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Wenn ich in den Beeten hocke… Veilchen bleiben gern ein Weilchen!

Von Beate Schöttke-Penke | 17.04.2021, 00:00 Uhr

Garten-Kolumne von Beate Schöttke-Penke

Die Oma meines Mannes hätte in diesen Apriltagen Geburtstag. Immer wenn wir zu ihren Lebzeiten an ihrem Ehrentag zu Besuch fuhren, blühte vor ihrem Haus ein Teppich von Duftveilchen. Viola odorata ist als einzelne Pflanze eher unscheinbar, doch in der Masse ziehen die veilchenblauen, blauweißen, schneeweißen, rosa oder dunkelblauen Blüten die Blicke auf sich. Und wer besonders morgens, wenn die Sonne auf die Pflanzen scheint, den intensiven, süßlichen Duft wahrnimmt, wird sie leichten Herzens zu einem Muss in jedem Garten erklären.

Auch auf meiner Scholle blühen in diesen Tagen die Veilchen, wahrscheinlich die blaue Sorte „Königin Charlotte“, die der Wildform am ähnlichsten ist. Wie die Pflanzen den Weg zu mir gefunden haben, weiß ich nicht zu sagen. Wahrscheinlich haben Ameisen, die gern für die Verbreitung der kugelförmigen Samen sorgen, hier ihren Dienst getan. Aber weil Duftveilchen mich eben immer an Oma Anna erinnern, war sofort klar: Sie dürfen bleiben! Die ersten Exemplare haben sich einen standortgerechten Platz gesucht. Wachsen zu Füßen einer Hainbuchenhecke, also halbschattig. Bekommen hier im Frühling, wenn die Hecke noch unbelaubt ist, genügend Licht und sind zugleich im Sommer, wenn der Planet brennt, vor zu viel Hitze geschützt. So ist es kein Wunder, dass sie sich auch auf benachbarten Beeten munter ausbreiten.

Duftveilchen sind an vielen Plätzen im Garten gut aufgehoben. Im Schatten von Laub abwerfenden Gehölzen wie einer Forsythie oder Zierjohannesbeeren ergeben sich schöne Frühlingsbilder. Doch auch in der Nachbarschaft von Johannesbeersträuchern, Rosen oder Astilben und Hostas kommt Viola odorata mit Wurzeldruck gut klar. Damit nicht genug: Wer Blüte und Duft der kleinen Knirpse stärker in sein Leben holen will, kann die uralte Gartenblume, die schon bei den Römern als Heilpflanze bekannt war, auf vielerlei Weise nutzen. Die essbaren Blüten eignen sich pur oder kandiert für Süßspeisen, auch in Wildkräutersalaten oder Tees machen sie sich gut.

Zu den Zeiten von Oma Anna wurden Mädchen in ihren Poesiealben übrigens immer wieder aufgefordert, so sittsam und bescheiden zu sein wie das Veilchen. Mir dagegen gefällt eine heutige, modernere Vers-Version viel besser: Sei nicht wie das Veilchen im Moose: sittsam, bescheiden und rein.

Du kannst ruhig wie die Rose ein bisschen stachelig sein.

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