Kommentar : MV braucht die Strom-Trassen
Merkel bekommt bei der Debatte um die Nord-Süd-Leitungen bei der Energiewende Schützenhilfe aus Schwerin
Theaterdonner erschüttert die Energiewende. Jenseits aller hitzigen Strompreis-Debatten zeigt sich gerade: Über Erfolg oder Scheitern des gewagten Pionierprojekts entscheidet der Ausbau der Stromnetze. Die Bundeskanzlerin versucht, die Gemüter zu beruhigen. Sie kann es nicht freuen, dass die Debatte um neue Nord-Süd-Leitungen aus den Fugen geraten ist. Gerade in Bayern kämpfen die Bürger gegen Monstertrassen. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) gibt dem eine politische Stimme – es ist Wahlkampf in Bayern.
Angela Merkel bekommt Schützenhilfe aus ungewohnter Richtung. Zwar ist der Ton zwischen SPD und CDU seit der Großen Koalition in Berlin sichtlich milder geworden. Aber, dass sich jetzt ein Energieminister aus MV, Christian Pegel (SPD), Seehofer in den Weg und Merkel an die Seite stellt, das ist ungewöhnlich. Aber nicht verwunderlich.
Das gesamte Projekt der Energiewende in MV wie es seit zehn Jahren vorangetrieben wird, hängt an den Stromtrassen. Kein Gaskraftwerk in Lubmin, keine Windkraftnutzung auf hoher See, keine neuen Windräder auf dem Lande, wenn der Strom nicht transportiert werden kann. Im Vorjahr wurden 135 neue Windräder errichtet. Das war die drittgrößte Neubauanzahl im Vergleich aller Bundesländer. Die Investitionen nehmen Fahrt auf.
Aber die Landesregierung in Schwerin weiß auch, dass ihr ehrgeiziges Vorhaben, MV zu dem Land der Grünen Energie zu machen, nur dann Erfolg haben wird, wenn die Investoren ihren Ökostrom an den Kunden bringen können. Das ist nichts Neues, sondern von Anbeginn an Kern der Diskussion um die Energiewende zwischen Berlin und Schwerin. Dabei ging es immer um das Wie und um Geld, nicht um das Ob. Die Seehofer-Einwände geben dem nun neues Feuer. Wenn die Frage der Trassen nicht geklärt wird, wird die Energiewende scheitern.
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