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Wohnort entscheidend Stadt oder Land: Wie lange eine durchschnittliche Fahrt zur Schule oder Kita dauert

Von Alexander Barklage | 08.06.2023, 19:00 Uhr

Wie lange brauche ich, um mein Kind morgens zur Schule oder in die Kita zu bringen? Die Antwort ist für Eltern unterschiedlich - auch abhängig davon, ob sie auf dem Lande oder in der Stadt leben.

Wie lang der Schul- oder Kitaweg ihrer Kinder ist, beeinflusst den Tagesablauf vieler Eltern in Deutschland. Die Entfernung spielt auch eine Rolle dabei, ob Kinder allein oder begleitet den Weg zu Fuß oder etwa mit dem Rad bewältigen können. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat nun die Entfernungen näher unter die Lupe genommen. Zugrunde gelegt wurden hier Autofahrminuten. Viele Schulen und Kitas ermutigen Eltern und Kinder, den Wagen morgens stehen zu lassen - aber das geht nicht überall, auch abhängig von regionalen Strukturen.

95 Prozent der Kinder wohnen maximal sieben Minuten entfernt

Der IW-Untersuchung zufolge ist der Weg zur Grundschule oft relativ kurz: Rund 95 Prozent der Kinder wohnen maximal sieben Minuten Fahrzeit von einer solchen Schule entfernt. Für die Studie wurden die Adressen von 15.629 Grundschulen für Kinder bis 10 Jahre und 56.233 Kitas verwendet. Gut erreichbare Bildungs- und Kindertagesstätten seien für Eltern aber immer noch keine Selbstverständlichkeit, schreiben die Autoren der IW-Studie.

Mecklenburg-Vorpommern: Weg zur Kita elf Minuten im Schnitt

In zwei Prozent der Gemeinden beträgt die Fahrzeit demnach mehr als 15 Minuten. Sie liegen vor allem in ländlicheren Gebieten. Es gibt jedoch enorme Unterschiede zwischen den Bundesländern: In ländlich geprägten Regionen wie Mecklenburg-Vorpommern, wo die Kinderdichte relativ gering ist, beträgt die Fahrzeit für 95 Prozent der Kinder höchstens 11,4 Minuten. In Berlin hingegen mit einer hohen Kinderdichte sind es 3,6 Minuten.

Auch innerhalb der Bundesländer gibt es Unterschiede: Während Kinder in Gemeinden der Mecklenburgischen Seenplatte Fahrzeiten von über 20 oder sogar 30 Minuten in Kauf nehmen müssen, ist die Versorgung in Schwerin genauso gut wie im deutschlandweiten Durchschnitt.

Zu wenig Kitaplätze: Eltern müssen flexibel bleiben

Bei den Kitas zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: Nur in fünf Prozent der Gemeinden ist die Fahrzeit länger als fünf Minuten. Gebiete im ländlichen Mecklenburg-Vorpommern haben abermals längere Fahrtzeiten.

Die Städte und Gemeinden seien seit Jahren bemüht, den Ausbau von Kitas und Grundschulen so voranzutreiben, dass die Einrichtungen für alle gut erreichbar seien, sagte Alexander Handschuh vom Deutschen Städte- und Gemeindebund. Allerdings sei trotz enormer Ausbauanstrengungen der Kommunen die Betreuungssituation in Kindergärten und Grundschulen nach wie vor angespannt.

„Die Eltern müssen sich darauf einstellen, dass sie nicht überall den Wunsch-Kita-Platz um die Ecke erhalten können“, sagte Handschuh. „Insofern erwarten die Kommunen von Eltern auch eine gewisse Flexibilität.“ Dabei spiele es auch eine Rolle, ob Eltern die nächstgelegene Kindertagesbetreuung in Anspruch nähmen oder ob sie für ihre favorisierte Einrichtung einen längeren Weg in Kauf nähmen.

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