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Auswertung von Bewegungsdaten Neue Studie: So sinnvoll sind Schulschließungen zur Eindämmung von Corona

Von Christopher Chirvi | 13.01.2021, 16:05 Uhr

Ausgewertete Telekommunikationsdaten zeigen, welche Maßnahmen die Ausbreitung von Corona besonders effektiv eindämmen.

Es ist weiter umstritten, welche Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie am sinnvollsten sind. Sind es die reduzierten Kontakte, Einschränkungen der Bewegungsfreiheit oder etwa geschlossene Schulen und Geschäfte?

Forscher der der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich (ETH) um Professor Stefan Feuerriegel haben dazu nun Telekommunikationsdaten ausgewertet und darüber insgesamt 1,5 Milliarden Bewegungen registriert.

Schulschließungen dämmen die Corona-Pandemie ein

Demnach helfen drei Maßnahmen in besonderem Maße, die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen: Kontaktbeschränkungen, geschlossene Restaurants, Bars und Geschäfte und geschlossene Schulen.

Die Mobilität wurde laut den Daten der Forscher um 21,6 Prozent reduziert, nachdem die Schweizer Behörden im März 2020 die Schließung der Schulen angeordnet hatten. Dies habe gleichzeitig einer Verringerung der Covid-19-Erkrankungen geführt, erläuterte Feuerriegel gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Nur zwei Faktoren verringerten die Mobilität noch stärker als Schulschließungen: Auf dem Spitzenplatz rangiert mit 24,9 Prozent das Verbot von Treffen mit mehr als fünf Menschen, knapp dahinter liegt mit 22,3 Prozent die Schließung von Restaurants, Bars und Geschäften, die für den täglichen Lebensunterhalt nicht notwendig sind.

Wie stark übertragen Kinder Corona-Viren?

Über Schulschließungen als Mittel zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie wird weltweit heftig gestritten. Die Gefahr, dass Kinder eine Erkrankung mit dem Covid-Erreger erleiden, ist vergleichsweise gering, aber es ist nicht klar, in welchem Maße Kinder Covid-Viren übertragen.

Zu dieser Frage nahmen die ETH-Autoren nicht Stellung. Sie zeigten jedoch auf, dass Schulschließungen dazu beitragen, das Risiko eine Übertragung des Virus deutlich zu verringern. "Unsere Analyse belegt, dass Schulschließungen ein Mittel sind, die Verbreitung zu verlangsamen, indem sie die Mobilität verringern", so Feuerriegel.

Drosten weist auf Rolle der Schulen hin

Die Ergebnisse decken sich mit einer Studie aus England, auf die Christian Drosten, Chefvirologe der Berliner Charité, vor einigen Tagen hingewiesen hat. "Bestehen immer noch Zweifel an der Rolle des Schulbetriebs bei der Verbreitung von SARS-CoV-2?", fragte er mit einem Tweet.

Demnach könnte die Ansteckungsgefahr durch das Coronavirus für Kinder deutlich größer sein als vermutet.

Auch andere Experten teilen inzwischen diese Erkenntnisse. Der Mikrobiologe Michael Wagner von der Uni Wien sagte beispielsweise bei tagesschau.de, er habe "das nie ganz verstanden, wie man sagen kann, in den Schulen passiert nichts, warum sich die Politik so verliebt hat in diese These. Es war ein politisches Narrativ, weil das natürlich vieles erleichtert, wenn es so wäre. Aber es ist ein wenig Wunschdenken. Und es ist auch ein wenig Kopf in den Sand stecken".

Drosten hatte bereits im Frühjahr betont, dass Kinder eine ähnlich hohe Viruslast aufwiesen wie Erwachsene – und daher auch genauso ansteckend sein könnten. Ein Problem bei Studien, die von einer geringen Gefahr ausgehen, könnte demnach sein, dass Kinder weniger Symptome zeigen. Dementsprechend würden sie auch weniger getestet – und daher könnten die Daten verzerrt sein.

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