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Debatte zur Landtagswahl MV Unternehmer verdienen mehr Anerkennung

Von Andreas Frost | 26.07.2016, 20:51 Uhr

Spitzenkandidaten waren sich bei Wahlforum der IHK Rostock nur bei wenigen Wirtschaftsthemen einig

Ministerpräsident Erwin Sellering hat den Unternehmern in Mecklenburg-Vorpommern angeboten, einen Pisa-Test zu absolvieren. Zumindestens jenen Firmenchefs, die sich über die schlechte Vorbildung der Auszubildenden im Land pauschal mokieren, würde der SPD-Politiker anhand des Tests gern zeigen, was Schülerinnen und Schülern hierzulande abverlangt werde. Auch seinem Vize-Regierungschef Lorenz Caffier (CDU) forderte er auf, sich Kitas und Schulen von innen anzuschauen, wo tolle Arbeit geleistet werde. In den Kindergärten werde keineswegs nur gemeinsam im Kreis gelaufen und sich an den Händen gefasst, wie Caffier es überspitzt dargestellt hatte, schurigelte Sellering Caffier.

Beim letzten Thema des gut besuchten Wahlforums der Industrie- und Handelskammer (IHK) am Dienstagabend in Rostock wurden die Unterschiede zwischen den Parteien am deutlichsten. Während CDU, Linke und AFD eher für Ordnung und Disziplin und gegen einen „Akademisierungswahn“ an den Schulen und Universitäten eintraten, betonten SPD, Grüne und FDP eher die umfassende Bildungschancen für alle auf allen Ebenen.

Es seien „die wichtigsten politischen Parteien“ eingeladen worden, erläuterte der Rostocker IHK-Hauptgeschäftsführer Jens Rademacher zu Beginn der Veranstaltung. Sellering und Caffier hatten bereits am Abend zuvor bei der IHK in Schwerin mit Helmut Holter (Linke) und Johannes Saalfeld (Bündnis 90/Grüne) diskutiert. Um die AFD nicht einladen zu müssen, hatte die Schweriner Kammer auch die FDP nicht berücksichtigt.

In Rostock wurde das etablierte Quartett flankiert von der FDP-Spitzenkandidatin Cècile Bonnet-Weidhofer und vom AFD-Spitzenkandidaten Leif-Erik Holm. Da Moderator Andreas Ebel vorgab, sich auf die Wirtschaftspolitik zu konzentrieren und nicht über Asylpolitik zu reden, fand eine Auseinandersetzung mit den rechts-konservativen Thesen der AFD nicht statt. Selbst die wirtschaftspolitisch wichtige Europäische Union, die von der AFD infrage gestellt wird wie von keiner anderen Partei, spielte in der Diskussion keine Rolle.

Nur einmal ging Sellering Holm direkt an, als dieser eine Änderung des deutschen Steuerrechts zugunsten der Kommunen forderte. Das würde Mecklenburg-Vorpommern insgesamt im Bund schlechter stellen, weshalb er dagegen kämpfen würde, so Sellering. Holm war der Einzige, der die Förderung des Flughafens in Laage auf längere Sicht infrage stellte. Alle anderen setzten sich für die weitere Unterstützung des Airports ein.

Bonnet-Weidhofer argumentierte nicht nur für Bürokratieabbau, Infrakstrukturausbau und mehr Kitaplätze. Sie stellte als Einzige die Ladenschlusszeiten auf den Prüfstand. Die fünf anderen können offenbar mit den jetzigen Schlusszeiten wie auch mit der Sonntagsöffnung in 77 Urlaubsorten (Bäderregelung) gut leben. Sellering freute sich sogar, dass die Gewerkschaft Verdi mit einer Klage dagegen gescheitert ist.

Einig waren sich alle Kandidaten, dass das Unternehmer mehr Anerkennung verdienten. Und sie sollten sich nicht dafür entschuldigen müssen, so Caffier, dass sie Geld verdienen wollten.