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Rostock Zu Gast bei den Hunden des Meeres

Von Viviane Offenwanger | 18.07.2016, 12:00 Uhr

Hallo, ich bin Moe und erkläre euch heute mal meine Welt.

Ich bin zehn Jahre alt und gehöre in meiner Gruppe zu den Jüngsten – viele der anderen sind schon über 20 Jahre alt. In unserer reinen Männer-WG leben acht weitere Seehunde wie ich, zwei Seelöwen und sogar ein Seebär –  Fin ist mit seinem dunklen, vollen Fell  einem Bären  sehr ähnlich. Angst brauchen wir vor ihm aber nicht zu haben, er ist ganz lieb.

Mein Zuhause ist die Robbenforschungsstation in Hohe Düne, wo wir alle trainiert und erforscht werden. Wir scheinen sehr spannend zu sein.

Seehunde
Warum nennt man manche Robben eigentlich Seehunde? Sind sie etwa mit unserem Haustier, dem Hund, verwandt? Ja, das sind sie tatsächlich. Hunde und Seehunde gehören beide zu den Raubtieren und sind sich auch in ihrem Verhalten nicht ganz unähnlich, wie die Forscherin Frederike Hanke erklärt: „Robben sind genauso schlau und lernfähig wie Hunde. Und können ebenfalls mit Futter belohnt und gelockt werden.“ So lernen die Tiere spielerisch Kommandos wie „Schäm dich“, „Zunge raus“, Apportieren und mehr. Sie haben richtig Spaß daran und bleiben so fit im Kopf.

Besonders neugierig sind die Forscher auf unsere Sinne. Sie wollen herausfinden, wie wir schmecken, sehen, hören, tasten und riechen. Das ist so spannend, weil wir amphibisch leben – also im Wasser und an Land. Meine Freundin, die Forscherin Frederike Hanke, erklärt es meist so: „Menschen können an Land super sehen. Gehen sie aber ins Wasser, ist auf einmal alles verschwommen. Ist das aber bei den Robben auch so? Oder funktioniert das bei ihnen ganz anders? Das wollen wir herausfinden.“ Dafür machen sie viele Versuche mit uns, die für mich mehr interessante Spiele, als richtige Arbeit sind.

Einmal hat mir Frederike   horizontale (von rechts nachlinks) und vertikale (von oben nach unten) Streifenmuster gezeigt.  Mit meiner Schnauze musste ich dann immer die horizontalen Streifen berühren. Als Frederike sie immer schmaler machte, konnte ich irgendwann nicht mehr sehen, wo der horizontale Streifen war.  Alles war einfach grau und ich machte ganz viele Fehler. Da wusste sie, dass ich so schmale Streifen nicht mehr sehen kann.  Aber ich glaube, ich war ganz gut darin, Frederike war  sehr zufrieden.

Eigentlich bin ich eher ein Einzelgänger, aber mit den anderen Robben in der Station verstehe ich mich trotzdem gut. In die Haare geraten wir uns selten – das letzte Mal war eine Robbendame aus der Ostsee vor unserer Station. Da war ich ganz schön neugierig – sonst bekommen wir ja nur Menschenfrauen zu sehen.

Robben wie ich, nämlich Seehunde, sind in der Ostsee sehr selten. Wir bevorzugen  die Nordsee. Seelöwen wie unsere beiden findet man hier gar nicht. Sie kommen eigentlich aus dem warmen Kalifornien und Seebär Fin  aus Südafrika.

Wenn wir mal keine Lust auf Spielen und Lernen haben, ist das für die Forscher okay. Dann können wir uns einfach entspannt durchs Becken treiben lassen. Denn wir haben alle unseren eigenen Kopf. Marco zum Beispiel ist mit 34 Jahren unser Opa – und kann  stur wie ein Teenager sein. Doch die meiste Zeit sind wir ganz brav, sagen die Forscher. Sie geben uns  dann immer leckere Fische zur Belohnung. Am liebsten mögen wir Heringe und Sprotten. Aber auch an Aalen oder Schollen, die sich in unsere Forschungsstation verirren, knabbern wir gerne mal. Einer von uns – okay, ich verrate es euch, es ist Bill – erbeutet sich im Winter sogar ab und zu mal ein Blesshuhn. Aber nicht weiter sagen!

Wir Robben können in der freien Wildbahn bis zu 35 Jahre alt werden. Da man sich hier auf der Forschungsstation aber so gut um uns kümmert, werden wir hier bestimmt älter. Vielleicht sogar älter als 50 Jahre. Cool oder? Aber ich muss zugeben, ich bin ziemlich schwer... bis zu einhundert Kilo und mehr bringen meine Freunde und ich auf die Waage. Schämen brauchen wir uns dafür aber nicht. Denn im Wasser bewegen wir uns ganz elegant. Frederike sagt immer: „Wenn ich mit den Robben schwimme, fühle ich mich ganz unbeholfen. Man merkt, Wasser ist ihr Element.“ Recht hat sie. Aber trotzdem ist es für mich und meine Freunde ein echter Spaß, mit euch Menschen schwimmen zu gehen.

Auch mit dir würde ich das gerne mal machen, wenn du mindestens acht Jahre alt bist und schon schwimmen kannst. Melde dich   unter info@msc-mv.de, dann planschen wir in deinen Ferien zusammen in der Ostsee – aber Vorsicht, das Wasser ist salzig. Wer schon 18 Jahre alt ist, darf sogar mit mir tauchen. Wichtig ist, dass du dich zeitig anmeldest, denn ich bin als Spielpartner beliebt. Wenn du mir nicht so nah kommen magst, ist das auch okay. Dann zeige ich dir  trotzdem meine  Tricks.