Ein Angebot des medienhaus nord

Lesertelefon zur Geldanlage Tipps für Sparer und Anleger in MV

Von Angela Hoffmann | 23.03.2022, 15:08 Uhr

Welche Anlageform ist die richtige für mich? Viele Leser nutzten unser Telefonforum mit Experten vom Bundesverband deutscher Banken.

Energiepreise auf Rekordhöhe, Ukraine-Krieg, Leitzinsen bei null und eine hohe Inflationsrate sorgen für Unsicherheit, nicht nur an den Finanzmärkten. Was können Sparer und Anleger tun? Bei unserem Lesertelefon und im Online-Chat beantworteten die Experten des Bundesverbandes deutscher Banken Elke Kröger, Ralf Schönfeld und Katrin Zurbrügg Fragen rund um die Geld- und Vermögensanlage.

Eine Erbschaft im sechsstelligen Bereich liegt derzeit auf verschiedenen Tagesgeld- und Girokonten. Ich habe gehört, dass man momentan Geld besser nur parken sollte. Ist das sinnvoll?

Die Antwort ist abhängig von Ihrer individuellen Vermögenssituation und Ihren Wünschen und Zielen. Daher ist zunächst eine ausführliche Beratung sinnvoll. Derzeit haben wir in Deutschland eine Inflation von über fünf Prozent, Geld auf dem Konto verliert immer mehr an Kaufkraft. Und häufig werden Verwahrentgelte verlangt, ab unterschiedlichen Freibeträgen. Unter diesen Aspekten sind hohe Beträge auf Tagesgeld- und Girokonten wenig sinnvoll. Hier sollte nur Geld für monatliche Kosten sowie kurzfristige Ausgaben wie etwa Urlaub, Auto, Renovierung liegen, plus eine eiserne Reserve. Der Rest könnte breit gestreut in verschiedene Anlageklassen, mit unterschiedlichen Laufzeiten angelegt werden. Für jeden Anlegertyp – ob sicherheitsorientiert oder gewinnorientiert – gibt es gute Lösungen.

Ich habe gelesen, dass sich Fondssparen mit ETFs lohnen soll. Stimmt das?

Grundsätzlich ist Fondsparen sehr sinnvoll. Bereits ab 25 Euro im Monat kann langfristig Vermögen aufgebaut werden. Durch den monatlichen Kauf zum festen Betrag werden bei hohen Kursen wenig Anteile und bei niedrigen Kursen viele Anteile gekauft. Dadurch ergibt sich ein guter Durchschnittskurs – der sogenannte Cost-Average-Effekt. Fondssparen ist sehr flexibel, die Beiträge können jederzeit verändert und sogar ausgesetzt werden. Auf das angesparte Kapital können Sie täglich zum aktuellen Marktpreis zugreifen. Trotzdem sollte die Anlagedauer mindestens etwa fünf Jahre sein, eher noch länger. Ob nun ein Sparplan mit ETF („Exchange Traded Fund“) oder aktiv gemanagtem Fonds, das ist abhängig von Ihrer Zielsetzung und persönlicher Präferenz.

Was unterscheidet ETFs von gemanagten Fonds?

Ein ETF bildet in der Regel einen Index nach, wie beispielsweise den DAX, und hat keinen Fondsmanager. Daher sind die Kosten oft günstiger. Die Wertentwicklung eines ETFs richtet sich nach dem Index, auf den er aufbaut. Er macht also alle Schwankungen mit, nach oben und nach unten. Bei einem gemanagten Fonds kümmert sich der Fondsmanager um die Anlagen und kann flexibler auf Änderungen an den Kapitalmärkten reagieren. Dafür sind die Kosten etwas höher. Ist der Fondsmanager gut, kann er eine höhere Rendite als beim vergleichbaren ETF erzielen.

Wir sind 77 Jahre alt, verheiratet und haben 150.000 Euro übrig, Teilbeträge wurden bereits an die Kinder übertragen. Unsere Ausgaben sind durch Renteneinkünfte gedeckt. Ein Ehepartner ist pflegebedürftig, wir können nicht zur Bankberatung gehen und scheuen Investitionen wegen unseres Alters. Was können wir tun?

Ein Teil der Summe sollte liquide bleiben, etwa auf einem Tagesgeldkonto, um die laufenden Pflegekosten abzusichern und als Reserve für Notfälle. Und denken Sie auch an den anderen Partner: Je nach aktuellem Gesundheitszustand sollte auch für diesen das Pflegerisiko berücksichtigt und entsprechend Geld zur Seite gelegt werden. Den Rest könnten Sie längerfristig anlegen. Eine konservative Möglichkeit wäre eine Anlage mit Kapitalschutz. So können Sie von Börsenentwicklungen profitieren, aber Kapitalschutz kostet Rendite. Den Verlust durch die aktuelle Inflationsrate von über fünf Prozent könnten Sie vermutlich nicht komplett ausgleichen, aber immerhin deutlich abmildern. Fragen Sie bei Ihrer Bank nach einer Telefon- oder Videoberatung, damit Sie beide teilnehmen können.

Ich soll wegen meines Prämiensparvertrags zur Beratung kommen, möglicherweise soll der Vertrag gekündigt werden. Ist das rechtens?

Das hängt von den Bedingungen ab. Sie könnten den Sparvertrag juristisch prüfen lassen, gegebenenfalls könnten Sie Hilfe über die Verbraucherzentrale einholen. Überprüfen Sie jedoch auch, ob sich der Vertrag angesichts der Inflationsrate und möglicher Verwahrentgelte überhaupt noch rentiert. Vielleicht sind andere Anlageformen, über die Sie Ihre Hausbank gerne berät, doch attraktiver.

Was passiert mit Aktienfonds, wenn die Zinsen steigen?

In den letzten Monaten haben wir gesehen, dass die Aktienmärkte von den Zinsdiskussionen der internationalen Zentralbanken negativ beeinflusst waren, da höhere Zinsen auf den ersten Blick Aktienrenditen unattraktiver machen. Es gibt auch Aktien, die von steigenden Zinsen profitieren können, Finanztitel zum Beispiel. Die Zinsen werden aber nicht so schnell steigen und langfristig gesehen haben Anleger bisher mit Aktien immer die höheren Ertragschancen gehabt.

Ich bin 46, Angestellter und frage mich, ob es sinnvoll ist, in eine vermietete Immobilie zu investieren, die im Rentenalter selbst genutzt werden soll?

Grundsätzlich ist es sinnvoll, Geld in eine Immobilie zu investieren, aber es hängt immer vom Einzelfall und Objekt ab. Bei späterer Selbstnutzung entfallen die Kosten für die Miete und es bleibt mehr von der Rente übrig. Es sollte darauf geachtet werden, dass der Immobilienkredit bei Rentenbeginn zurückgezahlt ist.

10.000 Euro haben wir (Ehepaar Ende 60) bereits in offene Immobilienfonds angelegt. Der große Rest unserer Ersparnisse liegt zinslos auf Tagesgeld- und Girokonto. Wie könnten wir das Geld besser anlegen?

Achten Sie auf eine gute Mischung unterschiedlicher Anlageklassen, um das Risiko zu mindern. Wenn Sie längerfristig orientiert sind, sind Mischfonds grundsätzlich geeignet, um mehr Rendite zu bekommen als auf dem Konto. Mischfonds legen flexibel und je nach Marktlage in Aktien, Anleihen und weiteren Anlageklassen wie Rohstoffe und Edelmetalle an. Je nachdem, wie risikobereit Sie sind, sollte die Höhe des Aktienanteils ausfallen: Ein höherer Aktienanteil bedeutet mehr Kursrisiko, aber auch höhere Renditechancen.

Sind langfristige festverzinsliche Rentenpapiere aktuell interessant?

Nein, bei steigenden Zinsen drohen gerade bei langfristig festverzinslichen Wertpapieren Kursverluste. Wenn überhaupt, dann sollten nur kurzlaufende festverzinsliche Wertpapiere gekauft werden.

Wie kann ich mein Geld anlegen, wenn ich noch keine Erfahrungen habe?

Welche Anlageform für Sie die richtige ist, kann Ihnen am besten ein Anlageberater Ihrer Hausbank sagen. Nach einem detaillierten Beratungsgespräch über Ihre Ziele, den Zeitrahmen, Ihre Risikomentalität und die Vermögenswerte kann ein individueller Vorschlag folgen. Als Basis und für eine breite Streuung kommen konservativere Anlageformen wie Mischfonds und offene Immobilienfonds infrage. Wer höhere Renditechancen möchte, kann dies mit Aktienfonds ergänzen. Überlegen Sie, größere Beträge schrittweise zu investieren, um zu vermeiden, einen ungünstigen Einstiegszeitpunkt zu treffen.

Lohnt es sich jetzt trotz stark schwankender Kurse in Aktien und ETFs anzulegen?

Noch ist nicht klar, wie es im Ukraine-Krieg weitergeht, daher werden die Schwankungen wohl auch noch eine Zeitlang bleiben. Bei Einzelaktien sollten Sie genau hinschauen und auf Qualitätsunternehmen mit nachhaltigen Geschäftsmodellen achten, die Marktführer der jeweiligen Branche sind. Um nicht gerade zu einem völlig ungünstigen Zeitpunkt zu investieren, wäre es besser, zeitlich versetzt über mehrere Monate mit Teilbeträgen zu investieren. Für eine breite Streuung bieten sich statt Einzelaktien bewährte Aktienfonds an. Die breite Streuung mindert das Risiko.

Ist es empfehlenswert, wenn meine 37-jährige Tochter eine Altersvorsorge über Aktienfonds aufbaut?

Ja, da Ihre Tochter noch jung ist, hat sie mit Aktienfonds die beste Möglichkeit, eine gute Altersvorsorge aufzubauen. Um steuerliche Vorteile zu nutzen, kann sie überlegen, ob eine fondsgebundene Rentenversicherung in Frage kommt. Dabei werden die Fondsanteile in eine private Rentenversicherung investiert. Bei einer Laufzeit von mindestens zwölf Jahren und Verfügung ab dem 62. Lebensjahr braucht Sie bei einer späteren Kapitalauszahlung nur die Hälfte des Gewinns mit ihrem dann bestehenden Steuersatz zu versteuern.

Außerdem profitiert Sie von einem höheren Zinseszinseffekt, da während der Laufzeit keine jährliche Steuerbelastung erfolgt. Dagegen sind die Kosten für die fondsgebundene Rentenversicherung zu stellen. Am Ende der Laufzeit kann sich Ihre Tochter dann entscheiden, ob sie eine monatliche Rente, eine Kapitalauszahlung oder einen Mix dieser beiden Varianten wünscht. Ein Bankberater kann ihr an einem konkreten Beispiel die Unterschiede zwischen einem Aktienfondssparplan und einer Fondsrente zeigen.

Die Fragen und Antworten aus dem Chat

Zum Thema: Senioren in MV entdecken Hausverkauf für Leibrente

TEASER-FOTO: