Bei Schottel Wismar gilt der Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie, Angestellte verzichten auf Lohnerhöhungen
Die Schottel GmbH in Wismar ist wieder in Gänze tarifgebunden. Darauf haben sich die Gewerkschaft IG Metall und die Geschäftsführung des Schiffsantriebsspezialisten mit Hauptsitz in Spay am Rhein geeinigt. Das Unternehmen tritt dem Arbeitgeberverband Nordmetall bei, in der Folge gilt in Wismar nun der Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie.
Für die betrieblichen Besonderheiten wurde ein Ergänzungstarifvertrag geschlossen. Darin verzichten die Beschäftigten in diesem und dem kommenden Jahr auf Lohnerhöhungen. Künftige Entgelterhöhungen sollen teilweise von der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens abhängen, bei dem seit April dieses Jahres in Kurzarbeit gearbeitet wird. Darüber hinaus sollen grundsätzlich mindestens drei Auszubildende pro Ausbildungsjahr eingestellt und Auszubildende nach ihrer Ausbildung für mindestens sechs Monate übernommen werden. Zudem wurden die Regelungen zu Befristungen gelockert und Leiharbeit auf maximal zehn Prozent der Belegschaft begrenzt.
Arbeitgeber und Gewerkschaft legen damit einen Konflikt bei, der durch die Verschmelzung der beiden Schottel-Betriebe in Wismar und der Aufgabe der Tarifbindung im Sommer 2016 begonnen hatte. Im November vergangenen Jahres hatten die Beschäftigten sogar zeitweise die Arbeit niedergelegt.
„Sichere Arbeitsbedingungen für die Belegschaft und maßvolle Flexibilität für die wirtschaftliche Situation – der Tarifabschluss ist ein guter Kompromiss. Die Mitgliederversammlung hat einstimmig für das Ergebnis gestimmt. Es lohnt sich, gemeinsam für seine Interessen einzutreten“, sagte ein zufriedener Daniel Friedrich als 1. Bevollmächtigter und Geschäftsführer der IG Metall Lübeck-Wismar.
„Wir freuen uns über die Bereitschaft der Mitarbeiter, mit ihrem Entgegenkommen auf die wirtschaftliche Situation unseres Unternehmens zu reagieren“, äußert sich der Geschäftsführer der Schottel Unternehmensgruppe, Dr. Christian Strahberger. Mit den erreichten Zielen würde man sicherstellen, dass das das Unternehmen flexibel und handlungsfähig sei, um der Schottel GmbH in Wismar Perspektiven bieten zu können.
„Das ist ein guter Abschluss. Es ist gut, dass wir nun Klarheit haben“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Rene Pasenau. Jetzt gelte es, die Zusammenführung der beiden Betriebe durch gemeinsame Regelungen voran zu bringen.
Am Standort Wismar sind von der Produktentwicklung über die Produktion bis zur Qualitätssicherung aktuell rund 200 Mitarbeiter bei Schottel beschäftigt. Bereits seit dem 1. April wurde für voraussichtlich sechs Monate in einigen Bereichen des Herstellers von Schiffsantrieben Kurzarbeit eingeführt. Betroffen sind 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Montagebereich Ruderpropeller sowie aus produktionsnahen Bereichen. Im Werk Wismar werden nach Unternehmensangaben die größten Schiffsantriebe des international tätigen Antriebsspezialisten für den Offshore-Bereich produziert. Hauptsächlich dienen diese Schiffe der Versorgung von Ölförderplattformen auf hoher See.