlt, dass klingt in der Diskussionsrunde im voll besetzten Saal im Güstrower Kurhaus am Inselsee immer wieder an.

„Wir fordern einen Rechtsanspruch auf finanzielle Mittel – insbesondere dann, wenn präventive Maßnahmen vorausgesetzt werden, um die Herde zu schützen, aber dennoch ein Schaden entsteht“, macht auch Jürgen Lückhoff, Vorsitzender des Landesschaf- und Ziegenzuchtverbandes MV, deutlich und fügt hinzu: „Wir brauchen Rechtssicherheit für die Tierhalter, die schließlich ja auch nicht die Verursacher für diese Situation sind.“ Damit spricht er auf den besonderen Schutzstatus des Wolfes und damit dessen politisch forcierte Ansiedlung an. Wolle man, dass der Wolf akzeptiert werde, müsse man auch die Kosten für die gewollte Wolfsrückkehr tragen, so Lückhoff weiter.

 

Daneben seien immer auch verhaltensauffällige Tiere ein Thema im öffentlichen Diskus, macht Forstzoologe Dr. Norman Stier, Koordinator des Wolfsmonitorings in MV, deutlich. Tiere, die Nutztiere reißen oder den Kontakt zu Menschen suchen, verunsichern die Bevölkerung. „Es gibt einen großen Aufklärungsbedarf, aber es fehlen die Kapazitäten das abzudecken“, fügt der Experte hinzu. Auch hier steht also die Frage nach der Finanzierung.

Auch die Wolfsbefürworter meldeten sich am Freitag zu Wort. So sagte Jörg Piehl vom Freundeskreis freilebender Wölfe in MV: „Immer wird nur vom Problemwolf gesprochen, aber nicht jeder Wolf ist gleich ein Problemwolf. Unser Ziel ist eine friedliche Koexistenz mit dem Wolf.“ Sogleich hakte Schäfer Stoll ein: „Meinetwegen können die Wölfe kommen, solange sie meine Herde in Ruhe lassen.“ Doch wer könne das gewährleisten? Kosten und Aufwand blieben schließlich doch beim Tierhalter hängen, kritisiert Ingo Stoll weiter. Für den Zuhörer Wolfgang Hasse aus Klueß ist die Sachlage eindeutig. „Wer die Musik bestellt, muss sie auch bezahlen“, resümiert er nach der Veranstaltung.