GADEBUSCH : Für ein paar Stunden auf der Flucht
Viertklässler der Heinrich-Heine-Schule Gadebusch schlüpften in die Haut gleichaltriger Kinder, die ihre Heimat verlassen mussten
Einmal in die Haut eines anderen Menschen schlüpfen, das hat sich bestimmt jeder schon einmal gewünscht. In die Situation eines Flüchtlings indes möchte wohl eher niemand geraten. Doch genau dies improvisierten Viertklässler der Gadebuscher Heinrich-Heine-Schule unter dem Motto „Heimat in der Fremde“ im Rahmen einer Schreibwerkstatt mit Carmen Blazejewski in der Bibliothek der Münzstadt.
„Es war schon beeindruckend, welche Gefühle die Kinder im Laufe der drei Stunden beschrieben“, sagt die Schriftstellerin aus Neu Nantrow in der Nähe von Neuburg. Warum muss ich meine Heimat verlassen? Bei wem suche ich Hilfe? Wie fühle ich mich in einem fremden Land? Wie komme ich mit Essen, Sprache und Kultur in der Fremde klar? Wie finde ich neue Freunde? Will ich wieder zurück nach Deutschland? „Gerade die Sprachbarriere stellte sich als großes Problem heraus. Die meisten der Kinder hätten große Hemmungen, in einem fremden Land Menschen anzusprechen und um Hilfe zu bitten. Ein Kind sagte sogar, dass es dann eher auf der Straße betteln würde“, berichtet die 61-jährige Werkstatt-Leiterin.
Auch Martina Torner zeigt sich beeindruckt von der Premiere dieser Veranstaltungsform in Gadebusch. „Das war schon toll, wie Carmen Blazejewski den Spieß umgedreht hat und die Kinder vor die Tatsache gestellt hat, ihre Heimat verlassen zu müssen“, sagt die Leiterin der Gadebuscher Stadtbibliothek. „Alle Schüler waren voll bei der Sache und befanden sich urplötzlich in einer ganz anderen und für sie fremden Welt.“

Diskutieren Sie mit.
Leserkommentare anzeigen