Vom perfekten Schnitzel und der Art, Eier zu trennen: Koch-Profi weiht Küche an Grundschule ein und hilft beim „Experimentieren“
Palatschinken, Pflaumenkuchen, Kartoffel-, Bohnen- und gemischter Salat, Nudeln mit Tomatensoße und Hackbällchen – die Viertklässler der Crivitzer Fritz-Reuter-Schule haben gestern groß aufgetischt. Immerhin hatten sie prominenten Besuch: Fernseh-Koch Tim Mälzer kam zum Mittagessen vorbei und gab den einen oder anderen Profi-Tipp. Zum Beispiel, dass Naschen beim Kochen immer erlaubt ist. „Man muss ja auch probieren, was man sich und den Anderen anbietet“, sagt der Gourmet.
Mälzer ist das Gesicht des Präventionsprojektes „Klasse kochen“, das unter anderem vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ermöglicht wird. Mittels eines Wettbewerbes, bei dem jährlich zehn Schulen eine Übungsküche spendiert bekommen, wird Schülern ein Gespür für ausgewogene Ernährung vermittelt. Die Fritz-Reuter-Schule hat bereits 2014 an „Klasse kochen“ teilgenommen.
Bundesweit hatten sich damals 162 Schulen mit einem Video beworben. Die damaligen Viertklässler schickten die „Meuterei im Kühlhaus“ ein, eine Produktion, in der verschiedene Lebensmittel am Flughafen aufeinander treffen, die allesamt beklagen, dass sie nicht so weit zu ihren Verbrauchern reisen wollen. „Die Kinder sollten verstehen, warum regionale Kost gut ist“, erklärt die stellvertretende Schulleiterin Ines Becker. Ernährungsbildung sei nicht im Stundenplan verankert, könne aber im Sachkundeunterricht behandelt werden. „Wir sehen da Bedarf. Beim gemeinsamen Frühstück mit den Kindern stellen wir oft fest, dass die Brotdosen voller Zucker sind.“ Die Fritz-Reuter-Schule konnte mit ihrem Video punkten. In Kooperation mit dem Schulträger, der Stadt Crivitz, wurde der Umbau der vorhandenen Schulküche genehmigt und finanziert. Die Möbel und Geräte wurden 2015 als Preis übergeben.
Dass Tim Mälzer erst jetzt zum gemeinsamen Kochen kam, liegt am prall gefüllten Terminkalender des TV-Stars. Schließlich ist er nicht nur für „Klasse kochen“ unterwegs, sondern auch mit Fernsehproduktionen, er schreibt fleißig an Kochbüchern und ist außerdem Restaurantchef. Darüber hinaus ist der 45-Jährige im Mai das erste Mal Vater geworden. Umso mehr liegt es ihm am Herzen, Kindern die Chance zu geben, sich fürs Kochen zu begeistern. Er wolle keine „Mini-Tim-Mälzers“ heranziehen, vielmehr ginge es darum, dass die Kinder „rumexperimentieren und kreativ sind.“ Das gemeinsame Kochen als Prozess des Sozialisierung sei in Vergessenheit geraten, ebenso wie das gemeinsame Essen. Eine halbe Stunde am Tag zusammenzusitzen, stärke den familiären Zusammenhalt. Mälzer empfiehlt: „Eltern sollten ihren Kindern einmal in der Woche den Einkauf für das Abendessen überlassen. Kinder greifen intuitiv zu den Sachen, die ihnen optisch gefallen. Da ist auch viel Gesundes dabei.“
Dank Tim Mälzer weiß Schüler Moritz, wie Tomatensoße nicht anbrennt. Rosalie hat gelernt, dass sich Eier am besten in der Hand trennen lassen. Lilly kennt nun eine neue Methode, Kartoffeln klein zu schneiden, und Mattjas kann jetzt das perfekte Schnitzel zubereiten. „Dass Kinder nicht am Kochen interessiert sind, stimmt nicht“, sagt Mälzer. „Kinder wollen wahrgenommen werden, das Gefühl bekommen, etwas richtig zu machen – auch in der Küche. Ich bin begeistert, wie viel sie können. Wir sind in keinem Restaurant.“ Und dennoch seien die Fleischbällchen perfekt. „Die Rechte an dem Rezept gehören dem, der es zuerst veröffentlicht“, scherzt Mälzer und lobt Mattjas, der sie gemacht hat.

