30 Einbrüche mit 450 000 Euro Schaden. Ermittler fahnden seit Monaten nach einer Einbrecherbande – nun wurden erste Tatverdächtige festgenommen.
Die Beamten hatten sich in der Nacht zum Montag an der Autobahn 20 zwischen zwei Ortschaften in der Mecklenburgischen Seenplatte postiert. Dass die Einbrecher, nach denen seit Wochen gefahndet wird, die A20 als Fluchtroute benutzten, war den Ermittlern bekannt. In dieser Nacht stoppen die Beamten vier Männer in zwei Fahrzeugen und kontrollieren sie. Die Polizisten finden Taschenlampen und Einbruchswerkzeuge. Nach einer Serie von 30 Einbrüchen in Agrarbetrieben mit einem Schaden von 450 000 Euro ist ihnen ein erster Durchbruch gelungen.
Einen Tag später verkündet die Polizei in Neubrandenburg: Die vier festgenommenen Männer im Alter zwischen 23 und 40 Jahren gelten als Tatverdächtige und sollen einer Einbrecherbande aus Polen angehören. Das Quartett soll den Ermittlungen zufolge in den vergangenen drei Monaten insgesamt elf Einbrüche und Diebstähle mit einem Schaden von insgesamt rund 200 000 Euro begangen haben, wie eine Polizeisprecherin erklärt. Gegen zwei der Männer erlässt das Amtsgericht Neubrandenburg am Dienstagnachmittag Haftbefehle wegen Fluchtgefahr. Die beiden mutmaßlichen Komplizen kommen auf freien Fuß.
Von den Einbrüchen waren zahlreiche Agrarbetriebe in Vorpommern und im Osten der Seenplatte – teilweise auch mehrfach – betroffen, darunter in Neuenkirchen, Bartow, Grapzow, Grischow, Werder, Warlin und Brunn. Gestohlen wurden meistens Werkzeuge, große Mengen Pflanzenschutzmittel und zum Teil auch Maschinen.
Die vier Männer werden unter anderem verdächtigt, binnen einer Nacht im September mehrere Einbrüche in Grapzow begangen zu haben. Erfahrene Kripo-Beamte sprachen von einem „regelrechten Raubzug.“ Die Täter drangen in zwei landwirtschaftliche Betriebe, in Räumlichkeiten der Feuerwehr, in einen Werkstatt- und Garagenbereich sowie in zwei Container auf dem Sportplatz ein. Einem der Landwirte wurden hochwertige Pflanzenschutzmittel im Wert von rund 20 000 Euro gestohlen. In Verbindung gebracht wird das Quartett zudem mit einem Einbruch in Neuenkirchen, bei dem ein Schaden von 37 000 Euro entstand. Zur Last gelegt wird ihnen auch der Diebstahl von drei Kleintraktoren im August in Grischow. Mitte Juli sollen sie Pflanzen- und Unkrautvernichtungsmittel in Bartow entwendet haben.
Die betroffenen Landwirte hatten bereits nach den ersten Vorfällen Vermutungen geäußert, dass es sich um eine organisierte Tätergruppe handeln könnte und die gestohlenen Waren für den osteuropäischen Markt bestimmt seien. Ein Kilogramm Pflanzenschutzmittel könne bis zu 1200 Euro kosten. „Aufgrund der strengen Kontrollen in Deutschland könnte man das hier aber gar nicht weiterverkaufen. Der Markt dafür liegt jenseits der Grenze“, erklärte ein Landwirt gegenüber unserer Zeitung.
Auch die Polizei ordnete die Täter der organisierten Kriminalität zu und vermutete hinter den Einbrüchen ebenfalls eine Bande aus Osteuropa. Eine Extra-Ermittlungsgruppe wurde eingerichtet. Das Team untersucht in dem Zusammenhang insgesamt 30 Fälle im Umfeld der A20. Die erfolgreiche Kontrolle in der Nacht zum Montag an der Autobahn war offenbar geplant. „Das war kein Zufallstreffer“, sagt die Polizeisprecherin. Die Verdächtigen konnten durch abgestimmte Fahndungsmaßnahmen gestellt werden. „Die Ermittler waren über Monate hinweg an dem Fall dran“ sagt die Sprecherin weiter.
Weitere Details will die Polizei aufgrund der laufenden Ermittlungen nicht nennen. 19 Einbrüche und Diebstähle in der Region sind noch nicht aufgeklärt, womöglich gibt es noch weitere Bandenmitglieder.