Bützows Schornsteinfegermeister Ricardo Laasch erzählt von einem erfülltem Leben und Vorsätzen für 2016.
Ein glückliches neues Jahr – das werden sich in der Silvesternacht die Menschen wünschen. Manche versuchen dabei ihrem Glück auf die Sprünge zu helfen. Sie setzten auf ein vierblättriges Kleeblatt, auf ein Glücksschwein oder auf die magische Wirkung eines Schornsteinfegers. „Anfassen ist ausdrücklich erwünscht“, sagt Ricardo Laasch. Der Bützower Schornsteinfegermeister wird am Silvestertag gemeinsam mit seinen Kollegen Helge Drochner und Christoph Lorenz am Famila-Markt anzutreffen sein.
„Ich selbst bin ein erfüllter, glücklicher Mensch“, sagt der 45-Jährige. Das Wichtigste sei dabei, dass er und die Familie gesund sind. Doch auch der Beruf erfülle ihn mit Glück. Dabei war schon der Berufseinstieg ein Glücksfall. Er sei für ein Studium an der Fachhochschule in Zwickau eingetragen gewesen. Das war in der Wendezeit. Die Eltern hätten ihn aber gedrängt, einen Handwerksberuf in Angriff zu nehmen, nach dem Motto „Handwerk hat goldenen Boden“. Ricardo Laasch hat die Entscheidung nie bereut. „Ich war vom ersten Tag an Feuer und Flamme für den Beruf.“
Wobei es genau das ist, was Schornsteinfeger verhindern sollen: Feuer, die Haus und Hof vernichten. Darauf jedenfalls beruht der Jahrhunderte alte Volksglaube, dass Schornsteinfeger Glück bringen, indem sie die Feuerstätten in den Häusern von Ruß befreien.
Diese Aufgabe nimmt auch heute noch einen großen Teil der Arbeit ein. Wieder, muss man dabei sagen. Denn vor über einem Jahrzehnt sei das noch anders gewesen, weil immer mehr moderne Heizungsanlagen Einzug hielten. „Doch gerade auf dem Lande wird wieder mehr mit Holz geheizt“, sagt Ricardo Laasch. Rund fünf Monate im Jahr stehe er auf dem Dach, um Schornsteine zu reinigen.
Dabei gehe für ihn gerade „ein schweres Jahr“ zu Ende. Acht Monate lang kümmerte er sich alleine um seine Kunden in den 54 Dörfern, die zu seinem Kehrbezirk gehören. Sein Geselle war aus familiären Gründen umgezogen. „Auch bei uns gibt es den Fachkräftemangel“, sagt Laasch. Nun sei er glücklich, dass er einen neuen Gesellen gefunden hat. Mehr noch: „Ich habe auch einen jungen Mann aus Steinhagen als Lehrling, der in unserem tollen Beruf seine Zukunft sieht“, erzählt der zweifache Familienvater.
Es sei gerade der Kontakt zu den Kunden, zu den Menschen, der den Beruf so interessant und abwechslungsreich mache. „Wir bringen aber nicht nur Glück ins Haus, sondern sind auch Seelsorger“, sagt Ricarda Laasch. In den Dörfern, wo viele ältere Menschen wohnen, die nicht mehr so beweglich seien, „sind wir der Kontakt zur Außenwelt.“ Dann nimmt er sich auch einmal die Zeit für einen kurzen Plausch up Platt. Als Sohn aus dem „Schoß von Fritz Reuter“ – Laasch ist in Stavenhagen geboren und aufgewachsen – beherrsche er die norddeutsche Mundart.
Und so wie Ricardo Laasch für andere ein Glücksfall ist, freut sich der Bützower, dass er selbst von vielen interessanten Menschen umgeben ist. „Sei es in der Feuerwehr, bei den Oldimerfreunden mit den Motorrädern, in der Kirchengemeinde oder in der Laufgruppe“, sagt Laasch. Beim Thema Laufen kommt er automatisch auf gute Vorsätze, die am Anfang eines neuen Jahres oft gesetzt werden. „Das Laufen habe ich 2015 ein wenig vernachlässigt.“ Auf das Glück sollte seiner Meinung nach nicht gewartet werden – man müsse selbst ewas dafür tun. „Durch ein bewusstes Leben, eine bewusste Ernährung und ein bisschen Bewegung“, sagt Laasch.