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Bützow Vom Großstadtrevier in die Kleinstadt

Von cmil | 20.05.2017, 05:00 Uhr

Volker Lucas aus Berlin hospitierte zwei Wochen im Bützower Polizeirevier

Die Uniform hat eine andere Farbe, auf dem linken Ärmel prangt der Berliner Bär und auch der Hauptstadtdialekt kommt immer wieder durch – und dennoch fiel der Berliner Polizist Volker Lucas in den vergangenen zwei Wochen nicht unter den Bützower Kollegen auf. Seit dem 8. Mai ging der 51-Jährige mit den hiesigen Beamten auf Streife, um „einmal über den Tellerrand Berlins hinauszuschauen“. Geplant hat Volker Lucas die Hospitation schon lange. Ein Beamter des Bützower Reviers sei zehn Jahre lang in Berlin sein Kollege gewesen, bevor er in die Kleinstadt wechselte. „Ich habe ihm versprochen, wir werden irgendwann noch einmal gemeinsam Dienst tun“, erzählt Lucas, der normalerweise im Berliner Stadtteil Reinickendorf tätig ist.

Während seiner Zeit in Bützow war Volker Lucas voll involviert in die tägliche Arbeit und hat dabei auch einiges erlebt. Der Ex-Häftling, der sich direkt nach seiner Entlassung aus der JVA vor Freude besinnungslos trank, begegnete ihm ebenso wie ein dreister Reifendieb. „Er kam uns nachts am Bahnhof mit einem Fahrradreifen unter dem Arm entgegen. Als wir ihn ansprachen, hat er gesagt, der sei ein Geschenk eines Freundes gewesen – von dem er uns weder Namen noch Adresse nennen konnte“, erzählt Lucas. Am Ende hätte er gemeinsam mit den Kollegen dafür gesorgt, dass der Langfinger das Rad wieder ordnungsgemäß einbaut.

Bei allen Einsätzen trug Volker Lucas seine Berliner Uniform. „Aufgefallen ist es aber niemandem. Das wird von außen überhaupt nicht wahrgenommen“, erzählt er.

Neben einigen größeren Abweichungen – Wildunfälle oder Schafe auf der Straße würden in Berlin eher nicht auf der Tagesordnung stehen – seien ihm nur wenige Unterschiede in der Arbeitsweise aufgefallen. Der deutlichste: „Der Bereich hier ist riesig. Im Vergleich zu Berliner Verhältnissen ist das schon enorm. Bei uns muss der Funkwagen nicht jeden Tag tanken.“ Ansonsten seien die Unterschiede eher struktureller Natur. So könne in Berlin schneller Verstärkung angefordert werden. „Bei uns dauert das alles ein bisschen länger“, wirft Bützows Revierleiter Dirk Höhlein ein.

Dass es im Flächenland MV gemächlicher zugeht als in Berlin, stört Volker Lucas nicht. Selbst in Güstrow geboren und in der Nähe von Schwerin aufgewachsen, ist die entspannte Art der Mecklenburger dem zweifachen Vater nicht fremd. In Berlin gehe es wesentlich ruppiger zu, so Lucas, dessen Wunsch, in Bützow zu hospitieren, für einiges Staunen gesorgt hat. So sei ein Aufenthalt in Grönland tatsächlich gängiger, erzählt er. Seine Entscheidung, Erfahrungen in MV zu sammeln, bereute Volker Lucas aber keine Sekunde. „Die Kollegen haben mich gleich sehr gut aufgenommen. Überhaupt war es beeindruckend zu sehen, dass hier alle jeden Tag gut gelaunt zum Dienst kommen, obwohl die Personaldecke genauso dünn ist wie bei uns.“ Und auch das Wiedersehen mit seinem alten Kollegen habe „sehr gut geklappt“, versichert er mit einem Lachen.

Für Revierleiter Dirk Höhlein war Volker Lucas’ Besuch ebenfalls erfreulich. „Ich begrüße solche Hospitationen. Wir haben von ihm gelernt und er hat das eine oder andere von uns mitgenommen.“ Generell sei es wünschenswert, wenn auch Kollegen aus Bützow sich in anderen Revieren umschauen würden. Das ginge angesichts der knappen Personalausstattung aber nur, wenn es einen Austausch gäbe.

Am Donnerstag hatte Volker Lucas seinen letzten Tag im Bützower Revier. Nach Feierabend ging es für ihn zurück nach Berlin.