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Theodor Körner Kampfgefährte bewahrt Andenken

Von Hans Kenzler/ Adelheid Martens | 15.10.2016, 00:00 Uhr

Ludwig Wiechelt hatte viele Jahre die Oberaufsicht über Theodor Körners Grab und bekam von dessen Mutter die Uhr des Dichters

Im Jahr 1813 trat der Ludwigsluster Ludwig Wiechelt als Freiwilliger in das Corps der mecklenburgischen reitenden Jäger ein. Es war auch das Corps des Dichters Theodor Körner, dessen Geburtstag sich in diesem Jahr zum 225. Mal jährte. Und es war das Jahr, in dem Körner am 26. August in einem Gefecht bei Rosenow fiel. Nach Körners Beisetzung in Wöbbelin ließ Wiechelt an der Eiche neben dem Grab einen Spruch anbringen, um an Theodor Körner zu erinnern.

Auch in den kommenden Jahren sollte die letzte Ruhestätte des Dichters im Leben von Ludwig Wiechelt eine Rolle spielen. Im Jahr 1826 übernahm er die Oberaufsicht der Körnergräber in Wöbbelin, wo inzwischen auch Körners Schwester Emma beigesetzt worden war.

Wer war nun aber dieser Ludwig Wiechelt? Er wurde am 17. November 1792 als Sohn eines herzoglichen Kammerdieners in Ludwigslust geboren. Seine Schulausbildung erhielt er auf der Waisenhausschule in Halle. Danach begann er an der dortigen Universität seine juristischen Studien, bevor er sich 1813 dem Kampf gegen die napoleonische Fremdherrschaft anschloss. Unter Herzog Gustav nahm er am 10. Dezember 1813 am Gefecht von Sehestedt teil. Nur neun Reiter blieben an diesem Tag unverletzt.

Nach Auflösung des Corps setzte Wiechelt im Herbst 1814 seine Studien in Halle fort. Ab Sommer 1816 studierte er zur Vervollständigung seiner vorangegangenen Ausbildung an der Universität Rostock und bestand im Jahre 1818 sein Examen als Gerichtsverwalter. In dieser Funktion arbeitete er ab dem gleichen Jahr in Ludwigslust. Zusätzlich übernahm er als Stellvertreter die Oberaufsicht der Körnergräber, die man ihm nach dem Tod von Gerichtsrat Wend als Oberaufsicht übertrug.

Wiechelt trat zunächst in brieflichen Kontakt zur Familie Körner. Am 13. August 1827 schrieb Theodors Vater Gottfried Körner, der als Jurist und Schriftsteller tätig war, an Wiechelt: „Ew. Wohlgebohren haben mich sehr durch die Nachricht erfreut, dass Sie ein Kriegs-Kamerad meines Sohnes gewesen sind und der Verfasser des Gedichts waren, das ich 1814 an der Eiche über dem Grabe fand. Von einem solchen Manne bin ich sehr bereit jede Gefälligkeit mit verbindlichem Dank anzunehmen und wünsche nur Gelegenheit zu haben, ihn durch einen Händedruck von meiner Hochschätzung und Erkenntlichkeit zu überzeugen.“ Aus diesen Briefkontakten sollte sich bald eine Freundschaft entwickeln. Der Vater, ein Freund Schillers, starb 1831 und wurde ebenfalls in Wöbbelin beigesetzt. Im Jahre 1837 ließ die Mutter Theodor Körners durch Ludwig Wiechelt die Werke ihres Sohnes als Gesamtausgabe vorbereiten. Wiechelt sollte bis ins Jahr 1862 für die Sicherheit der Körnergräber verantwortlich sein.

Zwei Monate nachdem er diesen Posten wegen Krankheit aufgegeben hatte, erfolgte seine Pensionierung. Gleichzeitig wurde er vom Großherzog Friedrich Franz II. zum Hofrat ernannt. Die Mutter Körners schenkte Wiechelt für dessen Arbeit und Sorge um die Grabpflege zum Dank Theodors Taschenuhr, die dieser bei seinem Tod getragen haben soll. Der Großherzog bewilligte unter ehrenden Worten den Antrag Wiechelts auf Entlassung aus der Oberaufsicht. Sein Nachfolger im Amt des Gerichtsverwalters wurde 1860 der ehemalige Regiments-Auditeur Gustav Steffen.

Nach mehreren Schlaganfällen starb Wiechelt am 12. Dezember 1862. „Die in seiner Familie aufbewahrten Reliquien und Schriftstücke des Körnerschen Hauses bieten für Mit-und Nachwelt eine Quelle reicher gemütlicher Anregung und geschichtlicher Belehrung“, so das Ludwigsluster Wochenblatt im Jahre 1888.

Die Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin haben den 225. Geburtstag des Dichters Theodor Körners mit einer Veranstaltungsreihe gefeiert, am 19. Oktober findet die Finissage zur Sonderausstellung „Theodor Körner im Wandel der Zeit“ statt.