Die Zukunft als Paar, ein gemeinsames Leben – das steht irgendwie fest. Und plötzlich macht einer Schluss. Aus und vorbei, Liebe und Lebensplan dahin. Was nun?
Nach einigen Jahren Beziehung ist vielleicht die erste Verliebtheit vorbei, die Schmetterlinge im Bauch flattern auch nicht mehr wie wild. Doch beide Partner sind einigermaßen im Job angekommen, wohnen zusammen und sind ein Paar, das den nächsten Schritt planen könnte. Hochzeit. Kinder. Haus. Oder so ähnlich. Geht eine Beziehung dann in die Brüche, bedeutet das oft das Ende eines gesamten Lebensplans. Neustart – alles auf Null.
Eine Partnerschaft, die jahrelang eigentlich ganz gut funktioniert hat, zu beenden, ist eine schwierige Entscheidung. Schließlich ist es auch der Abschied von einer gewissen Sicherheit. „Doch nur aus Bequemlichkeit mit jemandem zusammenzubleiben - das kann nicht funktionieren“, warnt Beziehungsberaterin Silvia Fauck aus Berlin. Es ist besser, rechtzeitig die Reißleine zu ziehen, statt in 20 Jahren auf eine miese Ehe zurückzublicken.
Wer sich unsicher ist, dem rät Fauck zu einer Trennung auf Zeit. Während dieser Pause können Unentschlossene testen, wie sich das Leben ohne den anderen anfühlt. Das kann ein längerer Urlaub allein sein oder eine räumliche Trennung. Mancher wird feststellen, dass es ohne den Partner doch nicht geht – umso besser. Andere aber entschließen sich zur Trennung. „Es gibt eigentlich keine gute Möglichkeit, das dem anderen zu vermitteln“, sagt Fauck. Es führt trotzdem kein Weg daran vorbei. Denn bevor sich zwei Menschen für ein gemeinsames Leben miteinander entscheiden, müssen sie sich immer die Frage stellen: Wollen wir das wirklich? Hierüber können die Meinungen auseinandergehen. Während der eine diese Frage mit einem „Nein“ beantwortet, verliert der andere womöglich die Liebe seines Lebens. „Das ist eine Katastrophe“, stellt die Paartherapeutin Andrea Bräu nüchtern fest. Es ist eine Kränkung, die das Selbstwertgefühl schwächt – die Ablehnung der eigenen Person. Und es ist das Ende eines Lebensentwurfs – ein Systemabsturz.
Womöglich war die Hochzeit schon ein Thema, man dachte bereits an gemeinsame Kinder - und plötzlich ist das alles weg. Error.„Dann darf man sich erlauben, erstmal durchzuhängen, zu trauern“, rät Fauck. Betroffene müssen bereit sein, mit ihrem bisherigen Lebenskonzept abzuschließen. „Vielleicht wollte ich in den nächsten drei Jahren drei Kinder - davon muss ich mich verabschieden“, sagt Fauck. Denn das Leben verläuft nicht immer nach Plan. Nur wer das verstanden hat, kann langsam wieder hochfahren.
Schwierig ist es natürlich, wenn im Freundeskreis eine Hochzeit nach der anderen ansteht und auch die Eltern immer lauter nach Enkelkindern fragen. „So hart das auch ist, man darf sich nicht durch andere verrückt machen lassen“, sagt Fauck. „Und Eltern, die ihre Kinder unter Druck setzen - das ist fast schon ungezogen“, fügt sie hinzu. Frauen haben aber vielleicht das Gefühl, dass ihre biologische Uhr tickt. Dann ist da die Angst: Ist es bald zu spät für Kinder? Doch auch hier gilt: Es lässt sich nichts erzwingen.
Ein großer Fehler ist, diese Angst auf einen neuen Partner zu übertragen. Bräu warnt davor, sich für die gescheiterten Pläne einfach jemand Neues zu suchen. „Ob Kinder oder Hochzeit – das wäre der nächste Schritt in der Beziehung gewesen“, sagt sie. Und das macht man nicht mit irgendwem – sondern mit dem richtigen Partner. Sich Hals über Kopf in etwas Neues zu stürzen, funktioniert nicht.
Beziehungscoach Dominik Borde meint, Betroffene sollten selbst aktiv werden, um der Situation etwas Positives abzugewinnen. „Das ist die Chance, genau zu überlegen, was man zukünftig möchte und was nicht“, sagt er.
Es ist eine Möglichkeit, die Festplatte zu formatieren und dem Leben eine völlig neue Richtung zu geben. Er rät, Dinge zu tun, für die vorher keine Zeit war – sich wieder mehr auf sich selbst zu konzentrieren. „Wir leiden niemals an den Fakten, sondern nur an dem, was wir daraus machen.“ Borde glaubt nicht, dass jemand mit 80 Jahren, weißen Haaren und Krückstock auf einer Parkbank sitzt und dem Menschen hinterhertrauert, der einen vor 45 Jahren verlassen hat. „Wirklich unwahrscheinlich.“ Wer einen neuen Partner zum Glücklichsein braucht, wirkt unattraktiv, findet der Beziehungscoach. Der neue Partner spürt das, fühlt sich unter Druck gesetzt und ergreift die Flucht. Auch Kontakt zum Ex-Partner ist wenig sinnvoll. Denn mit jedem Treffen, jedem Telefonat, ist da auch wieder Hoffnung, dass es doch noch mal klappen könnte. Wer wieder Schmetterlinge im Bauch möchte, eine neue frische Liebe, muss mit der alten abschließen. „Und bei über sieben Milliarden Menschen auf der Welt, ist die Chance doch recht hoch, sich noch mal richtig zu verlieben.“