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Vorsicht bei der Geldanlage Betrug bei Festgeld: Verbraucherschützer warnen vor mehreren Unternehmen

Von Eva Dorothée Schmid | 19.09.2023, 18:00 Uhr | Update am 22.09.2023

Die gestiegenen Zinsen rufen auch Betrüger auf den Plan. Verbraucherschützer warnen Sparer vor betrügerischen Webportalen, die ihren Kunden besonders gute Zinsen für Festgeld versprechen. Wer darauf reinfällt, verliert sein Geld. So können Sie sich schützen.

Die EZB hat den Leitzins zum zehnten Mal erhöht. Er liegt nun bei 4,5 Prozent. Das macht auch Festgeldanlagen für Sparer wieder attraktiv. Doch wer im Internet nach einem guten Festgeld-Angebot sucht, muss aufpassen, dass er nicht Opfer von Betrügern wird und seine Ersparnisse verliert.

Die Verbraucherzentrale hat schon im Frühjahr davor gewarnt, dass Kriminelle vermehrt ihre Dienste als angebliche Experten für die Vermittlung von Festgeld-Angeboten anböten. Sie warnte vor betrügerischen Webportalen und angeblichen Beratungsfirmen, die ihren Kunden versprechen, Festgeld-Anlagen zu besonders attraktiven Konditionen zu vermitteln.

Aktuell warnt die Stiftung Warentest vor Seiten wie Bel-Finanz. Sie berichtet von einer Familie, der 4,45 Prozent Zinsen und eine „EU-Einlagensicherung“ versprochen wurden und die 25.000 Euro überwiesen hatte. Das Geld für die vermeintliche Festgeldanlage ist nun verloren.

Bel-Finanz ist kein Einzelfall. In den vergangenen Monaten wurden auch die Seiten Gruen-investment.com, ib-ex.com, mgpartnersag.com, nis-ag.com, spar-anlagen.com und weltweitessparen.de in die Warnliste der Stiftung Warentest aufgenommen. Die Verbraucherzentrale Brandenburg warnt gerade ebenfalls vor Bel-Finanz aus Belgien sowie Swiss Investment Solution aus der Schweiz.

Rechtsanwalt Martin Wehrmann aus Hannover, der sich auf das Thema Anlagebetrug spezialisiert hat, berichtet auf seiner Seite, dass ihn aktuell vermehrt Anfragen von Betroffenen erreichen, die auf Festgeld-Betrug hereingefallen sind. „Bei dieser Form vom Zinsbetrug schaffen es die Täter, glaubwürdig eine ‚sichere Festgeldanlage‘ anzupreisen – nur um letztlich das Ersparte abzuzocken“, erklärt er.

So funktioniert der Betrug mit Festgeldanlagen

Die Geldanlage-Betrüger erstellen zunächst eine „Firma“, die als „Finanzvermittler“ aktiv werden soll. Diese kann durchaus einen echten Firmensitz aufweisen. Ihre Opfer suchen sich die Festgeld-Betrüger dann auf verschiedenen Kanälen. Sie veröffentlichen Anzeigen und Werbepostings in sozialen Netzwerken, außerdem schalten sie gezielt Werbung auf anderen Webseiten, darunter auch Festgeld-Vergleichsseiten, und in Suchmaschinen.

Die Portale der Betrüger haben dabei oft Namen, die ähnlich klingen wie tatsächlich existierende seriöse Anbieter. Auf den Seiten werden dann Tages- und Festgeldangebote direkt angeboten oder vermittelt. Die Zinsen sind dabei nicht utopisch hoch. Sie liegen aber über dem Zinssatz, den seriöse Anbieter versprechen.

Wer sich auf die Angebote einlässt, bekommt dann täuschend echt wirkende Antragsformulare vermeintlicher Partnerbanken. Oder er wird über einen Link zu einem (gefälschten) Kontoeröffnungsantrag weitergeleitet.

Danach sollen Anleger die Beträge, die sie anlegen wollen, auf das neu eröffnete Konto überweisen. Dieses befindet sich bei einer ausländischen Bank. Die Betrüger stellen passende IBANs bereit.

Die Konten existieren zwar wirklich, allerdings laufen sie nicht auf den Namen des Geldanlegers, sondern auf den der Betrüger. Diese nutzen eine Lücke, denn Banken müssen bei Überweisungen nicht prüfen, ob Name und IBAN zusammenpassen.

Statt auf das neue Festgeldkonto zahlen Anleger also direkt auf das Konto der Betrüger ein. Die versprochene Festgeldanlage gibt es nicht, die Betrüger sacken das Geld ein und sind dann nicht mehr erreichbar. Der Versuch, das Geld über die Bank zurückzuholen, ist nahezu aussichtslos.

So schützen Sie sich vor betrügerischen Angeboten

Wer nicht auf solche Festgeld-Betrüger hereinfallen will, sollte folgende Punkte prüfen, bevor er sein Geld irgendwohin überweist:

  1. Seien Sie besonders vorsichtig, wenn Sie auf Werbung in sozialen Netzwerken oder in Messengern wie WhatsApp, Telegram und Co. stoßen. Betrüger haben sich mittlerweile auf diese Plattformen spezialisiert.
  2. Prüfen Sie, ob das Unternehmen, über das Sie Geld anlegen wollen, überhaupt eine Zulassung für Finanzdienstleistungen in Deutschland hat. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) stellt eine Liste bereit. Ist ein Unternehmen darin nicht zu finden: Finger weg!
  3. Die Stiftung Warentest, die BaFin und auch Rechtsanwalt Martin Wehrmann listen betrügerische Seiten auf. Prüfen Sie vor der Geldanlage, ob das Unternehmen auf einer der Listen steht.
  4. Schauen Sie ins Impressum der Internetseite. Hat der Anbieter eine Geschäftsadresse im Ausland, sollte man im Netz genauer recherchieren, um welchen Anbieter es sich handelt. Doch Achtung: Selbst wenn hier noch alles „normal“ aussieht, kann es sich um ein betrügerisches Angebot handeln.
  5. Unbekannte Anbieter sollten Sie auf jeden Fall anrufen und ihnen Fragen zum Produkt und der von Ihnen gesehenen Werbung stellen. Betrüger meiden in der Regel persönliche und telefonische Kontakte. Ist der Anbieter nie erreichbar, dann lassen Sie lieber die Hände davon.
  6. Unseriöse Anbieter begnügen sich zur Kontoeröffnung oft mit der Kopie Ihres Ausweises. Damit können sie dann noch weitere Straftaten begehen, Stichwort „Identitätsdiebstahl“. Bei seriösen Banken müssen Sie sich in der Regel via Video-Ident oder Post-Ident-Verfahren autorisieren.
  7. Bei unseriösen Angeboten wird oft Zeitdruck ausgeübt. Wenn Sie sich schnell entscheiden müssen, ist meistens etwas faul. Nehmen Sie von solchen Angeboten lieber Abstand.

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