Seit 2008 ist Hanka Gatter als Lehrerin an der Freien Schule in Güstrow tätig – privat engagiert sich die 38-Jährige für Geflüchtete.
Seit 2008 ist Hanka Gatter Lehrerin an der Freien Schule in Güstrow. Die 38-jährige Parchimerin studierte an den Universitäten in Rostock und Cork (Irland) Geschichte, Germanistik und Deutsch als Fremdsprache. Die Freie Schule ist für sie perfekt. „Ich mag das Konzept, dass nicht in Fächern, sondern nach Themen unterrichtet wird. Außerdem finde ich es toll, dass wir die Kinder erst ab der neunten Klasse benoten – das hätte ich mir selbst auch gewünscht“, erklärt Gatter. Im Sommer 2015 gründete sie das „Netzwerk für Flüchtlinge“ in Parchim mit und engagiert sich auch in Güstrow – gemeinsam mit ihren Schülern – für Geflüchtete.
Wo ist Ihr Lieblingsplatz?
Abschalten und den Alltag vergessen kann ich wunderbar beim Hochseeangeln im Atlantik, ich liebe die raue See inklusive Sturm und Regen von Irland und Norwegen – leider habe ich viel zu selten die Gelegenheit dazu.
Was würden Sie als Bürgermeister in Ihrem Wohnort sofort ändern?
Ich würde das Engagement gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus noch stärker würdigen und fördern. Außerdem würde ich mich dafür einsetzen, dass meine Heimatstadt sich um den Titel „Fairtrade Stadt“ bemüht.
Wo kann man Sie am ehesten treffen?
Während der Schulzeit an der Freien Schule, ansonsten in Parchim bei der Flüchtlingsarbeit und bei meiner Familie.
Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Fensterputzen in der Zahnarztpraxis meiner Mutter.
Wofür haben Sie es ausgegeben?
Blaue Dr. Martens-Schuhe aus einem Laden in London.
Was würden Sie gerne können?
Es gibt viele Dinge, die ich gerne können würde. Zum Beispiel würde ich gerne so kochen können, wie mein Vater es konnte. Toll wäre auch, wenn es mir gelingen würde, mein Auto nicht stets versehentlich ins Parkverbot zu stellen und dafür regelmäßig Knöllchen zu kassieren.
Was stört Sie an anderen?
Lethargie. Vor allen Dingen in Bezug darauf, sich politisch oder gesellschaftlich zu engagieren. Ich finde es sehr schade, dass es so wenigen Bürgern gelingt, sich aktiv einzubringen.
Worüber haben Sie zuletzt herzlich gelacht?
Ich lache täglich – ich merke mir das nicht.
Was haben Sie zuletzt Unvernünftiges getan?
Nachdem ich drei Jahre rauchfrei gelebt habe, bin ich seit einigen Wochen wieder aktive Raucherin…
Wer ist Ihr persönlicher Held?
Ich habe keinen Held und finde die Verehrung von Personen auch nicht besonders sinnvoll. Was ich aber bewundere, sind die vielen Ehrenamtlichen im Land. Von der Feuerwehr, über die Johanniter, die vielen Freiwilligen in der Kinder- und Jugendarbeit bis hin zu den Aktiven in der Flüchtlingsarbeit – das ringt mir Respekt ab.
Welches Buch lesen Sie gerade?
Ich habe kürzlich die Biographie eines Parchimers gelesen, mit dem ich seit einigen Monaten zusammenarbeite. Seine Gedanken berühren mich sehr und machen mich nachdenklich. Aktuell lese ich ein Buch, das mir meine Mutter geliehen hat: „Menschenleben retten! Mit der Sea-Watch im Mittelmeer“ von Harald Höppner.
Welche Fernsehsendung verpassen Sie nie?
Ich gucke so gut wie nie fernsehen. Aber wenn, dann sonntags Tatort oder Polizeiruf.
Wo trifft man Sie eher: bei einer Karnevalsfeier oder bei einem Fußballspiel?
Bei einem Fußballspiel.
Wen würden Sie gerne mal treffen?
Seitdem ich ein lesen kann, fasziniert mich Anne Boleyn, die zweite Ehefrau Heinrich des VIII. Diese kluge Frau hätte ich sehr gerne einmal getroffen. Mich interessiert, ob das Bild über sie, dass ich durch Bücher und Filme habe – ihrem Wesen entsprochen hätte.
Wenn Sie selbst kochen: was kommt dann bei Ihnen auf den Tisch, griechische, italienische, chinesische oder deutsche Gerichte?
Ich bin da überhaupt nicht festgelegt. Ich esse gerne Ente mit Rotkohl und Knödeln, aber auch asiatische Pekingente mit Mandarin-Pfannkuchen. In letzter Zeit bin ich auch häufig in den Genuss der arabischen Küche gekommen und habe meine Liebe für Gerichte mit Lamm und Rind entdeckt.
Mit welchem Lied verbinden Sie Ihre schönste Erinnerung?
Ich liebe Musik, habe viele Lieblingslieder. Ein Lied, was mich den Sommer über begleitet hat ist „Komplett im Arsch“ von Feine Sahne Fischfilet. Ich verbinde damit eine bewegende Zeit, die engagierte Leute aus MV zusammen gebracht hat, die bei der Kampagne „Noch nicht komplett im Arsch“ stark gemacht haben gegen den Rechtsruck in der Gesellschaft.
An welches Geschenk erinnern Sie sich noch gerne und von wem haben Sie es bekommen?
An das Geschenk, das mir meine Klasse zu meinem Geburtstag gemacht hat. Sie haben mich aus dem Unterricht geholt, auf dem Flur für mich gesungen und leckeren Kuchen gebacken.
Welchen Traum möchten Sie sich noch erfüllen?
Ich hätte gerne eine Wohnung in Brüssel. Die Stadt ist so voller Leben und hat unendlich viele schöne Gebäude im Jugendstil.
Wie gestalten Sie ihre Freizeit als Rentner?
Ich weiß nicht, ich hoffe, dass ich mich nicht langweilen werde. Außerdem hätte ich gerne immer ein bisschen Geld, was ich meinen Enkeln zustecken kann, so wie meine Großeltern es immer gemacht haben.
Wem sollten wir diese Fragen ebenfalls stellen und warum?
Claudia Eckert, die Mutter einer Schülerin. Trotz Schicksalsschlägen, ist sie eine starke, couragierte Frau, die wie eine Löwin für ihre Kinder kämpft.