Die häufigsten Nacktexemplare im Biosphärenreservat sind die Braune und die Schwarze Wegschnecke sowie die Spanische Wegschnecke
Die Frage wurde mir vor ein paar Tagen auf einer Exkursion mit einer Schulklasse gestellt. Der Herbsttag war feucht und grau, die Temperatur kühl aber noch nicht frostig. Die Kinder bewarfen sich mit Laub und plötzlich stellte ein Kind fest: Es gibt gar keine Schnecken mehr! Nun suchten auch die anderen Kinder gezielt nach Schnecken, aber wir fanden keine einzige. Dabei ist feuchtes Wetter doch eigentlich Schneckenwetter. Die nächste Frage war logisch: Was machen Schnecken im Winter? Sie werden sich wohl verstecken. Oder sterben sie im Winter?
Für solche Fragen habe ich auf Exkursionen immer mehrere Bestimmungsbücher in meinem Rucksack dabei. Die Kinder waren von der Vielzahl der Schnecken, die sie im Bestimmungsbuch betrachten konnten, beeindruckt. Zählt man noch die Schnecken der tropischen Meere dazu, ist die Vielfalt nahezu unendlich.
Schnecken gibt es an Land und im Wasser, mit und ohne Gehäuse, in allen Farben und Größen. Die Große Rüsselschnecke lebt im indischen Ozean und ist mit einer Gehäuselänge von 90 Zentimetern die größte Schnecke der Welt. Das Gehäuse der kleinsten bekannten Schneckenart misst hingegen sogar weniger als einen Millimeter.
Wir mussten unsere Frage nach den Überwinterungsstrategien der Schnecken also konkretisieren. Da es in meinem Rucksack natürlich auch das leere Gehäuse einer Weinbergschnecke gibt, stellten die Kinder die Frage nun so: Was machen Weinbergschnecken und Nacktschnecken im Winter?
Weinbergschnecken tragen ihr schützendes Haus immer bei sich und ziehen sich im Winter darin zurück. Zuvor suchen sie sich eine windgeschützte, mit Vegetation bedeckte Stelle und graben ihr Winterquartier in den Boden. Ist das geschafft, bedecken sie ihr Versteck zur besseren Isolation noch mit Gras und Erde. Nun scheiden sie überschüssiges Wasser aus und machen sich in ihrem Haus so klein wie möglich. Das entstehende Luftpolster im Gehäuse dient ebenfalls der Isolation. Zum Schluss wird noch der Gehäuseeingang mit einem Kalkdeckel verschlossen – der Winter kann kommen! Selbst Temperaturen von weniger als minus 20° C können sie so überstehen.
Nacktschnecken haben sich im Laufe der Evolution von ihrem Gehäuse getrennt. Das bringt viele Vorteile, sie sind z. B. beweglicher und können sich in den kleinsten Spalten und Ritzen verstecken. Vor Fressfeinden schützen sie sich durch einen sehr unangenehmen Geschmack und die Absonderung von reichlich Schleim. Die drei häufigsten Nacktschneckenarten im Unesco-Biosphärenreservat sind die Braune und die Schwarze Wegschnecke, sowie die Spanische Wegschnecke. Bei niedrigen Temperaturen ebenso wie bei Hitze verstecken sie sich unter Totholz und Steinen oder vergraben sich in der Erde. Einen kalten Winter überlebt jedoch keine der drei genannten Arten. Die Eier allerdings, die sie im Herbst an versteckten Stellen ablegen, überstehen den Winter und im Frühling macht sich eine neue Generation von Braunen und Schwarzen Nacktschnecken auf den Weg.
