Elektriker, Maler und Maschinenführer genossen das Leben im „Wilden Westen“
Nicht nur in Amerika gibt es Cowboys und Indianer, sondern scheinbar auch in Mecklenburg. Sie schlugen in Gadebusch ihr Herbstlager auf und wollten dabei vor allem eines: dem Alltag entfliehen. Dafür tauschten sie nicht nur ihre Wohnungen gegen Zelte und Blockhütten ein. Sie legten auch ihre Alltagskleidung ab und schlüpften in ihr zum Teil sündhaft teures Cowboy-, Trapper- oder Indianeroutfit – natürlich nicht zu vergleichen mit Faschingskostümen. Denn, so betonen Mitglieder der Kulturgruppe für Indianistik und Westenhistorie Gadebusch: „Wir sind hier nicht beim Karnveal!“, sondern in der rauhen Wirklichkeit…
Manch einer von ihnen hat ganz schön was auf dem Kerbholz. Der von seinem Stamm verstoßene Indianer „Cosycloud“ (zu deutsch: Kuschelige Wolke) zum Beispiel raubte nach eigenen Angaben eine weiße Frau. Das war so um 1800.
Geschichten wie diese gehören in der Welt der „Cowboys und Indianer“ scheinbar irgendwie dazu. Hier sind die Vereinsmitglieder nicht mehr Jürgen der Maler oder Berthold der Elektriker. Hier können sie „Frauen-Räuber“, Fährtenleser oder Marshall sein. Oder eben Kitty die Store-Inhaberin. Ihr richtiger Name ist Kirsten Busse und sie verdient ihre Brötchen als Maschinenführerin. „Wenn man so wie ich diesen Job im Drei-Schicht-System macht, ist man froh, dass alles einmal hinter sich zu lassen“, sagt Kirsten Busse. Ihr Vereinsboss Jörg Brandenburg pflichtet ihr bei und verdeutlicht: „Drei Tage Herbstlager sind wie zwei Wochen Urlaub.“
Doch auch diese Zeit geht einmal vorbei. Und so müssen die Unerbittlichen wieder ihre Zelte in Gadebusch abbrechen und zurück ins reale Leben. Was bleibt ist die Sehnsucht auf das nächste gemeinsame Abenteuer in Gadebusch als Indianer, Marshall, Siedler oder Fährtenleser.