Wie der in Sternberg geborene Alexander Behm von einem mittelmäßigen Schüler zum großen Erfinder wurde
„Das Radar hat’s vorausgeseh’n, das Echolot hat gewarnt….“ Als die Neue Deutsche Welle in den 1980er-Jahren durch die Radios schwappt, hatte Peter Schilling mit seiner „Terra Titanic“ einen Riesenhit – aber es war völlig falsch, was er da sang. Denn das Echolot konnte 1912 noch nicht warnen, weil es noch gar nicht erfunden war.
Im Jahre 1880 wurde in Sternberg Alexander Behm geboren. In einem schmucklosen Haus mit heller Putzfassade in der Kütiner Straße. Schon ein Jahr später zog die Familie nach Rehna, danach nach Parchim. Dort besuchte Behm das Friedrich-Franz-Gymnasium. Doch der Vater war Postbeamter, Versetzung folgte auf Versetzung. Nächste Station war Hadersleben, im heutigen Dänemark. Alexander Behm beendete hier die Schule mit der Mittleren Reife, aber offenbar ohne großartige Leistungen. „Er war immer ein schlechter Schüler und hat manche Klasse wiederholen müssen“, schrieb ein Biograf. Aber der junge Mann war wohl handwerklich begabt und ging in die Lehre bei einem Büchsenmacher. Doch schon nach einem Jahr nahm er ein Studium der Elektrotechnik an der Technischen Hochschule in Karlsruhe an. Auch hier scheiterte Behm, er brach das Studium ab. Trotzdem nahm ihn die Hochschule als Assistenten am Physikalischen Institut auf. Hier machte er seine erste Erfindung, das Behm-Sonometer.
Dann die Katastrophe: Am 14. April 1912 kollidiert die „Titanic“ im Nordatlantik mit einem Eisberg, rund 1500 Menschen sterben beim Untergang des damals größten Schiffes der Welt. Ein Ereignis, das Alexander Behm sehr bewegte. Er war zu dieser Zeit Leiter einer physikalisch-technischen Versuchsanstalt in Wien und wollte ein Gerät entwickeln, das vor Eisbergen warnen und Tiefenmessungen vornehmen konnte. In Kiel kaufte er ein ausgemustertes Kanonenboot und baute es zum Laborschiff um. Jetzt hatte er die Möglichkeit, die Ausbreitung von Schallwellen im Wasser zu erforschen. Das Ergebnis war sein Echolot. Bereits 1913 bekam er das Reichspatent für seine Erfindung.
Behm beschränkte sich nicht nur aufs Wasser. Er arbeitete mit den Zeppelinwerken, um sein „Behm-Lot“ auch in der Luftfahrt einsetzbar zu machen. Die Folge waren Ehrungen in den Niederlanden und in Frankreich. Die Kieler Universität ernannte ihn zum Ehrendoktor. Und zu seinem 50. Geburtstag verlieh ihm seine Geburtsstadt Sternberg die Ehrenbürgerwürde. Behm bedankte sich artig, aber mit dem Hinweis, dass er in seiner Vaterstadt nur ein Jahr gelebt habe.
Die Sternberger ficht das heute nicht an. Eine Plakette ist am Behm’schen Geburtshaus angebracht, im Museum gibt es eine kleine Ausstellung. Und die Gesamtschule trägt den Namen „Alexander Behm“. Auch andere Städte vereinnahmen Behm gerne. In Parchim ist an der heutigen Goethe-Schule ebenfalls eine Gedenktafel angebracht, in Kiel gibt es den „Behmweg“ und in seinem Sterbeort Tarp ist der „Behm-Ring“ zu finden und auch die Schule trägt seinen Namen. Im Schiffsmuseum in Kiel wird eine ganze Reihe von Dokumenten zu Alexander Behm aufbewahrt.
Als der Erfinder am 22. Januar 1952 starb, hinterließ er 110 Patente. Darunter auch ganz überraschende, wie zum Beispiel die „Behm-Fliege“ – Behm war ein großer Angler. Alexander Behm hat nur ein Jahr in Sternberg gelebt. Die Stadt hält sein Andenken in Ehren, wenngleich sie heute weder mit der Seefahrt noch mit der Luftfahrt etwas zu tun hat. Aber Angler, die gibt es in der kleinen Stadt auf jeden Fall.
