Dem Schlagsdorfer Dietrich Friedrich flatterte ein Behördenschreiben mit ungewöhnlicher Geldforderung ins Haus
Die Bürokratie in MV treibt weiterhin seltsame Blüten. So flatterte dem Schlagsdorfer Dietrich Friedrich ein Mehrjahres-Steuerbescheid mit einem Änderungsbetrag über sieben Cent ins Haus. Fällig wird die Zahlung am 10. November dieses Jahres.
Über diese Forderung kann sich Dietrich Friedrich nur wundern und ärgern. „Ich dachte, mich tritt ein Pferd, als ich das gelesen habe“, sagt Friedrich. Als ehemaliger Mathematik-Lehrer macht er diese Rechnung auf: „Allein der Briefumschlag ist mit 70 Cent frankiert. Das ist das Zehnfache der Summe, die eingetrieben werden soll. Wie steht das im Verhältnis zu den Ausgaben und Einnahmen der Verwaltung?“ Die sieben Cent sind für einen Wasser- und Bodenverband bestimmt. Doch der kann lange auf das Geld warten. „Ich werde die sieben Cent vorerst nicht überweisen“, kündigt Dietrich Friedrich gegenüber der SVZ an. Erst im nächsten Jahr, wenn der neue Jahresbeitrag von 1,57 Euro fällig wird, wolle er die sieben Cent dazu legen. „Wenn man klug gewesen wäre, hätte man auf den Bescheid auch einen Zusatz schreiben können, wonach dieser Betrag bitte erst im nächsten Jahr mit zu überweisen wäre“, meint Dietrich Friedrich.
Mit seiner Weigerung, die sieben Cent nicht zum Fälligkeitsdatum 10. November 2016 zu zahlen, könnte der Schlagsdorfer theoretisch Gefahr laufen, sich ein Zwangsverfahren der Verwaltung inklusive Säumniszuschläge und Vollstreckungskosten einzuhandeln. Doch so schlimm wird es wohl nicht kommen. Denn das Amt Rehna lässt Milde walten und kündigt schon mal an: „Wegen sieben Cent wird niemand von uns eine Mahnung bekommen.“ Der Kämmerer Detlev Oberpichler empfiehlt, den Cent-Betrag im nächsten Jahr mit der neuen Gebühr mit zu überweisen. Besser wäre gar die Erteilung einer Einzugsermächtigung.
Der Finanzexperte des Amtes hat übrigens eine relativ simple Erklärung für den 7-Cent-Bescheid: So wurde er maschinell erstellt, nachdem der Wasser- und Bodenverband neue Gebührensätze erhoben hatte. Das Amt Rehna fungierte dabei als eine Art verwaltungstechnischer Erfüllungsgehilfe. Und so wurden rund 7000 Bescheide von Rehna aus automatisch an Grundstückseigentümer verschickt. Wie viele Cent-Bescheide darunter sind, ist derzeit unklar – und spielt aus Sicht von Verwaltungsexperten streng genommen auch keine Rolle. Denn die Mehrjahresbescheide mit den veränderten Beträgen mussten verschickt werden, damit sie Rechtskraft erlangen.
Für den Schlagsdorfer Dietrich Friedrich stellt sich derweil ein ganz anderes Problem. Er ist nämlich nicht nur ehemaliger Mathe-Lehrer, sondern auch Obmann eines Garagenkomplexes mit 14 Nutzern. Nun muss der 75-Jährige einen Lösungsweg finden, wie er die sieben Cent auf die 14 umlegen soll. Der einfachste und unbürokratischste Weg wäre wohl, die sieben Cent aus eigener Tasche zu zahlen.