Örtlicher Verein wollte Bootsfahrer ansprechen, aber die Paddler flüchteten. Polizei ermittelt wegen Fischwilderei auf dem Röggeliner See
Flucht vom Röggeliner See: Eine Kanutour im geschützten Bereich des Röggeliner Sees und möglicherweise Fischwilderei könnten einer Familie teuer zu stehen kommen. Sie war anscheinend ohne Erlaubnis und Angelkarten unterwegs. Als Petrijünger vom Angelsportverein Röggeliner See die Paddler zur Rede stellen wollten, flüchteten sie Hals über Kopf und ließen ihr Boot zurück.
Angelvereinschef Burkhard Michaelis zeigt auf ein blaues Kanu, ein Kanadier, mit Platz für drei Personen. Das stellten Mitglieder des Vereins an der alten Badestelle am Wochenende sicher. „Wir bewahren das Boot auf, aktuell ermittelt die Polizei“, so Michaelis.
Er und zwei weitere Petrijünger waren am Sonnabend zum Hechtangeln auf dem See unterwegs. „Wir telefonierten und tauschten uns über das Beißverhalten der Fische aus. Beim Blick über das Wasser sahen wir plötzlich hinter der Insel ein weiteres Boot“, so Michaelis.
Hinter der Insel, das ist ein Bereich, der nicht befahren werden darf. Daran halten sich die Angler des Angelsportvereins Röggelin. Nun paddelte dort eine Familie mit ihrem Kanadier und warf ihre Angeln aus.
Michaelis erzählt, dass Gastangler bei ihm im Vorfeld eine Angelkarte erwerben müssen. Da dies für den besagten Sonnabend nicht geschehen war, lag der Verdacht der Fischwilderei nahe. Folglich beschlossen die Vereinsangler, Kontakt aufzunehmen. „Wir nahmen mit unserem Boot Kurs auf das Kanu, wollten mit den Anglern sprechen“, sagt Vereinsangler Christoph Völzer. Doch die Kanufahrer hatten kurz zuvor mit ihrem Kanadier Reißaus genommen, paddelten an Land, warfen ihr Hab und Gut ins Auto. „Wir sahen noch etwas Großes, Weißes. Vielleicht ein Hecht oder ein Fisch, der in einer Plastiktüte eingewickelt war. Dann fuhr das Auto in Richtung Klocksdorf ab“, sagt Michaelis. Das Nummernschild habe niemand erkannt, lediglich die Automarke - ein dunkler VW Kombi, Golf oder Passat, sei erkennbar gewesen. Das schnelle Abrücken, die Flucht, all das seien für Burkhard Michaelis deutliche Anzeichen für ein schlechtes Gewissen der Unbekannten: „Die haben genau gewusst, was sie machen.“ Fakt ist: Auf dem Röggeliner See sind nur die zwölf Vereinsboote zugelassen.
Seit Sonntag befasst sich auch die Gadebuscher Polizei mit dem Verdacht der Fischwilderei. Sie bestätigte den Vorfall, dass sich „drei unbekannte Personen, augenscheinlich eine Familie, mit einem Boot auf dem Röggeliner See befunden und geangelt haben“ soll. Zur Aufklärung des Falls nimmt die Polizei sachdienliche Hinweise unter der Telefonnummer 03886-7220 entgegen.
Eine Spur gibt es immerhin. Das Kanu stammt aus einer Werkstatt bei Schwerin. Am Rumpf befindet sich ein Typenschild mit Seriennummer.
Ein teures Pfand, denn für das unerlaubte Befahren des geschützten Bereiches wäre „lediglich“ ein Verwarngeld zu berappen. „Wer ein Naturschutzgebiet rechtswidrig befährt, muss ein Verwarnungsgeld von mindestens 30 Euro zahlen“, sagt Ulrike Müller, Dezernentin für Öffentlichkeitsarbeit im Biosphärenreservatsamt Schaalsee-Elbe. Das Kanu selbst koste schätzungsweise an die 1600 Euro.
Die Kontrollbefugnis auf Angelscheine obliegt dem Pächter und somit dem örtlichen Angelsportverein, der nun Anzeige bei der Polizei erstattet. Fürs Schwarzangeln kann laut Fischereigesetz MV ein Bußgeld bis zu einer Höhe von 75 000 Euro verhängt werden.