Der Tarnewitzer Schiffsmodellbauer Rainer Däbritz hat neue Objekte zur Wismarer Schiffsgeschichte „vom Stapel gelassen“
Mit der beginnenden kühlen und nasskalten Jahreszeit wird es im Bastelkeller von Rainer Däbritz wieder lebendig. Dort haben inzwischen mehrere Modelle zur Wismarer Schiffsgeschichte von einst endgültig Gestalt angenommen. Allerdings nicht im Akkord. Es braucht Muße, Lust und nach entsprechender Inspiration beim Durchblättern seiner früheren Stadtarchiv-Recherchen die richtige Stimmung, um wieder zu Material und Werkzeug zu greifen.
„Natürlich sollten Fingerfertigkeiten immer wieder trainiert werden, gerade wenn es ins feine Detail geht“, bestätigt mit einem Augenzwinkern der gestandene Modellbauer aus Tarnewitz. Vielleicht auch deshalb, weil er es mit seinen kräftigen Händen immer aufs Neue schafft, sich in diesem sehr kreativen Hobby auch in filigraner Weise zu behaupten.
Kreatives Wirken bedeutet zudem viel Kopfarbeit. Damit ist vor jedem neuen Projekt das intensive Studieren des Originals angesagt. Erst dann heißt es, richtig loslegen.
Däbritz, der sich als Publizist und Marinehistoriker einen Namen erarbeitete, spricht daher von einer unabdingbaren Einheit von Wissenserlangung und modellbaulicher Handarbeit. Denn nur so sei es möglich, einstige Marinegeschichte gestalterisch mit möglichst optimaler Authentizität umzusetzen.
Dieses dürfte bei einem seiner jüngsten Produkte aus seiner „Modellbau-Werft“der Fall sein, dem Nachbau der Brigantine „Maria Christina“. Es ist zudem bekannt, dass sich Däbritz vornehmlich der Wismarer Schifffahrtsgeschichte widmet. Der Umstand führte inzwischen dazu, dass sich Wismars Stadtgeschichtliches Museum für einige seiner Modelle interessierte. So unter anderem für das Dampfschiff „Wismar 1“ . Der Unternehmer Podeus ließ zwei davon bauen“, so seine Anmerkung.
Für den einstigen Wismarer Lastensegler „Maria Christina, im Original 25,6 Meter lang und 6,70 Meter breit, der 1793 auf Kiel gelegt wurde, investierte er gut 500 Arbeitsstunden, um es im verkleinerten Maßstab von 1:50 lebendig werden zu lassen.
Natürlich bereicherte er das Exponat mit einer von ihm verfassten Dokumentation. „Sehr hilfreich war mir dafür ein so genannter Beilbrief aus dem Wismarer Stadtarchiv, der 1794 vom Wismarer Schiffbaumeister Christopher Christophersen ausgestellt wurde“, so Däbritz. Der recherchierte weiter, dass der Schiffbaumeister aus Norwegen stammte und nach dem Tode von Johann Christian Nehls bis 1806 als einziger Wismarer Schiffbaumeister auf einer städtischen Werft tätig war. Auftraggeber für die „Maria Christina“ war übrigens das Wismarer Handelshaus George Christian Velthusen & Sohn. Für dieses Unternehmen entstand bereits zehn Jahre früher das Fregattschiff „Hedewig Eleonora“, ebenfalls von Däbritz als Modell nachempfunden.
Keinen Wismar Bezug hat dagegen ein so genannter Kriegsfischkutter. Dazu Däbritz: „Der Nachbau reizte mich dennoch, da es sich zunächst um ein ziviles Fischereischiff handelte, welches in größeren Stückzahlen zwischen 1940 und 1945 entstand und im Original etwa 24 Meter lang war.“ Diese Fahrzeuge wurden entsprechend für militärische Zwecke, beispielsweise zum Minenräumen, aufgerüstet, konnten aber ebenso schnell wieder für zivile Fischfangbedürfnisse genutzt werden.