Die Lüderssche Sonnenuhr könnte durch Schatten ihre Funktionstüchtigkeit einbüßen
Die Stadt Bützow kann bald mit einer Attraktion mehr aufwarten: Die Replik der Lüdersschen Sonnenuhr der Stiftskirche ist fast fertig. An ihr die Zeit abzulesen könnte sich allerdings bald als schwierig erweisen. Grund dafür ist die Baumreihe, die auf der Südseite der Kirche steht. „Der erste Baum von Osten aus gesehen bringt in ein bis zwei Jahren so viel Schatten, dass er die Anzeige der Zeit behindert“, sagt Dieter Menter, der für die Sonnenuhren in Bützow und Umgebung zuständig ist.
In den Sommermonaten stehe die Sonne so hoch, dass der Schatten die Fläche, auf der die Sonnenuhr in den kommenden Wochen angebracht werden soll, nicht erreicht, so Menter. „Im Winter sieht das aber schon anders aus. Und eigentlich sollte eine Sonnenuhr das ganze Jahr über funktionstüchtig sein.“
Legt der Baum in den nächsten Jahren an Größe zu, wird das Problem dauerhaft. Dieter Menter: „Etwa ab 13, 14 Uhr der wahren Ortszeit (Der Begriff bezieht sich darauf, dass Sonnenuhren die Sommerzeit nicht berücksichtigen – Anm. d. Red.) treffen die Schatten auf die Uhr. Das heißt, nachmittags braucht man sich die Uhr eigentlich gar nicht mehr anschauen.“ Um das Problem zu lösen, schlägt Dieter Menter vor, den Baum umzusetzen. „Der Kirchplatz soll ja umgestaltet werden, da könnte der Baum doch mit einbezogen werden.“
Für die Stadtverwaltung sei das Problem neu, sagt Hauptamtsleiter Frank Endjer. „Es ist sehr komplex, viele Faktoren wie Kosten und Umweltaspekte müssen mit einbezogen werden.“ Die von Dieter Menter angesprochene Problematik sei jedoch ein Anstoß, mögliche Handlungsalternativen eingehend zu prüfen.
Dass die Umsetzung des Baumes nicht so einfach ist, steht allerdings schon jetzt fest. „Er hat sich über die Jahre an den Grund und Boden gewöhnt, versetzt man ihn, geht man ein großes Risiko ein“, sagt Mathias Regenstein, Leiter des Forstamtes Schlemmin. Ersetzen sei in diesem Falle eine bessere Variante als Versetzen. Doch auch das kann nicht in einer Hau-Ruck-Aktion passieren. „Am besten wäre es, an der gewünschten Stelle einen neuen Baum zu pflanzen. Hat dieser sich an den Boden gewöhnt, könnte darüber geredet werden, den anderen ganz abzunehmen“, so Regenstein. Ob ein neuer Baum sich erfolgreich entwickelt, müsse über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren beobachtet werden. Erst dann sei der sogenannte Pflanzschock überwunden.
Als problematisch betrachtet Dieter Menter auch die Pläne zur Umgestaltung des Schlossplatz-Areals (SVZ berichtete). Die Projektskizze der Berliner Architekten Fiegl und Jahnke sehe Bäume vor, die der dort aufgestellten Kopernikus-Sonnenuhr ihre Daseinsberechtigung abspreche, so der Bützower. Die Stadt weist das jedoch von sich. „Für den Schlossplatz gibt es bislang nur einen groben Gestaltungsplan. Zuerst kommt der Rosengarten, was danach passiert, ist jetzt noch nicht abzusehen“, so Frank Endjer.
Werden die Pläne für den Schlossplatz konkreter, werde es sicher eine öffentliche Auslegung geben, bei der Hinweise gegeben werden können. Faktoren wie mögliche Bodendenkmale, Leitungen und auch die Sonnenuhr werden in den Entscheidungsprozess mit einbezogen. „Im Regelfall versucht die Stadtverwaltung, alle Bedenken mit zu berücksichtigen“, sagt der Hauptamtsleiter.
